Von Frantisek Matous – Basel. Zum ersten Mal in Europa stellt das Cartoonmuseum Basel die Kooperation der beiden Künstler Aline Kominsky-Crumb und Robert Crumb, des Schöpfers von Figuren wie „Fritz the Cat“, ins Zentrum einer Ausstellung von Zeichnungen, Malereien und Fotografien. Die am Freitag, 1. Juli eröffnete Schau ist bis zum 13. November zu sehen.
Wer kennt sie nicht – die übergroßen, athletischen Frauen und die schmachtenden, schmächtigen Männchen im Werk des Undergroundzeichners Robert Crumb, seinen amoralischen Kater aus „Fritz the Cat“ und seinen Guru „Mr. Natural“, einen typischen Vertreter der Hippie-Bewegung in Kalifornien der sechziger Jahre? Die Beobachtungen der Provinztristesse in den amerikanischen Kleinstädten und die Halluzinationen des berauschenden Lebens? Und auch die künstlerischen Werke von Aline Kominsky beeinflussen bis heute die Vielfalt der feministischer Comics, die sie in den „wilden Sechzigern“ mitbegründet hatte.
Seit mehr als vierzig Jahren leben und arbeiten Aline Kominsky-Crumb und Robert Crumb zusammen. Beide sind scharfe Beobachter der oft absurd erscheinenden Gesellschaft draußen, aber auch ihres eigenen Lebens als Familie. So entsteht bereits seit Jahrzehnten die Geschichte ihrer Ehe „Aline and Bob“ als eine lose Comic-Folge, welche durchaus ironische Einblicke in ihr Leben in den USA und Frankreich erlaubt.
Heute sind die beiden „arrivierte Leute“. Es werden Filme über sie gedreht, ihre Zeichnungen, die früher in Underground–Magazinen erschienen, werden in Museen ausgestellt, und ihre alten Comic-Heftchen erzielen Sammlerwert. Hat es ihr Leben verändert? “ Ja, wir waren beide verrückt, als wir uns kennen gelernt haben, und sind es immer noch geblieben“, meint Aline Kominsky. „Doch die plötzliche Umarmung durch die selbe Bourgeoisie, welche wir seit Jahrzehnten karikiert haben und deshalb auch gehasst wurden, ist doch ziemlich seltsam, auch wenn es ein wenig Freiheit ohne Geldsorgen ermöglicht.“
In ihrer Jugend wurde ihr Schaffen vom Zorn auf die bigotte amerikanische Gesellschaft mitgeprägt, aber auch von der Hoffnung, diese Gesellschaft ändern zu können. Heute ist der Zorn immer noch da, das Verhalten vieler US-Bürger erscheint ihnen unbegreiflich, so etwa die Mehrheiten der Amerikaner, welche stets ihre eigenen Interessen bekämpfen wie etwa die Einführung von Sozialversicherungen oder Investitionen in das Bildungswesen. So wollen sie auch weiter kämpfen, nur die Hoffnung auf eine baldige Lösung wird schwächer.
Wie verbringt man die Tage als Künstlerehepaar? Nebst der Vorbereitung und Ausführung eigener Projekte und der Grosselternfreuden sind vor allem die Wünsche der Freunde und Bekannten sehr zeitintensiv, sagt Robert und lacht. „Jeder will auf die Schnelle und umsonst eine Weihnachtskarte, eine Hochzeitsanzeige oder ein Flugblatt für das neue Bagel-Shop gezeichnet haben, damit verbringt man dann 80 Prozent der freien Zeit.“
Doch die heutigen Comic-Zeichner bei den großen Zeitungen sind auch nicht zu beneiden. Sie müssen dauernd produzieren, die Honorare werden dabei immer magerer, und die Burn-out-Gefahr ist stets präsent. „Früher hatten wir nichts außer unendlich viel Zeit, die haben wir aber wirklich zum Malen und Zeichnen genutzt.“ Dies ist heute kaum mehr möglich, Zeichnen ist ein sehr harter Job geworden. Doch den beiden gehen Ideen und somit auch die Arbeit nicht aus.
Wer die Zeichnungen, Bilder, Fotos und Einblicke in die Familiengeschichte von Aline Kominsky und Robert Crumb sehen will, sollte die Basler Ausstellung auf keinen Fall verpassen.
Die Ausstellung „Aline Kominsky-Crumb& Robert Crumb Drawn Togheter“ im Cartoonmuseum Basel dauert vom 2. Juli bis zum 13. November 2016.
Folge uns!