Bremen/München. Es ist ein warmer Samstag, als sich eine Gruppe von bis zu 80 TierschützerInnen am 11. Juni mittags auf dem Bahnhofsvorplatz in Bremen versammelt. Die Tierrechtsorganisation Animal Rights Watch (ARIWA) hatte dazu aufgerufen, am „Marsch zur Schließung aller Schlachthöfe“ – einem weltweiten Aktionstag – teilzunehmen. In Deutschland gingen nicht nur in Bremen. sondern auch in München, Kassel und Bielefeld an diesem Samstag TierschützerInnen auf die Straße und forderten die Schließung aller Schachhöfe.
Pünktlich um 14 Uhr ergreift die Anmelderin Anke Steil von Ariwa das Mikrophon: „Bremen hat das coolste Tierrechtswahrzeichen, das es gibt“. Mit den „Bremer Stadtmusikanten“ zeigt es Tiere, die dem sicheren Tod entflohen waren, da alles besser sei als dieser.
Viele Schilder waren zu sehen, die das traditionelle Wahrzeichen Bremens – Esel, Hund, Katze und Hahn – ein wenig umgeändert hatten. Zu sehen war eine Pyramide aus Rind, Schwein, Schaf und Huhn. Auf der anderen Seite waren die Zahlen der jährlich in Deutschland geschlachteten Tier-Individuen geschrieben (rund 3 244 000 Rinder, 58 350 000 Schweine, 1 085 000 Schafe und 627 941 000 Hühner).
In Deutschen Schlachthöfen sterben pro Jahr rund 750 000 000 Tiere – neben Rindern, Schweinen, Schafen und Hühnern auch noch weitere Tierarten wie Pferde oder Puten. Dennoch waren die zunächst genannten vier Arten stellvertretend für alle getöteten Tiere ausgewählt.
Wenn die Menschheit auf tierische Produkte verzichten würde, hätte dies nicht nur einen gesundheitlichen Vorteil für jeden Einzelnen, sondern wäre auch besser für die Umwelt. Zusätzlich stünde durch eine rein pflanzliche Ernährung eine weitaus größere Menge an Nahrung zu Verfügung, womit folglich auch eine größere Anzahl Menschen ernährt werden könnten, erklärt Anke Steil.
Die Rede von Anke Steil wurde von Passanten spontan zustimmend beklatscht. Dann begann der Trauermarsch durch Bremens Innenstadt. Parallel wurde auch Werbung für ein veganes Sommerfest am 19. Juni vor dem Kulturzentrum Schlachthof in Bremen gemacht.
Entschlossener Marsch auch durch München
Selbst ein kurzer, aber starker Regenschauer ließ die rund 200 DemonstrantInnen einen etwa 13 Kilometer langen Marsch durch München nicht unterbrechen. Die ARIWA Ortsgruppe aus München hatte sich in diesem Jahr erstmals an dem „Marsch zur Schließung aller Schlachthäuser“ beteiligt.
Beginnend am Stachus, einem viel besuchten Platz in der Münchener Innenstadt, zog sich die Menschenkette durch die Innenstadt. Obwohl die Demo durch den Namen eher einen ‚Fleisch‘-Bezug bekam, machten die skandierten Parolen klar: Es geht hier um die Befreiung aller Tiere – egal ob aus Ausbeutungsverhältnissen für die Produktion von Fleisch, Milch, Eiern oder anderen tierischen Produkten.
„Wir sind laut und und wir sind hier – für die Befreiung von Mensch und Tier“ konnte aufgrund der ausdauernden Wegstrecke nicht immer eingehalten werden. Aber Passanten konnten dennoch den Demozug kaum ignorieren. Viele Menschen öffneten ihre Fenster und schauten nach, was dort vor ihrer Haustür passierte. Es gab viel Zuspruch von Nicht-TeilnehmerIinnen. Doch solch konsequente Forderungen treffen nicht überall auf Gegenliebe: Speziell die BetreiberInnen von Imbissbuden belächelten die Demonstration eher. Ein Teilnehmer wurde von einem Ei, geschmissen aus einem Wohnhaus, am Kopf getroffen.
Veganismus ist nicht länger ein exotisches Phänomen
‚Veganismus‘ ist in den letzten Jahre in der Mitte der Gesellschaft angekommen: Kochbücher mit ausschließlich veganen Rezepten in den Bestsellerlisten, Supermarktketten, die ihr veganes Sortiment nicht nur ausbauen sondern mittlerweile speziell um diese Käuferschicht buhlen und letzten Endes der nicht mehr der verwirrte Blick der KellnerInnen in einem Restaurant, wenn nach einem Kaffee mit Sojamilch gefragt wird.
Umso wichtiger war es den Demo-TeilnehmerInnen, ‚Veganismus‘ nicht zu einem ‚Lifestyle‘ verkommen zu lassen, und umso wichtiger war es für alle AktivistInnen, das Wort ‚vegan‘ mit einem ethischen Verständnis zu belegen und damit zu verknüpfen, dass der Mensch keinen Nutzungsanspruch am Tier hat.
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