Welzheim (Rems-Murr-Kreis). Eine Überwachungskamera hat die Tat gefilmt. Jetzt fahndet die Kriminalpolizei anhand der Bilder nach den Tätern. Unbekannte hatten am Abend des 9. Juli die weiß getünchte Fassade der Bilal-i Habesi Moschee in der Welzheimer Silcherstraße mit Hakenkreuzen und anderen Nazisymbolen beschmiert. Vermutlich die selben Täter sprühten solche Symbole – unter ihnen TAGs, die als handfeste Drohungen zu verstehen sind – auch im Skaterpark am Rötelsee. Die Ermittlungen der Polizei führten bisher nicht zu den Tätern.
Der Farbanschlag auf die Moschee, die zur Tatzeit gut besucht war, wurde von einer Überwachungskamera gefilmt. Unbekannte schmierten mit schwarzer und roter Farbe etwa zehn Hakenkreuze und die Zahl 88 auf Fassade, Fenster und den Briefkasten der Moschee. Die Zahl ist in der Nazi-Szene ein beliebtes Symbol für „Heil Hitler“, weil „H“ der achte Buchstabe des Alphabets ist. Die Täter flüchteten offenbar, als sie bemerkten, dass sie beobachtet wurden (siehe „Entsetzen über Nazisymbole an Moschee„).
Nach Zeugenaussagen waren es mindestens zwei Täter. Ein dritter soll Schmiere gestanden haben. Sie hatten Kapuzenpullis an, ihr Alter wurde auf 18 bis 20 Jahre geschätzt. An der Skateranlage wurden ebenfalls Hakenkreuze, aber auch weitere Nazi-Symbole und TAGs entdeckt. Wie unsere Recherchen ergaben, war neben einem Hinweis auf Adolf Hitlers Geburtstag auch eine Morddrohung darunter. Nach unserem Eindruck wüteten die Täter im Skaterpark noch schlimmer als an der Moschee, weil sie sich unbeobachtet fühlten.
Besonderes Entsetzen löste aus, dass die Welzheimer Moschee auf einer Liste des rechtsterroristischen NSU verzeichnet war (siehe „Schockierend: Welzheimer Moschee stand auf NSU-Liste„). Viele WelzheimerInnen zeigten sich in den folgenden Tagen mit ihren muslimischen Nachbarn und dem Moscheeverein solidarisch, indem sie in einer Gemeinschaftsaktion die Moschee frisch tünchten und die Nazi-Symbole übermalten.
Ende Juli wurden auch in Spiegelberg im Rems-Murr-Kreis und in Ellwangen im Ostalbkreis Nazi-Symbole entdeckt (siehe „Hakenkreuze und SS-Rune„). Die Initiative Rems-Murr nazifrei, E-Mail-Adresse info@remsmurrnazifrei.de, sammelt seit Jahren Informationen über solche Vorkommnisse und ist dankbar für Hinweise. Sie gründete sich 2011 nach einem Überfall auf türkisch- und italienischstämmige Jugendliche in Winterbach und beobachtet seither die rechte Szene.
Siehe auch unsere früheren Berichte:
Entsetzen über Nazisymbole an Moschee
Schockierend: Welzheimer Moschee stand auf NSU-Liste
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