Von Christian Ratz – Mannheim. Zwischen 200 und 300 meist kurdisch-stämmige AktivistInnenen folgten am Mittwoch, 27. Juli, in Mannheim dem Aufruf zum Protest gegen den Aufmarsch von AKP- und Erdogan-Anhängern am Sonntag zuvor (siehe „Antifaschistischer Protest gegen türkische Nationalisten geplant„). Schon damals hatte der SKB (kurdisch sozialistischer Frauenbund) versucht, eine Gegendemonstration anzumelden. Sie wurde aber vom Ordnungsamt abgelehnt. Am Mittwoch wurde sie nun unter Auflagen zeitverzögert bestätigt. Allerdings nur als stationäre Kundgebung in der Nähe des Mannheimer Wasserturms. Den angemeldeten Zug zum Paradeplatz untersagten die Behörden.
Frau Rackip, Sprecherin des SKB, kritisierte mit scharfen Worten das 14-jährige AKP-Regime. Sie hielt ihren Redebeitrag in deutscher Sprache, der von einem Übersetzer in die kurdische Sprache übertragen wurde. Anknüpfend an den versuchten Putsch am 15. Juli 2016 sprach sie das brutale Vorgehen im Istanbuler Gezi-Park im Jahr 2013 an. Sie thematisierte die Maßnahmen der Regierung zur Abschaffung des Parlaments und die Gewaltakte durch Militär und Polizei in den kurdischen Gebieten. Sie erklärte, „weder das Gewehr des Militärs, noch die Diktatur des AKP-Regimes sind eine Lösung! Die Lösung liegt im Kampf für Demokratie, Frieden und Freiheiten“. Nachdem Rackip ausführte, dass man die Parolen „Staat und Nazis Hand in Hand“ und „Deutsche Polizisten schützen die Faschisten“ in diesem Kontext kenne, schien es kurzzeitig so, als ob die Polizei die Rede abbrechen wollte.
Freilassung aller politischer Gefangenen und die Entkriminalisierung der PKK gefordert
Im zweiten Teil ihrer Ansprache warb die Rednerin für die humanitäre Behandlung des inhaftierten Gründers der kurdischen Arbeiterpartei Abdullah Öcalan und für dessen umgehende Freilassung aus der Isolationshaft. Diese Forderung hatte auch die HDP bereits vor dem Putschversuch im türkischen Parlament eingebracht. Rackip forderte die Freilassung aller politischer Gefangenen in der Türkei. Die Entkriminalisierung der PKK müsse nun an erster Stelle stehen, so die Rednerin im Gespräch mit den Beobachter News.
Nach knapp einer Stunde wurde die durch vielzählige Polizeikräfte abgeschirmte Kundgebung von der Veranstalterin beendet.
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