Remchingen. Die Polizei hat am Montag, 19. Oktober, einen 42-Jährigen aus dem badischen Enzkreis festgenommen. Die Ermittlungsbehörden werfen ihm vor, in der Nacht auf den 18. Juli vorsätzlich Feuer in einer geplanten Asylunterkunft im Remchinger Ortsteil Singen gelegt zu haben. In der Wohnung des Mannes seien mehrere Beweismittel sichergestellt worden, teilen Polizei und Staatsanwaltschaft mit. Der Richter erließ Haftbefehl.
Nach Angaben der Behörden führte „die intensive und hartnäckige Arbeit der Ermittlungsgruppe letztlich zur Festnahme des Beschuldigten“. Nach Presseberichten wertete eine Sonderkommission 140 Hinweise und Spuren aus. Das führte jetzt nach drei Monaten offenbar zum Erfolg. Bürgermeister Luca Wilhelm Prayon zeigte sich erleichtert und lobte die Polizei.
Ehemaliges Motorrad-Clubheim brannte völlig aus
In der Nacht auf Samstag, 18. Juli, war im Gewerbegebiet von Remchingen-Singen Feuer in einem Haus ausgebrochen, das voraussichtlich Füchtlingsunterkunft werden sollte (siehe Empörung über Brandanschlag). Mindestens zwölf Menschen hätten in dem ehemaligen Vereinsheim eines Motorradclubs Platz finden können. Die zwischen Karlsruhe und Pforzheim gelegene Gemeinde hatte das dreistöckige Gebäude Anfang des Jahres gekauft. Es brannte völlig aus und muss abgerissen werden. Der Schaden beträgt rund 70 000 Euro.
Ein Autofahrer hatte das Feuer von der nahen B 10 aus entdeckt. Von vornherein lag Brandstiftung nahe. Ein technischer Defekt konnte als Ursache des Feuers in dem unbewohnten Gebäude ausgeschlossen werden. Gemeinde und Polizei zeigten sich in einer eilig anberaumten Pressekonferenz entsetzt. Gleich am Sonntag nach dem Brand gab es in Remchingen eine antifaschistische Solidaritätsdemonstration. Auch die baden-württembergische Integrationsministerin Bilkay Öney besichtigte den Brandort. Viele Politiker äußerten sich empört.
Kriminaltechniker fanden Benzin im Brandschutt
Schon am 24. Juli, nur wenige Tage später, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft mit, dass bei der Analyse des Brandschutts Benzin entdeckt worden war. Der oder die Täter waren in das Gebäude am Rand des Gewerbegebiets eingedrungen, nachdem sie ein Fenster an der kaum einsehbaren Rückseite eingeschlagen hatten. Im Obergeschoss wurde dann Feuer gelegt. Am Sonntag, 26. Juli, gab es vor der örtlichen Kulturhalle eine Kundgebung unter dem Motto „Remchingen zeigt Flagge“, zu der 700 Menschen kamen (siehe „Alles so schön bunt hier„).
Der Brandanschlag in Remchingen gehörte zwar zu den ersten im Südwesten, die auf Flüchtlingsunterkünfte verübt wurden. Er blieb aber nicht der einzige. Einen weiteren gab es im August in Unterweissach (siehe „Entsetzen über abgebranntes Asylheim„). In Wertheim im Main-Tauber-Kreis wurde die Turnhalle einer Polizeiakademie durch Feuer zerstört, in die Flüchtlinge einziehen sollten (siehe „Entsetzen über Brandanschläge„). Im Fall einer Containerunterkunft in Rottenburg im Kreis Tübingen bestätigte sich der anfängliche Verdacht auf Brandstiftung dagegen bisher nicht. Auch dort gab es eine Solidaritätsdemonstration.
Siehe auch unsere früheren Artikel:
„Alles so schön bunt hier“ (Kommentar)
„Polizei entdeckt Benzin im Brandschutt“
„Empörung über Brandanschlag“
„Entsetzen über abgebranntes Asylheim“ (zum Brand in Unterweissach)
„Entsetzen über Brandanschläge“ (zum Brand in Wertheim)
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