Fellbach. Dagmar Uhligs Wurzeln liegen in Fellbach – ebenso wie die Anfänge ihres politischen Engagements. Entschieden kämpfe sie gegen Rassismus und für soziale Gerechtigkeit. So stellte der frühere DKP-Landesvorsitzende Dieter Keller bei einer Veranstaltung in Fellbach die Landtagskandidatin der Linken im Wahlkreis Waiblingen vor. In einer Zeit der „Pegidiaisierung“ der Gesellschaft, in der Flüchtlingsheime in Flammen aufgehen, geistige Brandstifter Hochkonjunktur haben, Rechtsradikale und Neofaschisten immer dreister auftreten, kann Uhlig auf die Unterstützung der DKP zählen.
Es gibt nicht nur schlechte Nachrichten, sondern auch Lichtblicke, sagte Dieter Keller. Etwa spontane Demonstrationen, wenn Flüchtlingsheime brennen, vielfache Unterstützung für Geflüchtete, die Demonstration gegen die Nato-Sicherheitskonferenz in München, die Großkundgebung gegen Rassismus und Gewalt in Stuttgart. „Es ist wichtig, außerparlamentarisch aktiv zu werden“, betonte er.
Das ist Dagmar Uhlig seit Langem. Eigentlich aus einem eher unpolitischen Elternhaus, habe sie doch mit ihren Eltern Krach über Politik gehabt, seit sie denken kann, berichtete die 55-Jährige. „Irgendetwas stimmt hier nicht, es geht nicht gerecht zu“, habe sie damals gedacht. Heute wisse sie: „Ich habe schon immer links getickt.“
Dozentin an der Esslinger Lazi-Akademie
Uhlig hat in Fellbach eine kaufmännische Ausbildung gemacht, wollte nicht im Büro arbeiten und wurde in Geislingen Mitinhaberin eines Tonstudios. Coca-Cola in Fellbach war ihre nächste Station. Sie arbeitete dort als Chefsekretärin. Dann war sie elf Jahre an der Lazi-Akademie in Esslingen, einer privaten Schule für Film und Foto. Dort unterrichtete sie Deutsch und Werbelehre.
Dort lernte sie ihren Mann kennen, mit dem sie nicht mehr zusammen ist, der ihr aber „einen wunderbaren Sohn“ hinterließ. Sie arbeitete in der Pyrotechnik-Firma ihres Mannes mit, dann in Teilzeit beim Otto-Versand in Feuerbach. Dort hatte sie ausschließlich mit der Bearbeitung von Reklamationen und hartnäckigen Problemfällen zu tun.
Vor allem die Fluchtursachen thematisieren
Seit zwei Jahren arbeitet Uhlig im Stuttgarter Bürgerbüro des Bundestagsabgeordneten der Linken Michael Schlecht. „Da hat sich für mich der absolute Traum erfüllt, beruflich das zu machen, was ich immer ehrenamtlich gemacht habe“, sagte sie. Uhlig war nie in einer anderen Partei, bevor sie sich der Linken anschloss. Sie ist Bezirksbeirätin in Stuttgart-Ost, Mitglied von Verdi und der VVN, ebenso der Rosa-Luxemburg-Stiftung.
Die Schwerpunkte ihrer Partei stellte Uhlig anhand der Wahlplakate der Linken vor. Man greife auch die Flüchtlingsproblematik auf und thematisiere vor allem die Fluchtursachen – auch wenn es damit keine Wählerstimmen zu gewinnen gebe. Es sei wichtig, konsequent zu bleiben und rechten Kräften etwas entgegen zu setzen. Sie engagiere sich auch persönlich bei der Unterstützung von Flüchtlingen. Im Mittelpunkt stehe für die Linke weiterhin soziale Gerechtigkeit.
Für gute Arbeit und bezahlbaren Wohnraum
Die Linke kämpfe gegen Befristung und Leiharbeit. „Wir wollen Arbeit, von der man leben kann. Wir streiken mit den Gewerkschaften für allgemeinverbindliche Tarifverträge.“ Sozial- und Pflegeberufe, die typischen Frauenberufe, müssten aufgewertet, die Arbeit in Kitas und Schulen ebenfalls besser bezahlt werden.
Wichtig sei auch Bildungsgerechtigkeit. Die Linke setze sich für Gemeinschaftsschulen ein. Kitas und Schulessen müssten kostenfrei sein. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Forderung nach mehr sozialem Wohnungsbau. Schließlich stünden in der Stuttgarter Datei Wohnungssuchender seit Jahren 4000 Fälle: „Wir brauchen dringend einen öffentlich geförderten Wohnungsmarkt.
Die Linke steht für Umverteilung
Womit Dagmar Uhlig beim Stichwort „Umverteilen“ war. Die Linke fordert eine Millionärssteuer. Fünf Prozent müssten ab der zweiten Million für das Gemeinwohl abgegeben werden: „Das ist nicht zu viel.“ Die Linke ist die einzige Bundestagspartei, die keine Großspenden erhält, machte Dagmar Uhlig noch klar, ehe sie den langen, basisdemokratischen Prozess schilderte, in dem das Landtagswahlprogramm ihrer Partei entstand.
„Dagmar macht aktuelle Politik gegen soziale und demokratische Ungerechtigkeit. Sie ist aktiv gegen Rassismus, Gewalt und Ausländerfeindlichkeit. Sie ist mit dem Herzen, aber auch mit dem Kopf dabei“, sagte Dieter Keller, eher er zur Diskussionsrunde mit dem Publikum überleitete. Der Wahlkampf sei schwierig, weil die Linke in der Landespolitik nicht verankert ist, sagte ein Mann. „Aber wir unterstützen euch natürlich.“ Deutlich wurde auch, dass man auf Schub aus den Gewerkschaften setzt, ebenso aus der Bewegung gegen Stuttgart 21 – besonders für den parteilosen Linken-Kandidaten Hannes Rockenbauch.
Friedliche Blockaden gegen Rechts sind legitim
Thema war auch die Rolle der Linken bei antifaschistischen Protest etwa gegen die AfD. Während des NPD-Parteitags in Weinheim hielt sie selbst eine Landesdelegiertenkonferenz ab. „Ich habe die Präsenz der Linkspartei vermisst“, sagte ein Mann.
„Ich persönlich habe nichts gegen Blockadeaktionen“, sagte Dagmar Uhlig, die sich bei „Rems-Murr-nazifrei!“ engagiert. Sie seien völlig legitim, und sie rufe in solchen Fällen zu beidem auf – zur Teilnahme an Kundgebung und Demonstrationen bürgerlicher Bündnisse und zum antifaschistischen Protest etwa gegen die Demo für Alle.
Der zeitgleiche Landesparteitag der Linken zum NPD-Parteitag in Weinheim sei unglücklich gewesen, räumte Dagmar Uhlig ein. Doch die Delegiertenkonferenz habe ein Jahr Vorlauf erfordert. Es sei nicht möglich gewesen, sie zu verschieben. Überdies gebe es weit mehr Mitglieder der Linken in Stuttgart als die 18 Delegierten, und viele hätten sich auch am Protest beteiligt.
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