Stuttgart. 4500 gut gelaunte Akteure, 200 000 ZuschauerInnen: Die bunte, fröhliche CSD-Parade am Samstag, 25. Juli, durch die Stuttgarter Innenstadt erwies sich erneut als Publikumsmagnet. Nach Einschätzung Christoph Michls vom Vorstand der Interessengemeinschaft CSD Stuttgart mobilisiert der Streit um den neuen Bildungsplan der grün-roten baden-württembergischen Landesregierung die Bewegung. Aber auch die Ehe für alle war immer wieder Thema.
Etwas weniger Pracht und weniger Glitter als im Vorjahr, als 220 000 Menschen die Straßen säumten – aber erneut eine große Vielfalt der teilnehmenden Gruppen. Sie zeigten Stuttgart als bunte, weltoffene Stadt: Das war der Eindruck unserer BerichterstatterInnen von der Parade. Einige hätten sich allerdings stärkere politische Akzente gewünscht.
Grüne Jugend thematisiert „Demo für alle“
„Akzeptanz! Was sonst?“ war das Motto der Parade für eine vollständige rechtliche Gleichstellung von Schwulen, Lesben oder Transgendern. Der neue Bildungsplan der grün-roten Landesregierung, der mehr Verständnis und Akzeptanz für sexuelle Vielfalt an den Schulen wecken soll, ruft jedoch immer wieder eine Rechte Allianz um angeblich besorgte Eltern auf den Plan. Er beflügelt aber auch deren Gegner. „Demo für alle? Akzeptanz für alle!“ zeigte etwa ein Transparent der Grünen Jugend bei der Parade.
Die Strecke führte von der Böblinger Straße im Stuttgarter Süden über den Marienplatz, die Tübinger Straße, die Eberhardstraße, die Markt- und Münzstraße zum Karlsplatz. Die Abschlusskundgebung war auf dem Schlossplatz.
Schirmherr lief in städtischer LSBTTIQ-Fußgruppe mit
Dort machte sich Christoph Michl erneut für die rechtliche Gleichstellung der Homo-Ehe stark. Oberbürgermeister Fritz Kuhn, Schirmherr des CSD, hatte die Parade mit seiner Frau Waltraud Ulshöfer begleitet. Er lief in der städtischen LSBTTIQ-Fußgruppe mit, die sich nach Angaben der Stadt zum zweiten Mal beteiligte.
Er stehe als OB an der Seite derer, „die Anerkennung, Respekt und Gleichberechtigung für Menschen gleich welcher sexuellen Orientierung oder Identität einfordern“, betonte Kuhn. Vielfalt sei Bereicherung. Diskriminierung und Diffamierung hätten keinen Platz in Stuttgart.
Kämpferische Rede von Alfonso Pantisano
Großen Anklang fand eine kämpferische Rede Alfonso Pantisanos aus Berlin, des Bruder des Geschäftsführers der SÖS-Linke-PluS-Fraktion im Stuttgarter Gemeinderat. Alfonso Pantisano ist einer der Mitgründer der Berliner Initiative „Enough is Enough – Open your mouth“ („Genug ist genug – Mach Deinen Mund auf“) , die sich für die Gleichberechtigung von Homosexuellen einsetzt. „Wir sind keine Bürger zweiter Klasse“, stellte er klar.
Bernd Riexinger, Bundesvorsitzender der Linken und designierter Spitzenkandidat der Partei zur baden-württembergischen Landtagswahl, lief zusammen mit Hannes Rockenbauch und Laura Halding-Hoppenheit in der Parade mit.
Nils Schmid: CDU kam nicht im 21. Jahrhundert an
Auch der SPD-Landesvorsitzende Nils Schmid war mit seiner Frau Tülay dabei. Er hatte im Vorfeld die CDU kritisiert. Es sei eine Schande, dass sie einer ganzen Bevölkerungsgruppe die vollen bürgerlichen Rechte, etwa das Adoptionsrecht, verweigere. Die Union weigere sich, im 21. Jahrhundert anzukommen.
Die DemonstrantInnen forderten dagegen bei gleichen Pflichten auch gleiche Rechte. Der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland geht davon aus, dass bis zu zehn Prozent der Bevölkerung schwul oder lesbisch sind. Das wären in Baden-Württemberg mehr als eine Million Menschen.
Siehe auch unser Interview „Ein Kulturkampf taugt nicht für die Straße“ mit Laura Halding-Hoppenheit und Christoph Michl im Vorfeld des CSD.
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