Karlsruhe. Ester Seitz und ihre Anhänger wollen am Freitag, 3. Juni, zum letzten Mal vor einer selbstgewählten Sommerpause in Karlsruhe aufmarschieren. Ihrer Gruppierung „Karlsruhe wehrt sich“ geht offenbar langsam aber sicher die Luft aus. Das ist nicht nur an der immer geringer werdenden Teilnehmerzahl ihrer Aufmärsche zu erkennen. Auch die Rednerliste wird von Mal zu Mal kleiner und berechenbarer. Das „Antifaschistische Aktionsbündnis Karlsruhe“ und das „Karlsruher Netzwerk gegen Rechts“ organisieren Gegenproteste. Beginn ist um 17 Uhr auf dem Stephanplatz.
Offenbar möchte niemand mehr bei „Karlsruhe wehrt sich“ reden, so die Antifaschistische Aktion Karlsruhe. Anders sei es nicht zu erklären, dass mit Holm Teichert zum einen ein Redner mit dabei ist, der schon einmal zugegen war, zum anderen beinahe alle Redner der letzten Male aus Nordrhein-Westfalen beziehungsweise aus dem Westen der Bundesrepublik kamen.
Seit Beginn der rechten Aufmärsche in Karlsruhe Anfang 2015 hatten sich das Orgateam sowie das Teilnehmerfeld immer wieder gewandelt. Thomas Rettig (AfD) hat sich Ende des letzten Jahres von „Widerstand Karlsruhe“, dem Vorgänger von „Karlsruhe wehrt sich“, verabschiedet. Nun scheint auch der neue Anmelder der Aufmärsche, Alois Röbosch, die Lust zu verlieren. Darauf deutet hin, dass Röbosch – seines Zeichens Stadtrat in Speyer für die Republikaner – beim vergangenen Aufmarsch nicht zugegen war.
Kim Haller, Sprecherin der Antifaschistischen Aktion Karlsruhe, erklärt dazu: „Wir gehen davon aus, dass sich wegen Ester Seitz‘ Engagement in der rechtsradikalen Szene immer mehr Menschen und Unterstützer den Aufmärschen von ‚Karlsruhe wehrt sich‘ fernbleiben“.
Dass Ester Seitz mittlerweile gute Kontakte in faschistische Kreise hat, wird nicht nur durch ihre Präsenz beim Bundesparteitag der Nazipartei „Die Rechte“ in Dortmund ersichtlich. Sie hatte auch einen Gastauftritt neben dem Ex-NPD-Bundesvorsitzenden und verurteilten Holocaustleugner Günter Deckert bei einer Kundgebung „gegen Kinderschänder“ der mittlerweile in „Die Rechte“ aufgegangenen Neonazikameradschaft „Freie Nationalisten Kraichgau“ in Sinsheim.
Diese Kontakte offenbaren sich auch zunehmend im Abbild der Teilnehmer bei den Aufmärschen von „Karlsruhe wehrt sich“. Neben schwarz-rot-goldenen Fahnen gehören mittlerweile auch schwarz-weiß-rote Reichsfahnen sowie Fahnen mit eindeutig rechtsradikalem Bezug zum Repertoire des dezimierten Teilnehmerfeldes.
Im Gegensatz zu den schwindenden Teilnehmerzahlen von „Karlsruhe wehrt sich“ bleibt der Zulauf zu den Protesten der Nazigegner und Antifaschisten seit jeher stabil. Dazu erklärt Kim Haller weiter: „Man darf gespannt sein, ob „Karlsruhe wehrt sich“ es überhaupt nochmal aus der Sommerpause schafft. Wir werden auf jeden Fall wieder da sein.“
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