Villingen-Schwenningen. Unbekannte Täter haben am Freitagmorgen, 29. Januar, gegen 1.15 Uhr, auf die Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge in der Dattenbergstraße eine Handgranate über den Zaun geworfen. Diese ist nicht explodiert. Angestellte des Sicherheitsdienstes hatten den Sprengkörper entdeckt und die Polizei verständigt. Experten des Landeskriminalamtes haben die Handgranate gegen 5 Uhr kontrolliert zur Explosion gebracht. Der Sprengkörper war mit Sprengstoff gefüllt. Ob ein Zünder vorhanden war ist bislang nicht bekannt. Es entstand weder Sach- noch Personenschaden. Das Offene Antifaschistische Treffen (OAT) hat für Samstag, 30. Januar, um 12 Uhr zur Kundgebung auf den Latschariplatz in der Stadtmitte von Villingen angemeldet. Das Bündnis „VS ist bunt“ unterstützt den Aufruf.
Rund 20 BewohnerInnen der Erstaufnahmestelle mussten kurzzeitig ihre Wohnungen verlassen. Sie wurden in freien Wohnungen untergebracht und konnten gegen 5 Uhr wieder in ihre Schlafräume zurückkehren. Laut Polizeiangaben liegen keine Hinweise zu Hintergründen der Tathandlung vor. Die Kriminalpolizeidirektion Rottweil hat eine Sonderkommision „Container“ eingerichtet. Die Ermittlungen sollen „in alle Richtungen“ laufen.
Neonazis waren am Mittwoch aktiv
Am Mittwoch, 27. Januar, wurde in St. Georgen der Neonazi Ralph-Thomas K. aus dem Raum Villingen-Schwenningen festgenommen. K. wird vorgeworfen, als Administrator bei der neonazistischen Internet-Plattform Altermedia tätig gewesen zu sein. Als Reaktion auf die Festnahme von K. und weiteren Neonazis haben nach einer Meldung des Schwarzwälder Boten 17 Personen aus dem rechtsradikalen Lager am selben Tag eine halbstündige Kundgebung auf dem Marktplatz in Villingen abgehalten.
Kundgebung des OAT am Samstag
Das Offene Antifaschistische Treffen (OAT) ruft – unterstützt vom Bündnis „VS ist bunt“ – für Samstag, 30. Januar, um 12 Uhr zur Kundgebung auf den Latschariplatz in der Stadtmitte von Villingen auf.
Die Linke verurteilt den rechtsterroristischen Anschlag
Heike Hänsel, Stellvertretende Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE im Bundestag und Abgeordnete des Wahlkreises Tübingen/Baden-Württemberg, ist entsetzt über den Handgranaten-Anschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft in Villingen-Schwenningen: ,,Dieser rechtsterroristische Anschlag stellt eine neue Dimension der Gewalt dar. Zum Glück gab es keine Verletzten. Es muss alles getan werden um die Täter zu ermitteln und zur Rechenschaft zu ziehen. Geflüchtete müssen besser vor Gewalt geschützt werden.“
Hänsel weiter: ,,Das ist eine neuer trauriger Höhepunkt der zunehmenden Gewalttaten gegen Flüchtlinge in den letzten Monaten: allein 2015 gab es 1000 Straftaten gegen Asylunterkünfte, fünf Mal so viele wie im Vorjahr, darunter 92 Brandstiftungen und 13 versuchte. Bundes- und Landesregierungen müssen endlich Rechtsterrorismus als Problem ernst nehmen und konsequent dagegen vorgehen. Außerdem muss den geistigen Brandstiftern in diesem Land die Rote Karte gezeigt werden. Wir brauchen eine breite Bewegung in der Zivilgesellschaft gegen rechte Gewalt.“
Auch Bernd Riexinger, Parteivorsitzender der LINKEN und Spitzenkandidat bei der Landtagswahl, zeigte sich bestürzt: „Wir sind schockiert über den Anschlag auf die Flüchtlingsunterkunft in Villingen-Schwenningen, wir verurteilen jede Form von Gewalt. Die Behörden müssen unverzüglich aufklären, wer hinter dem Anschlag steckt.“
DIE LINKE unterstützt die Kundgebung anlässlich des Anschlags und ruft zur Teilnahme am morgigen Samstag auf.
Folge uns!