Von Tape Lago – Hamburg. Eine hochaufgerüstete Einheit der Bereitschaftspolizei (BFE) überrannte am späten Samstagabend, 12. September, einen Mann, der nicht an den heftigen Auseinandersetzungen zwischen Polizei und AntifaschistInnen im Hamburger Schanzenviertel beteiligt war. Er erlitt schwere Verletzungen. Das war das Ergebnis eines überzogenen Polizeieinsatzes, bei dem ein Mensch hätte sterben können. Offenbar handelte es sich bei dem Passanten um einen 50-Jährigen. Er musste ins Krankenhaus. Sein Zustand soll sich stabilisiert haben.
Die Polizei gab sich ahnungslos. Man wisse nicht, weshalb der Mann plötzlich am Boden lag, sprach ebenso wie die Feuerwehr von einem „Zuckerschock“. Auch am Sonntag wollte sich die Polizei auf Anfrage der „Hamburger Morgenpost“ nicht äußern. Es hieß, der Fall werde geprüft.
Doch es gab Augenzeugen. Nach den kämpferischen und kraftvollen Demonstrationen und Protesten gegen Neonazis und Hooligans, gegen Rassismus und Hetze gegen Flüchtlinge, wollten AntifaschistInnen im Schanzenviertel ein weiteres Zeichen gegen den geplanten „Tag der Patrioten“ setzen. Vom Schulterblatt vor der „Rote Flora“ aus wollten sie am Samstagabend in einer Spontandemonstration durch die Straßen ziehen.
Die Antwort der Polizei auf den Wunsch, gegen rechtes Gedankengut zu demonstrieren, war massive Gewalt. Sie nutzte am früheren Abend alle zur Verfügung stehenden Mittel, um diese weitere antifaschistische Demonstration zu verhindern.
Von da an begannen im Schanzenviertel heftige Auseinandersetzungen zwischen Polizei und AntifaschistInnen. Es gab mehrere Verletzte. Die Beamten setzten Pfefferspray, Knüppel, Wasserwerfer ein – alles, was sie an diesem Abend zur Verfügung hatte.
Die Polizei schien jedoch nicht Herr der Situation zu sein. Sie wirkte nervös, planlos, konzeptlos und überfordert. Sie griff bei den Auseinandersetzungen mit AntifaschistInnen auch PressefotografInnen und JournalistInnen an, die nur eines machen wollten: ihre Arbeit. So wurden auch PressevertreterInnen mit Pfefferspray besprüht, immer wieder geschubst und getreten.
Außerdem ging die Polizei mit aus unserer Sicht übermäßiger Gewalt gegen die AntifaschistInnen vor. Sie verletze AntifaschistInnen und nahm einige von ihnen in Gewahrsam. Wir fragen uns, warum die Polizei so agieren musste? Warum ließ sie die Spontandemonstration nicht einfach stattfinden?
Als Antwort auf diese massive Polizeigewalt warfen AntifaschistInnen Flaschen und Gegenstände auf PolizistInnen. Sie zündeten Böller an und machten mehrmals Feuer, um ihren Unmut über die massive Polizeigewalt zum Ausdruck zu bringen.
Im Lauf der Auseinandersetzungen mit den AntifaschistInnen überrannte eine hochgerüstete BFE-Einheit den unbeteiligten Mann und warf ihn zu Boden. Er schlug mit dem Kopf auf den Asphalt auf und verletzte sich schwer. Kurz nach diesem massiven Angriff, der ein Menschenleben hätte kosten können, wurde das Opfer von Sanitätern betreut und ins Krankenhaus transportiert.
Warum diese BFE-Einheit solch eine massive Gewalt gegen einen unbeteiligten Mann einsetzte, ist bislang unklar. Danach gingen die Auseinandersetzungen zwischen Polizei und AntifaschistInnen weiter bis spät in der Nacht zum Sonntag. Es herrschte im Schanzenviertel um die Rote Flora kriegsähnliche Zustände.
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