Kommentar von Beate Michael – Frankfurt. Auch in Frankfurt kamen in der Nacht zum Sonntag, 6. September, mehrere Züge mit Gruppen von Flüchtlingen an. Es waren kleine Gruppen. Nichtsdestotrotz haben sich hunderte FrankfurterInnen auf den Weg zum Hauptbahnhof gemacht, tapfer ausgeharrt und mitten in der Nacht regelrecht malocht. Und das war auch dringend nötig.
Sonntag morgens um 3 Uhr im Bahnhof des Frankfurter Flughafens. Kinder kampieren übermüdet und mäßig geschützt von gespendeten Decken auf dem blanken Boden. Nicht wenige weinen leise vor sich hin. Alte Menschen sitzen völlig erschöpft auf der Erde mit geschwollenen Füßen, bleichen Gesichtern. So etwas nennt man „am Ende“ sein.
Dann die völlig überforderte Bundespolizei: „Aufstehen, hoch, hoch, hoch!“ In den ersten Stock getrieben werden die völlig übermüdeten, kraftlosen Menschen. Auch die Alten und auch die Kinder! Und da ist der Moment – der ohne Presse, ohne das Event, ohne den Willkommenglamour. Der Bahnhof, nackt, kalt, beängstigend.
Da kommen dann die Fragen. Wo ist eigentlich das THW mit Feldbetten zum Beispiel? Wo das Rote Kreuz? Aber auch Amnesty International, pro Asyl, Komitee für Menschenrechte? Wo ist medico international? Bei den Interviews im Hauptbahnhof gegen 21.0 Uhr waren sie noch vertreten! Jetzt hier in der prekären Situation?
Wo sind morgens um drei, wo alles grau ist, eigentlich Abgeordnete der Parteien? Gerade derer, die sich doch so für Flüchtlinge einsetzen? HelferInnen, hilflos überfordert von „Spenden“, die keiner braucht, von einer Situation, die viele politisch weder verstehen noch einschätzen können.
Kleine Gruppen von politisch verankerten Gruppen machen den Job. Tauschen Adressen mit Geflüchteten aus, organisieren Dinge, die eigentlich nicht zu organisieren sind, und machen das, um was es tatsächlich beim Thema Flucht geht: politisches Handeln gemeinsam mit Menschen und im Interesse der Geflüchteten.
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