Ruppertshofen. Das Gebäude liegt zwischen einer Schule und einem Kindergarten: Eine Unterkunft für junge Flüchtlinge am Ortsrand von Ruppertshofen im baden-württembergischen Ostalbkreis wurde bei einem Brand in der Nacht auf Neujahr nahezu zerstört. Die Ursache des Feuers, durch das niemand verletzt wurde, ist noch unklar. Die Polizei sucht Zeugen – vor allem Passanten und zwei Ersthelfer.
Ein im Haus schlafender Betreuer entdeckte den Brand kurz nach 3.30 Uhr und löste Alarm aus. Er weckte die zehn Kinder und Jugendlichen, die gerade erst zu Bett gegangen waren. Sie konnten sich unverletzt in Sicherheit bringen.
Bislang keine Anhaltspunkte für Brandstiftung
Die Ursache des Brands in dem Gebäude des Berufsbildungswerks ist noch unklar. Die Polizei ermittle in alle Richtungen, hieß es am Vormittag bei einer Pressekonferenz am Brandort. Bisher konnten die Techniker und Brandermittler der Polizei und des Landeskriminalamts jedoch keinerlei Anhaltspunkte für vorsätzliche Brandstiftung erkennen, betonten Polizei, Staatsanwaltschaft, Landratsamt und Gemeinde in einer gemeinsamen Pressemitteilung.
Das Feuer entstand offenbar als Garagenbrand. Es griff aber schnell auf einen Dachvorsprung des angebauten Gebäudes mit Schlaf- und Aufenthaltsräumen über. Der Polizei zufolge konnte die Feuerwehr unter Leitung von Uwe Schubert die Flammen zwar relativ schnell löschen. Dennoch brannten weite Teile des bewohnten Dachgeschosses des älteren Gebäudes ab. Ob das Gebäude erhalten werden kann, lasse sich noch nicht sagen. Der Schadenshöhe betrage aber auf jeden Fall einige hunderttausend Euro.
Jugendliche zwischen 15 und 18 Jahren
Bei dem Großbrand in Ruppertshofen waren fast 150 Feuerwehrleute, 15 Männer und Frauen vom Roten Kreuz und Polizeibeamte im Einsatz. Der Ostalbkreis hatte die Räume vor einigen Wochen gemietet, um allein reisende minderjährige Jugendliche dort unterzubringen. Die Gruppe von zehn Flüchtlingen im Alter zwischen 15 und 18 Jahren werde vorläufig in einem anderen Gebäude des betreibenden Vereins „Jugendhilfe Land Ruppertshofen“ untergebracht. Landrat Klaus Pavel zeigte sich in dem Pressegespräch erfreut über das „unbürokratische Entgegenkommen“.
Der Landkreis sei in Ruppertshofen auf geradezu ideale Bedingungen für die Betreuung der Jugendlichen getroffen – nicht nur was die Unterbringung angeht, sondern auch wegen der Art und Weise, in der Gemeinde und Bevölkerung die jungen Menschen aufgenommen haben. Auch Ruppersthofens Bürgermeister Peter Kühnl und der örtlich zuständige Revierleiter Helmut Argauer bestätigten, dass es „nicht eine Stimme gab, die sich gegen diese Unterbringung stellte“. Es habe sich vielmehr ein Freundeskreis Asyl gebildet, der die Jugendlichen unterstützt.
Zwei Ersthelfer versuchten zu löschen
Die Polizei sucht nun Zeugen. Von Interesse für die Ermittler sei dabei jeder, der in der Brandnacht noch nach zwei Uhr in der Erlenstraße in Ruppertshofen unterwegs war. Auch wer nach diesem Zeitpunkt noch selbst Böller abgeschossen hat oder weiß, wer noch geböllert hat oder von welcher Stelle noch Böller abgeschossen wurden, sei aufgerufen sich zu melden.
Nach den bisherigen Erkenntnissen der Polizei sollen zwei Personen mit einem vor Ort angebrachten Handfeuerlöscher die ersten Löschversuche unternommen haben. Sie sind bislang nicht bekannt. Die Polizei bittet sie nun, sich zu melden.
Erst vor kurzem brach unmittelbar neben einem geplanten Flüchtlingsheim im nur 13 Kilometer entfernten Schwäbisch Gmünd Feuer aus. In diesem Fall geht die Polizei eindeutig von vorsätzlicher Brandstiftung aus (siehe „Aufruf zur antirassistischen Kundgebung“ und „Mahnwache nach Brandanschlag„).
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