Fellbach. Der diesjährige Grimme-Preisträger Jürgen Grässlin kommt am Donnerstag, 1. September nach Fellbach. Auf Einladung des DGB-Fellbach wird er bei der diesjährigen Mahn-, Gedenk- und Friedensaktion zum Antikriegstag um 18 Uhr am Friedensbaum sprechen. Der Kundgebungsplatz befindet sich zwischen der Schwabenlandhalle und dem Gebäude Schillerstraße 26. Das Orfeo-Kino (Butterstr. 1, Fellbach-Schmiden) zeigt um 20 Uhr zusammen mit dem DGB den Film „Meister des Todes“.
Der Film ist „ein politisch hochbrisanter Politthriller, der die illegalen Waffenlieferungen und Machenschaften eines schwäbischen Rüstungskonzerns aufdeckt“, so Dieter Keller, der Vorsitzende des DGB Fellbach. Zu diesem Film lieferte Jürgen Grässlin viele Fakten.
Deutsche Waffen tauchen in vielen Krisengebieten der Welt auf, entgegen den angeblich restriktiven staatlichen Kontrollmechanismen. Im Zentrum der Anschuldigungen stehen die deutschen Waffenfirmen. Der Grimme-Preis-prämierte Thriller von Daniel Harrich greift diese Thematik auf und erzählt von einer solchen Firma. Die Geschichte des Films ist fiktiv, wenn auch inspiriert von aktuellen Recherchen:
Peter Zierler (Hanno Koffler) vom baden-württembergischen Waffenhersteller HSW reist mit Vertriebsleiter Stengele (Heiner Lauterbach) nach Mexiko, um Militär und Polizei das neue Sturmgewehr zu präsentieren. Als Peter sieht, gegen wen „seine“ Waffen eingesetzt werden, ist er geschockt.
Der packende Spielfilm wurde in der ARD und am 8. September 2015 im Deutschen Bundestag gezeigt. Im Anschluss an den Film steht Jürgen Grässlin – vom „Spiegel“ als „Deutschlands prominentester Rüstungsgegner“ bezeichnet – für Fragen aus dem Publikum zur Verfügung. Die Filmvorführung im Orfeo-Kino im Fellbacher Ortsteil Schmiden in der Butterstraße 1 an der Ausfahrtstraße in Richtung Waiblingen erfolgt in Kooperation mit dem DGB Fellbach, Attac, den Grünen und dem Fellbacher Weltladen.
Mittlerweile haben Jürgen Grässlin und die DFG-VK den „Rücktritt von Sigmar Gabriel gefordert wegen Beihilfe zum Mord durch Waffenexport.“ Der Rüstungsgegner Grässlin erhielt in diesem Jahr auch den mit 5000 Euro dotierten Stuttgarter Friedenspreis der „Anstifter“. Er wird bei einer FriedensGala am 10. Dezember um 17 Uhr im Theaterhaus Stuttgart übergeben.
Jürgen Grässlin, geboren 1957 in Lörrach, ist Lehrer und Friedensaktivist. Er hat Sachbücher über Rüstungsindustrie und Bundeswehr veröffentlicht und ist Sprecher der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) und anderer rüstungskritischer Organisationen. Sein Engagement richtet sich unter anderem gegen die illegalen Waffenlieferungen des Unternehmens Heckler & Koch. Er wolle sich „mit aller Kraft“ dafür einsetzen, dass der illegale G36-Waffendeal mit Mexiko seitens Heckler & Koch (H&K) in Zusammenarbeit mit dem Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) und dem Bundesausfuhramt (BAFA) vollständig aufgeklärt wird“, versprach er in seinem Dank für die Zuerkennung des Preises.
Ungeachtet der vorliegenden Insiderdokumente wurden gegen die Mitverantwortlichen des BMWi und der BAFA nicht einmal Ermittlungen eingeleitet. Nach fünfeinhalb Jahren wurde einzig Anklage gegen vormalige H&K-Mitarbeiter erhoben. Dagegen leitete die Staatsanwaltschaft Stuttgart nur wenige Monate nach Erscheinen des Netzwerk-des-Todes-Buches Vorermittlungen und die Staatsanwaltschaft München Ermittlungen gegen die drei Buchautoren in die Wege. Der Vorwurf: Verdacht der Veröffentlichung verbotener Mitteilungen über Gerichtsverhandlungen gemäß § 353d Strafgesetzbuch.
Dem Träger des Stuttgarter Friedenspreises 2016 droht also womöglich eine Haftstrafe. Erst recht sah er „die Preisverleihung als ein stärkendes Signal im Einsatz für die Gerechtigkeit der Opfer deutscher Waffenexporte und für die grundgesetzlich verbriefte Presse- und Meinungsfreiheit“. Für den 14. Stuttgarter Friedenspreis der „Anstifter“ waren 25 Vorschläge eingegangen.
Folge uns!