Von Tom Guerrero – Mannheim. Der Mannheimer Kreisverband der AfD wollte am Mittwoch, 29. Juni, seinen letzten „Stammtisch“ vor der Sommerpause abhalten. Doch daraus wurde nichts. Das Nachsehen hatte allerdings weniger die Partei als ein nicht korrekt informierter Gastwirt.
Die Rechtsaußen-Partei lud via Homepage zu dem Abend ein – wie mittlerweile üblich, ohne den Veranstaltungsort zu nennen. Interessierte konnten sich per E-Mail anmelden. In den frühen Morgenstunden des Vortags verschickte der stellvertretende Sprecher der Partei in Mannheim, Claus Nielsen, per Mail Einladungen für 19 Uhr in die „Garten-Klause“ – einschließlich Internet-Link zur Homepage des Lokals.
Allerdings hatte die AfD dort offensichtlich reserviert, ohne anzugeben, dass es sich um eine Parteiveranstaltung handelte. Als kritische Bürger den Inhaber darüber informierten, entschied er sich, sein Lokal an diesem Tag geschlossen zu halten. Fazit: ein Tag Umsatz- und Einkommensverlust für die Betreiber und enttäuschte Gäste, die das Lokal gerne besucht hätten – Dank AfD.
Der Stammtisch, der nicht sein sollte
Um 18.20 Uhr herrschte vor dem Lokal „tote Hose“. Einer war allerdings schon da: der stellvertretende Sprecher der AfD Claus Nielsen. Die Rollläden waren heruntergelassen, der Eingang zum Lokal durch Eisentüren gesichert. Ein Schild informierte darüber, dass wegen Bodenreinigungsarbeiten geschlossen sei.
Nielsen textete und telefonierte andauernd, überdies machte er Fotos mit seinem Smartphone von nahezu allen Passanten. Zwischendurch erhob er sich von einer Bank im Schatten, um zu seinem Fahrrad zu gehen und anschließend dann doch wieder Platz zu nehmen.
Ab 18.30 Uhr erreichten rund 25 AntifaschistInnen den Platz vor dem Lokal. Nach und nach trafen auch AfD-Anhänger ein, die den Stammtisch besuchen wollten. Zuletzt waren es weniger als zehn. Dem Gastwirt missfiel, dass sich einige Anwesende auf die Treppenstufen vor seinem geschlossenen Lokal setzten. Er verwies sie laut und wortstark von seinem Terrain.
Polizei kommt mit sechs Streifenwagen
Die vermutlich von AfD-Funktionären informierte Polizei rückte mit sechs Streifenwagen an und beobachtete das Geschehen mit etwa zwölf Beamten. Sie nahmen dort Aufstellung, wo der Wirt die Menschen zuvor vertreiben wollte. Die Vertreter der AfD machten einen frustrierten und ratlosen Eindruck. Polizeibeamte wurden tätig, als der „Platzwart“ des Schrebergärtnervereins in aggressiver Weise die Anwesenden pauschal für Bodenverunreinigungen – welcher Art auch immer – verantwortlich machte. Die Beamten wiesen ihn in seine Schranken und schickten ihn weg.
Ein AfD-Funktionär lief immer mal wieder durch die Reihen der Anwesenden und versuchte, mit provokanten und feindseligen Äußerungen negativ Stimmung zu machen. Auch er machte Aufnahmen mit dem Smartphone. Die Leute vor Ort ignorierten ihn so gut wie möglich. An ihn gestellte Fragen konnte oder wollte er nicht beantworten.
AfD ist nicht willkommen in der Mannheimer Neckarstadt
In einer kurzen Ansprache (siehe Foto rechts) warf ein Redner der AfD vor, eine nicht zu vertretende Politik zu betreiben. Sie sei von Hetze, Hass und Fremdenfeindlichkeit geprägt. Deren Anfänge müsse man sich erwehren. Eine ruhige Sommerpause wurde der AfD in Mannheim nicht gewünscht. Im Gegenteil: Wenn sie im September wie angekündigt eine Großveranstaltung mit Bündnissprecher Jörg Meuthen in Mannheim abhalten sollte, müsste sie mit deutlich wahrnehmbaren Gegenprotest rechnen.
Die drei zuletzt vor Ort verbliebenen AfD-Anhänger wurden von der Polizei unter großem Aufgebot eskortiert. Vier Streifenwagenbesatzungen sicherten ihren Abzug. Die friedlich demonstrierenden Menschen machten sich ebenfalls auf den Weg. Kurz vor 19.30 Uhr war das Geschehen fürs Erste beendet.
Gastronomen bleiben auf finanziellen Ausfällen sitzen
Allerdings scheinen AfD-Anhänger das Lokal „Schützenhaus“ in Mannheim-Feudenheim, wo Frauke Petry Anfang des Jahres einen Auftritt hatte, als sichere Bastion zu sehen. Es verschlug einige der von der Absage der Garten-Klause desorientierte Rechtspopulisten kurzfristig dorthin. Parteien wie die AfD sollten sich aber nicht wundern, dass ihnen immer mehr Gastwirte in Mannheim, aber auch bundesweit die Tür vor der Nase zuschlagen, wenn sie nicht mit offenen Karten spielen und ihre Veranstaltungen nicht korrekt anmelden. Gastronomen sollte es möglich sein, Schadensersatz für finanzielle Ausfälle durch nicht angekündigte Parteiveranstaltungen einzuklagen.
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