Von Matthias Jakoby – Berlin. Der Veranstalter spricht von 250 000 TeilnehmerInnen, die Polizei von 150 000 – auf jeden Fall weit mehr als den 100 000 angemeldeten. Am Samstag, 10. Oktober, startete gegen 12 Uhr in Berlin vor dem Hauptbahnhof eine Großdemonstration gegen die Freihandelsabkommen der EU mit den USA und Kanada, TTIP und CETA. Wäre man als letzter gekommen, hätte man sich wohl keinen Meter bewegen müssen: Die Demo wäre trotzdem an ihrem Ziel, der Siegessäule, angekommen.
Fast die ganze Route war voll mit Menschen. Wäre man auf einem Fleck geblieben, hätte man allerdings die vielen interessanten Plakate, Transparente und anderen Gebilde übersehen, mit denen die Menschen auf vielfältige und kreative Weise ihren Protest gegen das Abkommen ausdrückten.
Ein Bündnis von NGOs aus den Bereichen Landwirtschaft, Umwelt, Entwicklungs- und Handelspolitik, darunter Attac, NaturFreunde Deutschland und der DGB, aber auch Kulturschaffende und kirchliche Organisationen hatten zu der Demonstration aufgerufen und bundesweit mobilisiert.
Sonderzüge aus allen Himmelsrichtungen
Über 60 Busse und fünf Sonderzüge brachten die Menschen an diesem Tag bei bestem Herbstwetter in die Stadt. Auf mehreren Bühnen, am Hauptbahnhof, an der Siegessäule und auf der Straße des 17. Julis sorgten einzelne Redner, Talkrunden, Musiker und Kabarettisten für Information, Unterhaltung und gute Stimmung – so etwa Roland Süß von Attac, Reiner Hoffmann, der Vorsitzende des DGB, der Kabarettist Till Reiners, die „Kleingeldprinzessin“ und „The incredible Herrengedeck“.
Seit Juni 2013 verhandeln EU und USA über das „Transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft“ (Transatlantic Trade and Investment Partnership ─ TTIP). Die dadurch entstehende Freihandelszone wäre die größte der Welt. Wirtschaftswachstum und Jobmotor soll sie laut Befürwortern sein, doch die Gegner befürchten vor allem Einschränkungen von Arbeitnehmerrechten, schlechteren Schutz von Verbrauchern sowie Tier- und Umwelt.
Gegner befürchten Aushöhlung der Demokratie
Gentechnisch veränderte Lebensmittel könnten beispielsweise ungekennzeichnet in Europa verkauft werden und Konzerne einen inakzeptablen Machtgewinn erreichen, falls sie Regierungen auf entgangene Gewinne verklagen können. Beschlüsse, die solche Möglichkeiten bieten, stehen zur Debatte und das alles hinter verschlossenen Türen – Intransparenz, in der eine Aushöhlung der Demokratie zu sehen sei, ist ein weiterer Hauptkritikpunkt der Gegner.
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