Von Alfred Denzinger – Stuttgart. Auf dem Stuttgarter Marktplatz standen rund 20 „kiffende“ KundgebungsteilnehmerInnen. Sie forderten die Freigabe von Cannabis. Hanfsamen (Vogelfutter) verteilen durften sie nicht. Das erklärte die Polizei zur zusätzlichen Auflage. Das Ordnungsamt hatte während des Smoke-ins am Samstag, 11. Juni, die Endlos-Ansage „Es handelt sich um Fake-Joints, sie enthalten nur Tabak“ vorgeschrieben. Sie bereitete vielen Passantinnen weiteres Vergnügen. Teilweise kam es fast zu Lachkrämpfen.
Der Versammlungsleiter musste nach der Kundgebung das Polizeirevier anrufen, um seine Auflagen erfüllen zu können. Denn die beiden Polizisten vor Ort waren „geflüchtet“, als der Anmelder der auferlegten Pflicht nachkommen und ordnungsgemäß seine Fake-Joints zurückgeben wollte.
Reiner Tabak – natürlich nur versiegelt
Der angesprochene Polizeibeamte hatte die Übergabe der Fake-Joints abgelehnt. Er wollte nicht bei der Annahme von (Fake-)Joints fotografiert werden. Nun ja, im Presserecht kennt sich halt nicht jeder Polizist aus. Angesichts unserer Kamera startete der Beamte umgehend sein Einsatzfahrzeug und fuhr mit seinem Kollegen davon. Erst die Aufforderung seines vom Versammlungsleiter hilfesuchend informierten Reviers konnte den Beamten zur Einsicht bewegen, und er kehrte an den Ort des fürchterlichen Geschehens zurück.
Pflichtbewusst nahm er nun die Fake-Joints entgegen und dokumentierte das Geschehen in einem „Biene-Maja-Ordner“. Ordnung muss sein. Vor allen Dingen bei derart gefährlichem Zeug. In den Fake-Joints war ja schließlich reiner Tabak. „Versiegelt“, versteht sich. Die Joints hatten vor der Kundgebung im Ordnungsamt vor den Augen der Ordnungsamtsbeamten gedreht werden müssen. 30 „versiegelte“ Joints. Die nicht verkonsumierten Fake-Joints – also die Zigaretten mit reinem Tabak – mussten zur Vernichtung zurück an die Behörde.
Teufelszeug Vogelfutter
Das Schauspiel wurde schließlich auch durch die mündliche Auflage der Polizei am Ort der Kundgebung zur absoluten Realsatire. Nach Angaben des Versammlungsleiters erklärten die Beamten, es dürften keine Hanfsamen verteilt werden. Dabei handelte es sich bei dem mitgebrachten Material um Vogelfutter. Der Aufforderung des Versammlungsleiters, ihm diese Auflage schriftlich zu geben, kamen die Polizisten nicht nach. Aber sie ließen sich von ihrem Revier ein Aktenzeichen für diesen Vorgang durchgeben.
Da ein derartiges Verhalten der Stuttgarter Behörden nicht unbedingt neu ist, hatten die AktivistInnen der Piratenpartei die passenden Aufkleber am Infostand parat: „Vogelfutter ist in deinem Land leider nicht verfügbar“ (siehe hierzu auch „Fake-Joints in Händen der Ordnungshüter“ und „Polizei konfisziert Vogelfutter„.
Fake-Joints in der Endlos-Schleife
Die „Joints“ durften von den KonsumentInnen nur selbst geraucht werden. Auflagengemäß war eine Weitergabe untersagt. Die Ausgabe der Rauchware erinnerte an das katholische Ritual der Hostienausgabe, nur eben mit anderen Worten. Also nicht mit „das ist der Leib Christi“, sondern mit „dies ist ein Fake-Joint, er enthält nur Tabak“. Während des zehnminütigen Rauchens musste ein Endlosband über die Lautsprecheranlage abgespielt werden: „Es handelt sich um Fake-Joints, sie enthalten nur Tabak“ … „Es handelt sich …
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