Von Matthias Jakoby – Berlin. Bei eisigen Temperaturen und strahlendem Sonnenschein versammelten sich am Freitag, 22. Januar, um die Mittagszeit einige hundert Menschen am Hegelplatz vor der Humbold-Universität in Berlin-Mitte. Studierenden- und Flüchtlingsverbände hatten zum Protest gegen die Unterdrückung von Kritikern und Oppositionellen in der Türkei aufgerufen.
Schon am Hegelplatz wurde Solidarität mit den über tausend von Repression durch den türkischen Staat betroffenen Akademikern gefordert. Sie hatten in einem offenen Brief die Regierung Recep Tayyip Erdogans dazu aufgefordert, ihr militärisches Vorgehen gegen die Kurden einzustellen, die Menschenrechte zu wahren und einen Friedensprozess einzuleiten.
Gemeinsamer Protest mit kurdischen und linken Verbänden
Die türkische Regierung wirft ihnen Unterstützung des Terrorismus vor. Es gab Wohnungsdurchsuchungen und Verhaftungen. Vielen droht die Entlassung. Es folgte eine Demonstration über den immer stark frequentierten Boulevard „Unter den Linden“ am Bundestag vorbei bis zum Platz vor dem Paul-Löbe-Haus direkt gegenüber dem Kanzleramt. Hier traf man auf die schon wartende Kundgebung kurdischer und linker deutscher Verbände, die mit vielen Fahnen, Transparenten und lauten Sprechchören ihren Protest zum Ausdruck brachten.
Es wurden weitere Reden gehalten, die türkische Regierung als faschistisch bezeichnet – nicht zuletzt wegen ihres Vorgehens gegen die Akademiker – und die Widerstandsfähigkeit der kämpfenden Kurden gelobt. Vertreten waren auch Aktivistinnen von Frauenverbänden. Nicht nur sie hoben die Verhältnisse im Gebiet Rojava hervor, das von kurdischen Kräften hervorragend gegen die Truppen des IS verteidigt worden sei. Die Politik der türkischen Regierung zeige auch hier, wen sie als größere Bedrohung für sich ansieht, nämlich die fortschrittlicheren Kurden.
Auch Anhänger der türkischen Regierung demonstrierten
Insgesamt hielten sich etwa 500 Menschen bei der Protestkundgebung in guter Sicht – und Hörweite des Kanzleramts auf. Erst zu einem späteren Zeitpunkt versammelte sich eine kleine Gruppe von etwa 50 Anhängern der türkischen Regierung. Sie musste mit der anderen Straßenseite vorliebnehmen und präsentierte ein Meer aus türkischen Nationalfahnen.
Die Polizei war in durchschnittlich starker Besetzung vertreten und trennte beide Gruppen. Zu Auseinandersetzungen kam es nicht. Eine eigentlich nach Abschluss der Kundgebung geplante Demonstration zum Auswärtigen Amt wurde wegen der Kälte abgesagt.
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