Von Torben Ulmer – Riedlingen/Wertheim. In der Nacht auf Samstag, 19. September, wurden vor dem Flüchtlingsheim in Riedlingen Mülltonnen in Brand gesteckt und fremdenfeindliche Parolen hinterlassen, darunter auch umgekehrte Hakenkreuze. Dieser Anschlag reiht sich in eine Reihe von weiteren Anschlägen auf Flüchtlingsunterkünfte in ganz Baden-Württemberg ein. Einen besonders folgenschweren gab es in den frühen Morgenstunden des Sonntags im Main-Tauber-Kreis: Es wurde Feuer in einer noch unbezogenen Turnhalle auf dem Gelände der ehemaligen Polizeiakademie in Wertheim gelegt. Die Halle ist jetzt einsturzgefährdet und nicht mehr nutzbar.
Auf dem Areal in Wertheim sind bereits seit einer Woche 600 Flüchtlinge behelfsmäßig untergebracht Die Halle war erst am Vortag mit 330 Feldbetten für weitere Schutzsuchende hergerichtet worden. Da Einbruchsspuren gefunden wurden, geht die Polizei von einem Brandanschlag aus. Die Feuerwehr hat gelöscht, verletzt wurde niemand.
Eine Kette von Brandstiftungen?
In den letzten Wochen gab es aus ganz Deutschland fast jeden Tag neue Meldungen über (Brand-) Anschläge auf Flüchtlingsunterkünfte und fremdenfeindliche Schmierereien.
Erst vor wenigen Wochen brannten im badischen Remchingen und in Weissach (nahe Backnang) geplante Flüchtlingsunterkünfte. In Rottenburg (in der Nähe von Tübingen) wurde ein zweistöckiger Containerbau zerstört, in dem 84 Flüchtlinge lebten. Sie mussten zum Teil aus dem Fenster klettern, um sich in Sicherheit zu bringen. Sechs Menschen wurden verletzt. Die Ursache des Brandes, der im Treppenhaus ausgebrochen war, ist nach Polizeiangaben ungeklärt.
In diese Liste reiht sich der Anschlag im baden-württembergischem Riedlingen (nähe Biberach) ein. In der Nacht auf den 19. September wurden dort Mülltonnen in Brand gesetzt und rechtsextreme Schmierereien hinterlassen. Die brennenden Mülltonnen konnten dank der Feuerwehr schnell gelöscht werden, und die Schmierereien wurden gleich am Morgen wieder übermalt. Von den 47 syrischen Bewohnern der Unterkunft wurde niemand verletzt, aber der Schock sitzt tief.
Zwei Verdächtige sollen festgenommen worden sein
Nun ermitteln die Ulmer Kriminalpolizei und der Staatsschutz. Zwei mutmaßliche Täter wurden, als sie ein zweites Mal an der Unterkunft vorbeiliefen, von einem Bewohner wiedererkannt. Er informierte umgehend die Polizei. Sie soll die beiden Verdächtigen festgenommen haben.
Riedlinger Jugendliche berichteten uns, dass bisher keine organisierte Riedlinger Neonaziszene in der Stadt bekannt sei, und es gab auch noch keine vergleichbaren Vorkommnisse in der Umgebung. Die Anschläge und der neu hochkochende Rassismus könnten als Konsequenz monatelanger Hetze gegenüber Flüchtlingen durch rechte und konservative Politiker, rassistischen Bewegungen wie Pegida und einige Medien, gesehen werden.
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So sah es vor dem Übermalen der rechten Hetz-Schmierereien aus:
http://www.swr.de/landesschau-aktuell/bw/bildergalerie/-/id=13831004/did=13831192/gp1=16179224/gp2=16179236/nid=13831004/vv=gallery/1b1qrrx/index.html
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