Unterensingen. Die Polizei geht von Brandstiftung aus: In einem geplanten, noch unbewohnten Flüchtlingsheim für bis zu 60 Menschen in Unterensingen hat es am frühen Donnerstagmorgen, 18. Februar, gebrannt. Es entstand ein Schaden von rund 15 000 Euro. Verletzt wurde niemand. Nun ist für Donnerstag, 25. Februar, um 18 Uhr vor Ort eine „Zusammenkunft der Betroffenen“ unter dem Motto „keine Gewalt gegen Menschen und Sachen“ geplant.
Zu der Kundgebung laden der Arbeitskreis Asyl Unterensingen mit den Kirchen und der Gemeinde Unterensingen ein. Auch der Kreisverband der Linken ruft zur Teilnahme auf.
Das geplante Flüchtlingsheim liegt in der Bachstraße direkt neben dem Bauhof der rund 4700 Einwohner zählenden Gemeinde im Kreis Esslingen bei Stuttgart. Eine Zeitungsausträgerin entdeckte das Feuer gegen sechs Uhr. Die alarmierte Feuerwehr konnte den Schwelbrand in dem Rohbau rasch löschen. Der Rohbau steht offen, es gibt noch keine Fenster und Türen – lediglich einen Bauzaun zur Straße hin, an dem auch schon einmal Protestplakate gegen die Unterkunft hingen.
Der Polizei zufolge brach das Feuer wohl in einem Zimmer im Erdgeschoss aus und breitete sich nicht weiter aus. Durch den Rauch sei auch der Flur des zweistöckigen Gebäudes in Mittleidenschaft gezogen worden. Die Feuerwehr war mit 17 Mann und zwei Fahrzeugen vor Ort.
Eindeutige Spuren eines Brandbeschleunigers
In dem Zimmer fanden sich eindeutige Spuren eines Brandbeschleunigers, deren Auswertung noch andauere. Die Kriminalpolizei ermittelt jetzt wegen des Verdachts der Brandstiftung, ohne sich bereits auf einen Täterkreis festzulegen. Sie ruft Zeugen, die Angaben über den Brand oder Personen machen können, die sich zur Tatzeit bei dem Gebäude aufhielten, auf, sich zu melden.
Gegenüber der „Stuttgarter Zeitung“ zeigte sich Sieghart Friz, der Bürgermeister von Unterensingen, „traurig und fassungslos“ über den Brandanschlag. Die Flüchtlingsunterkunft solle trotzdem noch vor den Sommerferien fertiggestellt werden. Nach Angaben von Peter Keck, dem Sprecher des Esslinger Landratsamts, soll sie im Juni bezogen werden. Sie soll 50 Menschen während ihres Asylverfahrens und weitere zehn im Anschluss beherbergen. Für die vorläufige Unterbringung sind die Landkreise zuständig, für die so genannte Anschlussunterbringung die Gemeinden.
Linke: Eine Krise der sozialen Gerechtigkeit
„Solche Brandanschläge sind widerwärtig und schäbig“, heißt es in einer Erklärung des Esslinger Kreisvorstands und der Landtagskandidaten der Linken Martin Auerbach, Heinrich Brinker und Peter Rauscher. Für ihre Partei seien „zwei Dinge untrennbar miteinander verknüpft und nicht verhandelbar: Das Recht auf Asyl ist ein Menschenrecht und damit universell. Und: Wir haben keine Flüchtlingskrise, sondern eine Krise der soziale Gerechtigkeit in Deutschland.“
Menschen dürften nicht gegeneinander ausgespielt werden – „weder beim Mindestlohn noch bei der Wohnungssuche, beim Anrecht auf Sozialleistungen oder dem Zugang zu Bildung“. Die Linke lehne das Asylpaket weiterhin konsequent ab. Es höhle den Rechtsstaat aus und leiste keinen Beitrag zur Verbesserung der Situation der Menschen in Deutschland, enthalte aber „jede Menge Zündstoff für diejenigen, die gegen Geflüchtete rechte Hetze betreiben“, heißt es in dem Aufruf zur Teilnahme an der „Zusammenkunft der Betroffenen“ am Donnerstag, 25. Februar, um 18 Uhr vor der geplanten Unterkunft in der Bachstraße in Unterensingen.
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