Von Arthur Müller und unseren Reportern – Würzburg. Nach mehr als einem halben Jahr Pause gab es am Montag, 12. Oktober, wieder eine „Wügida“-Demonstration. Der Würzburger Ableger von Pegida hatte im Vorfeld angekündigt, für das Grundgesetz und gegen Merkels Politik auf die Straße zu gehen. Das Bündnis „Würzburg lebt Respekt – kein Platz für Rassismus“ meldete eine Gegenveranstaltung an, um für eine tolerante Gesellschaft zu demonstrieren. Es beteiligten sich 800 Menschen – etwa zehnmal so viele wie am „Wügida“-Aufmarsch.
Die Demonstration begann am Hauptbahnhof mit einer Schweigeminute für die Opfer des Attentats in Ankara. Sie führte über die Kaiserstraße, Juliuspromenade und Schönbornstraße zum Oberen Markt. Bei einer Abschlusskundgebung sprachen sich Christian Hemberger (SPD) und Frank Kempe (DGB) gegen Rassismus aus. Ihre Reden waren angekündigt. Anschließend gab es einen offenen Redebeitrag von Simone Barrientos, Mitglied im Landesvorstand der Linken in Bayern.
Spontan-Demo zur Kundgebung der Rechten
Nach der Kundgebung gab es eine Spontandemonstration zur Hofstraße, an der nach Polizeiangaben noch etwa 300 Menschen teilnahmen. Dort war die Versammlung von „Wügida“ angemeldet. Die Polizei war mit einem großen Aufgebot vor Ort. Sie hatte schon im Vorfeld alle Zugänge zur Demoroute mit Hamburger Gittern abgesperrt.
Die 300 GegendemonstrantInnen stellten sich mit Transparenten und Fahnen an die Gitter, um die TeilnehmerInnen der „Wügida“-Demonstration daran zu hindern, zum Versammlungsort zu gelangen. Es gab einige kleinere Übergriffe, an denen Polizei, GegendemonstrantInnen und Anhänger von „Wügida“ beteiligt waren.
Nach 300 Metern war für „Wügida“ Schluss
Die etwa 80 „Wügida“-DemonstrantInnen liefen von der Ecke Hofstraße/Maxstraße bis in die Domerpfarrgasse. Nach Polizeiangaben starteten sie mit Verspätung, weil die Zahl der Ordner zunächst nicht reichte. Sie wurden jeweils von laut rufenden und pfeifenden GegendemonstrantInnen empfangen. Die Strecke des „Wügida“-Aufmarschs betrug nicht mehr als 300 Meter. Die Demonstration wurde nach einer Stunde offiziell beendet.
Dan Eising (Die Rechte), Mitorganisator von „Nügida“ aus Nürnberg, war als Gastredner da, um gegen Geflüchtete zu hetzen.
Ein weiterer Redner und nach eigenen Angaben Anmelder der Veranstaltung war Manfred Weilhart. Er erklärte gegenüber Medienvertretern, unser Land würde einfach verkauft werden. „Das ist wie beim Hitler“, führte er aus. Aber Hitler sei so sei so ehrlich gewesen, „dass er sich selbst erschossen hätte. Die Leute, die heute das Unheil anrichten, sollten sich das mal zum Beispiel nehmen. Ich erschieße keinen, die Sauerei können die auch noch selber machen“.
Auch Andreas Groh, Mitglied bei „Die Rechte“ in Bamberg, nahm an der Versammlung teil. Groh war bereits bei früheren „Wügida“-Demonstrationen in Erscheinung getreten.
Pegida Franken will im November erneut marschieren
Nachdem die Versammlung aufgelöst worden war, begleiteten Polizeibeamten die Rassisten zum Residenz-Parkplatz. Die GegendemonstrantInnen wurden hingegen festgehalten und daran gehindert wegzugehen.
Pegida Franken – so der Name des Pegida-Ablegers auf Facebook – möchte nach der langen Sommerpause auch im November wieder auf die Straße gehen. Allerdings haben schon dieses Mal weit weniger Menschen an der „Wügida“-Demonstration teilgenommen als erwartet.
Polizeifilmerei und Einschüchterungsversuch gegen eine Pressefotografin
Die Polizei stellte nach eigenen Angaben die Identität von drei Versammlungsteilnehmern fest. Dabei habe sie zwei Verstöße gegen das Vermummungsverbot geahndet. Gegen eine Person wurde Anzeige wegen einer Straftat nach dem Betäubungsmittelgesetz erstattet, weil der Mann angeblich eine geringe Menge an Cannabis bei sich hatte. Es sei aber zu keinen nennenswerten Sicherheitsstörungen gekommen. Warum die Beamten dennoch GegendemonstrantInnen abfilmten und abfotografierten wird ihr Geheimnis bleiben. Eine rechtliche Grundlage für dieses Polizeiverhalten war nicht erkennbar. Darüber hinaus störte sich ein Beamter daran, von einer Fotojournalistin abfotografiert zu werden. Er forderte von der Pressevertreterin, das Fotografieren einzustellen. Schließlich auch er ein Recht am eigenen Bild und es handle sich bei der dokumentierten Situation nicht um ein Ereignis, das von öffentlichem Interesse wäre (siehe Foto oben rechts). Der Beamte wurde anschließend von einem weiteren Journalisten der Beobachter News höflich über die Rechtssituation aufgeklärt. Selbstverständlich setzte die junge Fotografin ihre Arbeit fort.
Parallel zum Versammlungsgeschehen fand in der Zeit von 19.00 – 21.00 Uhr eine stationäre Versammlung der Friedenswache Würzburg am Vierröhrenbrunnen statt, an der etwa fünf Personen teilnahmen.
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