Villingen-Schwenningen. Die SBH-Gida, der Ableger von Pegida im Dreiländereck von Deutschland, Österreich und der Schweiz, wirft offenbar das Handtuch. Neben dem anhaltenden Misserfolg in Villingen-Schwenningen – im September hatten über 500 Menschen gegen zirka 120 Anhänger der SBH-Gida demonstriert – scheinen innere Zerwürfnisse der Grund zu sein. Allerdings sind die örtlichen Pegida-Anhänger damit nicht von der Straße: Sie wollen sich der nicht minder rechten Bewegung „Nein zum Heim“ anschließen.
Nach einem Bericht des „Schwarzwälder Boten“ betonte die Hauptorganisatorin von SBH-Gida im Schwarzwald-Baar-Heuberg-Kreis Sabrina Grellmann, Vorfälle in den letzten Wochen hätten gezeigt, dass „es nicht mehr möglich ist, weiterhin unter dem Namen Pegida für die Sache auf die Straße zu gehen“. Offenbar hatten sich Pegida als Hauptorganisation und der örtliche Ableger zerstritten.
Hintergrund soll eine Fahne gewesen sein: Wie berichtet, bedrohten SBH-Gida-Anhänger einen Mann, der bei der jüngsten Kundgebung am 18. Oktober in Villingen-Schwenningen wie jedes Mal eine Israel-Fahne dabei hatte (siehe „Undercover bei Pegida„). Sie zwangen ihn, die Flagge einzurollen. Sabrina Grellmann wandte sich per Facebook mit einer Entschuldigung an ihre Anhänger. „Liebe Patrioten, zunächst einmal möchte ich mich von ganzem Herzen bei unserem Mitstreiter für den Vorfall am Sonntag entschuldigen. Soweit hätte es nicht kommen dürfen!!“, heißt es da.
Nach dem Eindruck unseres Reporters hatte sich am 18. Oktober bei der zehnten Kundgebung dieser Art in Villingen-Schwenningen eine merkwürdige Mischung versammelt: „Springerstiefel in Kombination mit Tarnfleckhose und Deutschlandfahne als Accessoire hatte ich schon lange nicht mehr gesehen. Daneben Thor-Steinar-Klamotten und jede Menge Halsketten mit Thors-Hammer oder schwarzen Sonnen als Anhänger“, berichtete er. In dieser Zusammensetzung wurde der Mann mit Israel-Fahne attackiert – eigentlich ein Stammgast bei diesen Kundgebungen.
Unter dem Deckmantel harmloser Kritik
Aus Grellmanns persönlicher Sicht ist es „nicht mehr möglich, weiterhin unter dem Namen Pegida für die Sache auf die Straße zu gehen“. Das ändere aber „nichts daran, dass es unbedingt weiter gehen muss!!!“. Es werde nun zwar ab sofort kein SBH-Organisationsteam mehr geben. Doch wer „ernsthaft daran Interesse“ habe, solle bei „Nein zum Heim“ im Kreis Schwarzwald-Baar-Heuberg aktiv werden.
„Mit ‚Nein zum Heim‘ soll es nun also weitergehen. Eine weitere der unzähligen angeblichen Heimatschutz-Initiativen, die deutschlandweit aus dem Boden sprießen. Kritische Beobachter der Szene bewerten solche Organisationen als den Versuch Rechtsradikaler, unter dem Deckmantel scheinbar harmloser Kritik nach verunsicherten Bürgern und Sympathisanten zu fischen, ohne nach außen hin sichtbar als Rechtsextreme aufzutreten“, heißt es im „Schwarzwälder Boten“ weiter.
Pegida hat sich enttarnt
Aus dessen Sicht scheinen hinter „Nein zum Heim Schwarzwald-Baar-Heuberg“ und SBH-Gida teilweise die gleichen Köpfe zu stecken. Manche rechtsextreme Pegida-Anhänger bejubelten diesen Schritt daher ganz offen als „rechten Weg“ auch mit Blick auf den Israel-Fahnen-Träger: „Israelfahnen-schwenkend kann man nämlich schlecht auf dem richtigen Weg fürs deutsche Volk sein“, wird ein Demonstrant zitiert. Andere sähen hingegen in der „Auflösung der SBH-Gida einen Flop der Initiative. Pegida Villingen habe die Anhängerschaft enttäuscht, „der Kampf des letzten Jahres“ sei somit umsonst gewesen.
Siehe weitere Berichte aus Villingen-Schwenningen:
Resonanz auf SBH-Gida-Aufruf blieb schwach
Pegida ruft erneut im Dreiländereck auf
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