Von unserer Redaktion – Weinheim. Ist Weinheim eine entpolitisierte Stadt? Das befürchtet das Forum Weinheim. Tausende von NazigegnerInnen hatten im November vor Ort gegen einen Bundesparteitag der rechtsradikalen NPD protestiert. Die Polizei trat massiv gegenüber DemonstrantInnen auf, das städtische Bündnis „Weinheim bleibt bunt“ grenzte sich scharf ab vom übrigen Protest. Die Ausgrenzung stärke „das unverfrorene Auftreten der NPD und letztendlich auch Wahlerfolge von Parteien wie der AfD, die hier keinerlei Gegenwind zu spüren bekamen“, heißt es jetzt in einer Erklärung, mit der das Forum Weinheim zur „Zusammenarbeit aller fortschrittlichen Kräfte“ und zu einer offenen Debatte aufruft.
Das Forum Weinheim wurde Ende 2012 auf Initiative von politisch links denkenden Einzelpersonen als Diskussionsforum ins Leben gerufen, heißt es auf seiner Facebook-Seite. Es sei parteipolitisch und finanziell unabhängig und diene zur politischen Debatte in Weinheim und Umgebung: „Wir versuchen dabei sowohl Geschichte als auch Politik in ihrer dynamischen Entwicklung von unten zu beleuchten.“
Bei den Protesten gegen den NPD-Parteitag im November wurden 16 Polizisten und weit über hundert DemonstrantInnen verletzt. Das Forum Weinheim sprach von einem „schwarzen Samstag“. Im Anschluss gab es heftige Debatten über das Vorgehen der Polizei, aber auch von Protestierenden. Eine gemeinsame Aufarbeitung des Geschehenen gab es indes nicht. „Das sind Leute, die hergekommen sind, um Randale zu machen. Die können wir hier genauso wenig gebrauchen wie die NPD“, grenzte sich der Weinheimer Oberbürgermeister Heiner Bernhard (SPD) im Interview mit uns noch während des Parteitags von „Leuten von außen“ ab (siehe „Massiv und bunt: Protest gegen NPD„).
Um keine weiteren NPD-Parteitage mehr dulden zu müssen, beschloss der Gemeinderat von Weinheim im Dezember, generell keine parteipolitischen Veranstaltungen mehr in der örtlichen Stadthalle und im Rolf-Engelbrecht-Haus zuzulassen (siehe „Weinheim stoppt NPD-Parteitage„). „Mit ihrer unpolitischen und technokratischen Herangehensweise wird die Stadt Weinheim auf kurz oder lang keinen Erfolg haben, außer dass sie weiterhin Rechte ermuntert“, zeigt sich das Forum Weinheim jedoch überzeugt.
Das gilt aus seiner Sicht auch für die Herangehensweise des Bündnisses Weinheim bleibt bunt. Es bediene sich immer wieder der sogenannten Extremismustheorie, die linke Gesellschaftskritik und antifaschistischen Widerstand mit dem Denken und Handeln von Nazis gleichsetze. „Dieses „links=rechts“-Getue wird auch in Zukunft Gegenaktionen behindern und unter anderem die AfD stärken“, warnt das Forum. Es sei Wasser auf die Mühlen der Rechten.
Mit der AfD komme in Weinheim und anderswo „eine Gefahr auf uns zu, mit der wir auf keinen Fall umgehen können wie bisher“, so sein Appell: „Jetzt gilt es, die verkrusteten Strukturen aufzubrechen, sich zu vernetzen, selbstbewusst weitere Schritte zu planen und eine Zusammenarbeit aller fortschrittlichen Kräfte anzustreben.“ Ausdrücklich ruft das Forum zu einer offenen Debatte auf. Es bittet um Meinungsäußerungen und Anregungen – auch per E-Mail (forumweinheim@gmx.de).
Siehe auch unsere früheren Berichte:
Massiv und bunt: Protest gegen NPD
NPD bleibt in Weinheim unerwünscht
Polizei steht weiter in der Kritik
Weinheim stoppt NPD-Parteitage
NPD nicht gewähren lassen – Gastkommentar von Carla Schmidt, Forum Weinheim
Am wichtigsten ist die klare Kante – Interview mit Bernd Riexinger
Die Stellungnahme des Forum Weinheim vom 27. März im Wortlaut (mit von unserer Redaktion hinzugefügten Zwischenzeilen):
Weinheim: Die entpolitisierte Stadt?
Eine Stellungnahme des historisch-politischen Forum Weinheim, 27. März 2016
Schreibt uns! Meinungen und Anregungen sind erwünscht!
E-Mail: forumweinheim@gmx.de
Die massenhaften Proteste gegen den 3. NPD-Parteitag am 21./22.11. in Weinheim in Folge waren erfolgreich, auch wenn der Parteitag letztendlich nicht verhindert werden konnte. Tausende protestierten rund um die Weinheimer Stadthalle, eine kraftvolle Demonstration setzte trotz der vorausgegangenen Polizeigewalt am Vormittag nachmittags nochmals ein deutliches Zeichen des Protests und der Einigkeit der Teilnehmenden. An der Mobilisierung waren zahlreiche Gruppen, Bündnisse und Initiativen aus vielen verschiedenen Städten beteiligt.
Starke Abgrenzung beim Protest gegen den NPD-Parteitag
Allerdings konnte in Weinheim selbst keine Einigung zwischen den unterschiedlichen Initiativen erzielt werden. Das von der Stadt getragene Bündnis Weinheim bleibt bunt setzte alles daran, sich von den anderen Gruppierungen abzusetzen, und befürwortete nur ein Kulturfestival „anlässlich“ des NPD-Parteitags. Zwar wurde gegen Ende der Vorbereitungen noch versucht, die bei der Mobilisierung sehr erfolgreiche Initiative Nazifreies Weinheim https://www.facebook.com/nzfreiesweinheim/?fref=ts zu vereinnahmen, gleichzeitig gab es jedoch seitens Weinheim bleibt bunt keinerlei Solidarität mit den von außerhalb anreisenden Gruppierungen und Bündnissen – stattdessen eine deutliche Abgrenzung, so als wäre ein NPD-Bundesparteitag eine rein Weinheimer Angelegenheit.
Selbst das mit mehr als 300 Leuten angereiste Mannheimer Bündnis „Mannheim gegen rechts“ wurde von Wbb nicht wahrgenommen, obwohl sich dort zahlreiche Gruppen und Parteien seit Jahren zum gemeinsamen Handeln entschlossen haben. Lediglich die CDU hat sich inzwischen aus dem Mannheimer Bündnis zurückgezogen. http://web82.krusty.kundenserver42.de/unterstuetzerinnen/ An den Tagen des NPD-Parteitags kam es zu allem Überfluss zu zahlreichen entsolidarisierenden Bekundungen, so wurde zum Beispiel am Sonntag, 22. November, auf der Kundgebung von Weinheim bleibt bunt „rechts und links“ gleichgesetzt und die Proteste, die eine Menschenblockade zum Ziel hatten, wieder und wieder diskreditiert.
Räume für Diskussionen nur noch schwer zu bekommen
Die öffentlichen Räume und das „Saalverbot“
https://www.facebook.com/permalink.php?story_fbid=460822217375832&id=349948098463245 Bereits im Vorfeld des Parteitags mehrten sich die Anzeichen, dass kritische Veranstaltungen linker Gruppen durch die Nichtvergabe von Räumen behindert werden sollen. Die Stadtbücherei, die zwei Räume im Internet für Veranstaltungen anbietet, wollte sich nicht auf eine Lesung mit dem Autor des Schwarzbuchs Waffenhandel, Jürgen Grässlin http://www.juergengraesslin.com/ einlassen, die dann im November in einem anderen Saal stattfand und auch gut besucht war. Eine vom Forum Weinheim organisierte Lesung, die nicht von der Stadtbücherei selbst veranstaltet würde, sei nicht erwünscht, hieß es.
Eine Anfrage wegen der Räumlichkeiten der Jugendherberge wurde ebenfalls negativ beschieden. Dort sollen in Zukunft nur noch Gruppen tagen, die auch in der Jugendherberge übernachten. Auch Weinheim gegen rechts, die zum Beispiel das Cafe Central für eine Veranstaltung nutzen wollten, wurden zurückgewiesen.
Hohe Kaution für den Rathaussaal
Die entpolitisierende Stimmung wurde jedoch erst nach dem NPD-Parteitag so richtig deutlich. Um eine erneute Anmietung der Stadthalle oder des Rolf-Engelbrecht-Hauses durch die NPD zu verhindern, beschloss der Gemeinderat noch vor Jahresende 2015 eine neue Benutzungsordnung, die parteipolitische Veranstaltungen in diesen beiden Sälen grundsätzlich ausschließt, sofern diese keinen direkten Bezug zur Lokalpolitik haben. Anstatt sich zu positionieren und rechtes Gedankengut per Nutzungsordnung aus den Hallen zu verbannen, soll nun also die ganze politische Landschaft an der Saalnutzung gehindert werden.
Es ließ erwartungsgemäß nicht lange auf sich warten, bis sich diese Maßnahme auf andere Aktivitäten und Raumanmietungen auswirken sollte. Die Initiative Nazifreies Weinheim versuchte den Rathaussaal für eine Podiumsdiskussion zu mieten, bei der über die Ereignisse des NPD-Parteitags nochmals mit allen beteiligten Gruppen – selbstverständlich auch mit den „auswärtigen“-, diskutiert werden sollte. Der Rathaussaal fällt zwar nicht unter das „Saalverbot“, trotzdem bekam die Initiative einen Brief der Stadt Weinheim, in dem sie aufgefordert wurde, 3000 Euro! Kaution zu hinterlegen und eine Haftpflichtversicherung nachzuweisen.
Selbst der Demo-Anmelder wurde zur Aufarbeitung nicht eingeladen
Veranstaltungen sollen aller Vermutung nach nun immer unter der Kontrolle der Stadt sein, sonst werden den Initiator_innen Steine in den Weg gelegt. Mit derartigen Aktionen wird die Emanzipierung aller, die etwas gegen Rechts machen wollen, ausgebremst, und genau diese Abgrenzungsstrategie der Stadt Weinheim und des von ihr unterstützen Bündnisses Weinheim bleibt bunt, stärkt das unverfrorene Auftreten der NPD und letztendlich auch Wahlerfolge von Parteien wie der AfD, die hier keinerlei Gegenwind zu spüren bekamen.
Auch bei der Aufarbeitung der Polizeigewalt https://www.facebook.com/permalink.php?story_fbid=438241696300551&id=349948098463245 während der Proteste gegen den NPD-Parteitag spielte Weinheim bleibt bunt keine rühmliche Rolle. Zu einer von der Polizei angebotenen Infoveranstaltung im Nachhinein wurde außer Weinheim bleibt bunt keine andere Initiative formell eingeladen. Die Initiative Nazifreies Weinheim und Weinheim gegen rechts erhielten lediglich eine informelle Einladung, die anderen Gruppen sowie der Anmelder der Demonstration am Samstagnachmittag erfuhren von dieser Veranstaltung jedoch nur zufällig, woraufhin sich der Anmelder der Demo selbst einlud.
Debatte mit „externen Gruppen“ abgelehnt
Auf die Einladung zur Podiumsdiskussion über die Ereignisse, zu der die Initiative Nazifreies Weinheim zusammen mit der Antifaschistischen Initiative Heidelberg eingeladen hatte, erhielten die Einladenden erst lange gar keine Antwort und dann nach mehrfacher Nachfrage eine Absage, in der unter anderem grundsätzlich „eine Debatte mit externen Gruppen“ abgelehnt wurde. Die Idee der Einladenden war es, alle zivilgesellschaftlichen Akteure gemeinsam an einen Tisch zu bekommen, das Gewesene gemeinsam aufzuarbeiten und miteinander statt über- oder gegeneinander zu sprechen. Mit Blick auf die Zukunft sollte eine Klärung stattfinden, die die gemeinsame Arbeit nicht noch durch Missverständnisse verschärft. Moderiert werden sollte die Diskussion von Martin Steinhagen von der Frankfurter Rundschau, der bereits zugesagt hatte. Leider ist diese Veranstaltung nun nicht zustande gekommen.
Die Herangehensweise des Bündnisses Weinheim bleibt bunt bedient sich immer wieder der sog. „Extremismustheorie“. Dabei werden linke Gesellschaftskritik und antifaschistischer Widerstand mit dem Denken und Handeln von Nazis gleichgesetzt. Weinheim bleibt bunt wendet sich immer wieder offziell „gegen jeden Extremismus“ (egal ob von rechts oder links). Dieses „links=rechts“-Getue wird auch in Zukunft Gegenaktionen behindern und unter anderem die AfD stärken.
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Rückschau: „Äußerst defensive Herangehensweise“
Beispiele für eine äußerst defensive Herangehensweise bei Aktionen gegen rechts waren auch die Aktionen gegen Kundgebungen und Infostände der NPD. Am 31. Januar 2015 hielt die NPD eine Kundgebung direkt bei der Stadthalle ab, um ihren Erfolg (Anmietung der Stadthalle) zu demonstrieren. Etwa 150 Gegendemonstrant_innen nahmen an Protestaktionen teil, viele davon trafen sich allerdings im Foyer der Stadthalle zu einem „bunten Frühstück“, zogen die Vorhänge in Richtung NPD-Kundgebung zu und versuchten sich so nicht wirklich der NPD entgegenzustellen.
Am 1. August 2015 stellte sich das Bündnis Weinheim bleibt bunt zwar in der Nähe des NPD-Infostands auf, distanzierte sich aber deutlich von allen Gegendemonstrant_innen, die unmittelbar gegen die NPD protestierten. Am 9. Januar 2016, als die NPD Unterschriften für die Kandidatur sammelte, wiederholte sich das traurige Schauspiel nochmals. Zwar gab es dieses Mal eine kleine Kundgebung des Bündnisses Wbb. Diese wirkte aber wie eine Parallelveranstaltung und hatte wieder keine Verbindung zu den direkten Protesten gegen die NPD. Abgesehen davon war die Aktion sehr kurz und anschließend wurden die anderen Protestierenden vollends mit der NPD und deren Unterschriftenaktion alleine gelassen.
Zu schwache Abgrenzung gegen rechts
Bis vor kurzem gab es in Weinheim die Bürgerinitiative West, die anlässlich der Unterbringung von Geflüchteten entstanden war und von Anfang an auch AfD-Sympathisanten anzog. Der Umgang mit dieser BI war häufig durch ein freundliches Geplänkel auf den Facebookseiten gekennzeichnet. Aktuell sortiert sich die ehemalige BI neu, da einige Protagonisten nach der Wahl offenbar andere „Aufgaben wahrnehmen wollen“. Das heißt aber noch lange nicht, dass die BI damit verschwunden ist. Unter einem neuen Namen („Weinheim-Flüchtlingsunterbringung“) formiert sich schon wieder eine neue Facebookseite mit rassistischen Inhalten.
Leider ist sich nicht einmal die Weinheimer „Linke“ zu schade, die unsäglichen Posts zu kommentieren anstatt an anderer Stelle klar Stellung zu beziehen. Auch der wenig kritische Umgang mit der BI im Internet und auf Bürgerversammlungen hat zum aktuellen Wahlergebnis mit beigetragen. AfD-Anhängern und sogar dem Altnazi Günter Deckert wurden auf den Infoveranstaltungen der Stadt eine Plattform geboten.
AfD sagte Veranstaltung mit Frauke Petry selbst ab
Gegen Ende des Wahlkampfs hatten übrigens sowohl die Kandidaten der Weinheimer Grünen als auch der Linken einem Internetblogger Interviews gegeben, der sehr häufig AfD-Anzeigen geschaltet hatte und immer wieder gegen Linke, antifaschistische Arbeit, Mannheim gegen rechts, Mannheim sagt ja http://www.masagtja.de und auch gegen Weinheim bleibt bunt und die Grünen in Weinheim agitiert hatte.
Auch anlässlich des angekündigten Besuchs von Frauke Petry im Rolf-Engelbrecht-Haus blieben viele Fragen offen. Weshalb wurde der Mietvertrag mit der AfD nach Eintreten der neuen Nutzungsordnung nicht sofort gekündigt? Am 3. März sollte in Weinheim eine Veranstaltung mit Frauke Petry stattfinden. Aufgrund der oben genannten neuen Nutzungsordnung wurde der Vertrag einige Wochen vor der geplanten Veranstaltung gekündigt, allerdings erst als die AfD unter anderem wegen der „Schusswaffen-Äußerung“ Petrys mehr Medienaufmerksamkeit als zuvor erlangt hatte.
Laut AfD wurde vor „gewalttätigen Auseinandersetzungen“ gewarnt
Bis dahin erschien der Mietvertrag mit der AfD der Stadt vermutlich unproblematisch, obwohl sich die Partei spätestens seit dem Erfurter Parteitag im Juli 2015 unter Frauke Petry immer mehr zu einem Sammelbecken von Nationalisten, Rassisten und Faschisten aller Couleur entwickelt hatte. Nach der Kündigung des Mietvertrags wurde für die Veranstaltung „an einem noch nicht bekannten Ort in der Region Weinheim“ geworben. Obwohl die Veranstaltung laut richterlichem Beschluss möglich gewesen wäre, wurde sie in Weinheim abgesagt.
Ein unschönes Detail dieser Absage an Weinheim hat die AfD selbst ans Licht gebracht: Offenbar wurde die AfD von Seiten der Stadt vor „gewalttätigen Auseinandersetzungen“ und „einer Situation wie beim NPD-Parteitag“ im November 2015 gewarnt. Statt den Rassisten und Faschisten, die sich in der AfD sammeln, die Räume aufgrund ihres Auftretens und der Äußerungen ihrer führenden Mitglieder streitig zu machen, setzte die Stadt Weinheim mit diesem Brief offenbar auf Einsicht und Verständnis bei der AfD. https://www.facebook.com/permalink.php?story_fbid=460822217375832&id=349948098463245
Viele engagieren sich für Geflüchtete
Die Unterstützung der Geflüchteten in Weinheim ist sehr groß, sehr viele wunderbare Menschen engagieren sich unentwegt – aber auch hier ist der Versuch der massiven Steuerung der Unterstützer_innen durch die Stadt zu spüren. So stellt die Stadt Weinheim für einen Teil der Unterkünfte „Ehrenamtsausweise“ aus, ohne die keine Besuche in der Unterkunft möglich sein sollen. Dies wird zwar mit Sicherheitsbedenken begründet, stellt aber auch eine Einschränkung der selbstbestimmten Unterstützungsarbeit dar. Die Refugees haben so wenig Chancen Menschen kennenzulernen, müssen Besucher anmelden und befinden sich in einem zusätzlichen Abhängigkeitsverhältnis. Ein „Knigge“ regelt die genaue Vorgehensweise der Ehrenamtlichen bis ins Detail http://weinheim-hilft.de/leitlinie/, so dass möglichst niemand etwas selbst organisiert.
Eine öffentliche Stellungnahme zu den Missständen in der Unterkunft im ehemaligen Diesbach-Druckhaus seitens Weinheim hilft oder Weinheim bleibt bunt gibt es nicht. Über die Proteste wurde nur in der Presse berichtet. Auch wenn die Unterkunft vom Rhein-Neckar-Kreis betrieben wird, wäre es dringend notwendig, die Ausstattung der Unterkunft öffentlich zu machen. Es kann dort nicht gekocht werden, das Essensgeld wird daher nicht ausbezahlt, die Geflüchteten protestierten bereits wiederholt gegen die Art der Nahrungsversorgung. Viele sammeln Pfandflaschen, um sich zusätzliche für sie geeignete Nahrungsmittel kaufen zu können.
Initiativen sollen sich gegenseitig unterstützen
Die Mitglieder des Forum Weinheim sind selbst in der Unterstützungsarbeit für Geflüchtete aktiv, unter anderem in Hemsbach, und hatten außerdem seit Jahren bereits zahlreiche Veranstaltungen in Weinheim angeboten. https://www.facebook.com/permalink.php?story_fbid=382680945189960&id=349948098463245&fref=nf
Seitens des Bündnisses Weinheim bleibt bunt lässt auch der Umgang mit Veranstaltungen anderer Initiativen zu wünschen übrig. So wurde auf der gut besuchten Veranstaltung der Initiative Nazifreies Weinheim am 22. Oktober 2015 zur Geschichte und den Perspektiven der antifaschistischen Arbeit in Weinheim kaum ein_e Vertreter_in des Bündnisses gesichtet. Im März 2016 reagierte Weinheim bleibt bunt nicht einmal auf die Bitte, die Einladung zur Soliparty https://www.facebook.com/events/1711229495758468/permalink/1716217411926343 der INW zu teilen.
Natürlich war die Party trotzdem sehr erfolgreich und wurde auch von zahlreichen Refugees besucht. Genauso ignorant reagierte Wbb als Bündnis auf die Einladung des Forum Weinheim und der INW zu einer Veranstaltung mit den „Teachers on the Road/Netzwerk konkrete Solidarität“ https://nksnet.wordpress.com/teachers-on-the-road/ am 18. März 2016. https://www.facebook.com/events/201316740231525/ Einzelpersonen, die bei Wbb mitmachen, waren allerdings vor Ort.
Rechte nicht weiter ermuntern
Außer der organisatorischen Dinge bedarf es auch dringend inhaltlicher Diskussion! Das Forum Weinheim hat sich zum Ziel gesetzt inhaltliche historisch-politische Debatten zu führen. Werdet aktiv gegen Rassismus, beteiligt euch an den Diskussionen und Aktivitäten!
Mit ihrer unpolitischen und technokratischen Herangehensweise wird die Stadt Weinheim auf kurz oder lang keinen Erfolg haben, außer dass sie weiterhin Rechte ermuntert. Es ist kein Zufall, dass die schwache NPD einen Landesparteitag und drei Bundesparteitage in Weinheim durchführen konnte. Die Ankündigung der NPD, einen vierten Parteitag durchführen zu wollen, zeugt nicht von deren Stärke sondern von der Schwäche der antifaschistischen Kräfte in Weinheim, die auch durch die städtische Politik verursacht wurde.
Eine neue Gefahr mit der AfD
Mit der AfD kommt in Weinheim und anderswo eine Gefahr auf uns zu, mit der wir auf keinen Fall umgehen können wie bisher. Mit der hier dargestellten Politik von Weinheim bleibt bunt wird Wasser auf die Mühlen der Rechten, zum Beispiel der AfD, gegossen. Zudem werden linke Gesellschaftskritik und antifaschistischer Widerstand mit dem Denken und Handeln von Nazis gleichgesetzt.
Verkannt wird die Arbeit linksalternativer Kulturprojekte, antifaschistischer und anderer Gruppen gegen Nazis,die sich gegen rassistische Gewalt und Diskriminierung einsetzen. Daher müssen wir mit Blick auf andere Städte bürokratische Strukturen und Hemmnisse, die zum Teil absichtlich aufgebaut wurden, aufbrechen und uns nicht um des Bündnisses Willen mit dem rechten Flügel arrangieren um sich in der Folge an diesem zu orientieren.
Es geht um die gemeinsame Zukunft
Wir müssen uns selbstbewusst von diesen Fesseln befreien und rufen dazu auf, nicht auf die Befindlichkeiten aller derzeit im bunten Bündnis operierenden Parteien und Personen Rücksicht zu nehmen – dies würde Aktionen auch in Zukunft nur behindern. Mensch stelle sich zum Beispiel vor, die AfD selbst würde nach den nächsten Gemeinderatswahlen Teil des Bündnisses? Eine absolute Horrorvorstellung, die sicher auch nicht im Sinne des Bündnisses Weinheim bleibt bunt sein kann.
Jetzt gilt es, die verkrusteten Strukturen aufzubrechen, sich zu vernetzen, selbstbewusst weitere Schritte zu planen und eine Zusammenarbeit aller fortschrittlichen Kräfte anzustreben. Es geht hier auch nicht nur um Ereignisse in Weinheim, sondern um unsere gemeinsame Zukunft, die Zukunft aller Migrant_innen, Geflüchteten, einfach aller Menschen!
Die Kritik ist als Anregung zu verstehen
Unabhängig davon, wo ihr aktiv seid – lasst uns frei und offen debattieren! Unsere Kritik ist als Anregung zu verstehen und unsere Solidarität gilt all denjenigen, die sich Rassismus und Faschismus entgegenstellen! Ziel muss es sein sich in Zukunft möglichst breit aufgestellt und entschlossen den Nazis und Rassisten entgegenzustellen!
Nehmt an der bundesweiten Aktionskonferenz in Frankfurt „Aufstehen gegen Rassismus“ am 23./24. April 2016 teil https://www.aufstehen-gegen-rassismus.de/aktionskonferenz/ und fahrt mit uns gemeinsam zu den Protesten gegen den AfD-Programmparteitag am 30. April in Stuttgart (Anmerkung der Redaktion: siehe auch „Warmlaufen zum Protest„). Alle Infos findet ihr demnächst unter anderem auf der Seite des Forum Weinheim. https://www.facebook.com/Forum-Weinheim-349948098463245/ Wir haben eine Welt zu gewinnen!
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