Von unseren ReporterInnen – Stuttgart/Ulm. Eine Hochzeitsfeier wird zum Alptraum. Mit Bestürzung reagierte die kurdische Bevölkerung in Stuttgart und Ulm auf den Bombenanschlag der Terrororganisation IS auf einer Hochzeit in der Stadt Dilok (Gaziantep) in Nordkurdistan. Nach bisherigen Erkenntnissen wurden bei dem Anschlag 54 Menschen getötet und Hunderte Menschen verletzt. Die Organisation NAV-DEM rief für Montag, 22. August zu Mahnwachen auf.
Kurdische Zivilisten sind erneut zum Ziel eines IS Anschlags geworden. In Stuttgart auf dem Wilhelmplatz versammelten sich an die 200 Personen, in Ulm bei dem Einsteindenkmal etwa 50 Personen, um der Opfer zu gedenken. Eröffnet wurden die Mahnwachen mit einer Schweigeminute für die getöteten Menschen in Dilok. Verschiedene Vertreterinnen kurdischer Organisationen traten in Stuttgart ans Mikrofon und zeigten ihre Bestürzung. VertreterInnen von NAV-DEM verlasen die zentrale Pressemitteilung auf Kurdisch und Deutsch.
VertreterInnen verschiedener Organisationen in Ulm forderten Sanktionen für die Staaten Katar, Saudi-Arabien und die Türkei, die den IS unterstützten. „Der IS, das sind keine Menschen, nicht einmal Tiere, denn Tiere würden so etwas nicht tun. Es wird höchste Zeit, dass in Europa gegen den Terror und Krieg und in unseren Ländern gezielt mehr getan wird“, sagte ein Redner. Der Sprecher richtete sich an die Bevölkerung mit der Bitte nach menschlicher Unterstützung: „Keine finanzierten Morde durch Regierungen – auch Deutschland nicht“, forderte er. VersammlungsteilneherInnen riefen anschließend „Hoch die internationale Solidarität, vereinzelt auch „Erdogan Terrorist“ (siehe auch die Presseerklärung NAV-DEM).
Der Attentäter war wohl doch kein Kind
Die türkische Regierung hat ursprüngliche Angaben zur möglichen Identität des Attentäters von Gaziantep mittlerweile zurückgenommen. „Wir haben keine Ahnung, wer hinter der Attacke steckt“, sagte der türkische Regierungschef Binali Yildirim über den tödlichen Anschlag auf eine kurdische Hochzeitsfeier. Frühere Berichte, dass es sich bei dem Attentäter um ein Kind handelte und die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) dahinterstecke, seien „leider nicht richtig“.
Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte noch am Sonntag bei einer Pressekonferenz in Istanbul gesagt, ein „zwischen zwölf und 14 Jahre alter Selbstmordattentäter“ habe sich inmitten der Hochzeitsgesellschaft in die Luft gesprengt. Verantwortlich sei vermutlich der IS.
Angriffe auf IS und PYD in Syrien
Ungeachtet der jüngsten Erklärung von Yildirim beschoss die türkische Armee laut Fernsehberichten Stellungen des IS und der kurdischen Volksschutzeinheit (YPG) im Norden Syriens mit Artillerie. Bei den Angriffen seien Ziele der Dschihadisten in der Stadt Dscharablus sowie YPG-Stellungen nahe Manbidsch von türkischem Boden aus unter Haubitzen-Feuer genommen worden, berichteten die verschiedene Nachrichtenagenturen.
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