Von Sven Kollet – Stuttgart. Es ist der 5. Spieltag der Bundesliga.“Bild“ hat mit Hermes und der DFL die Mannschaften der 1. und 2. Fußball-Bundesliga dazu aufgerufen, sich solidarisch mit Flüchtlingen zu zeigen. Freiwillig sollten die Vereine mit einem Logo mit der Aufschrift „Wir helfen“ auflaufen, schräg drüber „#refugees welcome“ und darunter das Logo von „Bild“ und Hermes. Die Initiatoren hatten die Rechnung allerdings ohne die Fans gemacht.
An diesem freundlichen Sonntag, 20. September, ist auch auf den linken Ärmeln der Spieler des VfB Stuttgart und des FC Schalke 04 dieses Logo zu sehen. Doch schon in der vierten Spielminute melden sich die VFB-Fans aus der Canstatter Kurve mit zwei Bannern zu Wort: „Keine Plattform für ‚Bild’“ und: „Die Hetzer von gestern sind die ‚Helden‘ von heute und die Hetzer von morgen.“ Zum Ende der Halbzeitpause und Anfang der zweiten Halbzeit entrollen die Fans noch weitere Tragsparente. Zu lesen ist „Bild halt’s Maul“, „Blöd am Sonntag“ und „Keine Kooperation mit Bild“.
So gut die Kampagne der „Bild“ auch klingt, so viel Widerspruch birgt sie in sich. Der Zweitligist St. Pauli war der erste Verein, der sich klar gegen sie stellte. Dies nicht etwa, weil er „kein Herz für Flüchtlinge“ hätte, wie es der Chef der „Bild“ Kai Diekmann verschnupft nahelegte. Er twitterte „darüber wird sich die AFD freuen: beim FC St. Pauli sind Refugees not welcome“. Dabei engagiert sich der FC St. Pauli seit langem für Flüchtlinge. Doch vor den Karren der „Bild“ wollte sich ddr Zweitligist nicht spannen lassen.
Nicht nur bei St. Pauli wunderte man sich über den plötzlichen Wandel der „Bild“, die doch sonst stets über „Die miesen Tricks der Asyl-Abzocker“ geiferte und über Jahre hinweg ein schlechtes Bild von Flüchtlingen in großen Teilen der Bevölkerung verbreitete. Auch die Zweitligisten 1.FC Union Berlin, MSV Duisburg. SC Freiburg, VfL Bochum, der 1.FC Nürnberg und der 1.FC Kaiserslautern verweigerten sich der Kampagne. Der MSV Duisburg ließ sich sogar Sondertrikots anfertigen, auf die an Stelle des Hauptsponsors „Refugees welcome“ aufgedruckt ist.
Fortuna Düsseldorf wie auch der TSV 1860 München entschieden sich, an der Aktion zwar teilzunehmen, doch das „Bild“- Logo zu überkleben. Während sich keiner der Erstligisten klar gegen die Kampagne äußerte, zeigten die Fans der Vereine, dass „Bild“ kein Kooperationspartner sein kann.
Im Spiel der Europe League von Borussia Dortmund entrollten die Fans mehrere Banner mit der Aufschrift „Die Flüchtlingskatastrophe fürs eigene Image zu instrumentalisieren, das bringt nur ‚Bild’“ und „#Bildnotwelcome“. Im Spiel des TSV 1860 München entrollten ZuschauerInnen den Slogan: “Diekmann halt’s Maul #Bildnotwelcome!“. Und auch in den Spielen von Bremen, Duisburg, Mainz und Berlin zeigten die Fans, was sie beziehungsweise wie wenig sie von dieser geheuchelten Kampagne der „Bild“ halten.
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