Von Andreas Scheffel und der Redaktion – Alfdorf. Auch sowas gibt’s: Weil keine andere menschenwürdige Unterkunft zur Verfügung steht, werden im ehemaligen Hotel Haghof im schwäbischen Alfdorf Flüchtlinge untergebracht. Die Gemeinde zählt gut 7000 Einwohner und liegt ungefähr 40 Kilometer nordöstlich von Stuttgart. Vorab gab es Mitte Dezember eine Info-Veranstaltung mit an die 500 zum Teil höchst besorgten BürgerInnen. Unter den Behördenvertretern, die ihnen Rede und Antwort standen, war der Revierleiter der Schorndorfer Polizei Thomas Georgi. Wir dokumentieren hier sein bemerkenswertes Statement.
Die zunächst vor Weihnachten geplante Ankunft der Flüchtlinge verzögerte sich. Nun sollen im Lauf des Monats Januar zunächst sechzig und dann weitere achtzig Geflüchtete ins frühere Hotel Haghof einziehen. Sie werden von Helfern des Roten Kreuzes, einem Sozialarbeiter und einem Hausmeister betreut. Außerdem steht in den ersten vier Wochen ein Sicherheitsdienst rund um die Uhr zur Verfügung, und es soll auch eine Arzt-Sprechstunde geben.
Golfclub kündigt formalen Widerstand an
Zu dem Info-Abend hatte das Landratsamt des Rems-Murr-Kreises und die Gemeinde ins Bürgerzentrum im Lindengarten eingeladen. Neben Landrat Richard Sigel und Bürgermeister Michael Segan sprachen auch Pfarrer Markus Eckert und Eva Gölz vom Arbeitskreis Flüchtlinge. Am Ende der Veranstaltung mischten sich der Landrat und der Bürgermeister noch unter die BesucherInnen, um Bedenken im persönlichen Gespräch zu erörtern.
Die gab es durchaus. Dr. Klaus von Maillot, Präsident des Golf- und Landclubs Haghof, kündigte formalen Widerstand gegen die Belegung des früheren Hotels mit Flüchtlingen an. Er befürchtete gar den Untergang seines Vereins. Ein Sprecher der Anwohner teilte anhand einer selbstgezeichneten Karte des Haghofes seine Befürchtungen mit.
Georgi: „Im Internet werden gezielt Ängste geschürt“

Thomas Georgi
Polizei-Revierleiter Thomas Georgi betonte hingegen, es gebe nicht einen einzigen Beleg dafür, dass sich Kriminalität an der Volkszugehörigkeit oder Nationalität festmachen ließe. Vielmehr spielten die soziale Rahmenbedingungen eine Rolle. Es gebe auch keinen Beleg dafür, dass Asylsuchende krimineller seien als andere Menschen. So gebe es im Revierbereich Schorndorf, zu dem auch die Gemeinde Alfdorf gehört, keinen gezielten und organisierten Drogenhandel der Flüchtlinge.
Die angeblichen Massenvergewaltigungen, von denen im Internet berichtet wird, habe es ebenfalls nie gegeben. Ebenso entbehrten Gerüchte in den sozialen Medien, dass Lebensmittelmärkte wegen der Flüchtlinge hätten geschlossen werden müssen, jeder Grundlage. „Hier werden im Internet gezielt Ängste geschürt“, empörte sich Georgi.
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