Von Christian Ratz – Mannheim. Etwa 300 Menschen gedachten am Dienstag, 14. Juni, auf dem Mannheimer Paradeplatz der Opfer des Anschlags auf einen Club in Orlando. Dort hatte ein Einzeltäter in den frühen Morgenstunden des 12. Juni 49 Menschen getötet und etwa 50 weitere zum Teil schwer verletzt. Zu der Mahnwache in Mannheim hatte der CSD Rhein-Neckar aufgerufen. Während einer Schweigeminute stiegen 49 schwarze Luftballons mit Namensschildern für jedes Opfer auf.
Ort des Anschlags war der Pulse Club, ein unter Schwulen und Lesben beliebter Treffpunkt in Orlando, Florida (USA). Die Nachrichten über das Verbrechen verbreiten sich binnen Stunden weltweit und erreichten somit auch Mannheim und die Verantwortlichen des CSD (Christopher Street Day) Rhein-Neckar.
Starke Betroffenheit während der Begrüßungsrede
Der Vorsitzende des CSD Rhein-Neckar Harald Blaull begrüßte am frühen Abend am Paradeplatz im Zentrum der Stadt rund 300 Teilnehmerinnen zu der Mahnwache. Seine mit leiser Stimme vorgetragene Rede widmete sich vor allem den Opfern, deren Familienangehörigen und Freunden. Auch in Mannheim werde um die sinnlos ausgelöschten Menschenleben getrauert und der vielen Verletzten gedacht.
Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz betonte, dass die Akzeptanz gegenüber gleichgeschlechtlicher Beziehungen und Transgendern in den vergangenen Jahren gewachsen sei. Die handelnde Politik müsse dazu weiter beitragen und klare Kante gegen rückwärtsgewandte Tendenzen zeigen. Mannheim sei eine „Rainbow City“ ist, in der gegen Ausgrenzung gekämpft werde und in der man sich für gleiche Rechte für Alle einsetzt.
Homosexuelle müssen sich bewegen können wie alle anderen auch
„Dinge, die man vor noch zwei Jahren öffentlich auf der Straße nicht sagen durfte, werden jetzt ausgesprochen“, sagte der SPD-Landtagsabgeordnete Stefan Fulst-Blei. Deutlichere Worte fand der Grünen-Bundestagsabgeordnete Gerhard Schick. Es müsse vollkommen akzeptiert sein, dass sich homosexuelle Mitbürger auch im öffentlichen Raum so bewegen und ihre Emotionen zeigen können wie die anderen auch, ohne diskriminiert zu werden. Unterschiede gebe es nicht. Alle seien Menschen und damit gleich.
Schick lehnte eine Vorvorurteilung des Attentäters bei laufenden Ermittlungen ebenso ab wie den Missbrauch des schrecklichen Geschehens für parteipolitische Zwecke in Deutschland. Er kritisierte die im Vergleich zu Deutschland nach wie vor weitestgehend laxen Waffengesetze in den USA, was den Verkauf und Erwerb angeht. An den vergleichsweise strengeren Regelungen hierzulande dürfte es keine Veränderungen geben.
Respektvolle Stille für die Opfer
Uwe Hörner, Vorstandsmitglied des CSD Rhein-Neckar, verlas die Namen der 49 getöteten Menschen im Pulse Club, während sonst absolute Stille herrschte. Nach und nach schwebten Luftballons mit Namensschildern für jedes Opfer gen Himmel, während es zu regnen begann.
Die Sängerin Barbara Grabowski begleitete die Mahnwache musikalisch mit bewegenden Auftritten zu Anfang und zum Schluss. Kurz vor 20 Uhr wurde die Versammlung für beendet erklärt. Außer Menschen aus der LBSTG-Bewegung hatten auch viele andere Anteilnahme und Solidarität durch ihre Teilnahme bekundet.
Die CSD-Veranstaltungen sind in Mannheim in diesem Jahr zwischen dem 11. und dem 13. August.
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