Von Alfred Denzinger – Weissach im Tal. Zum ersten Jahrestag des Brandanschlags auf das geplante Weissacher Flüchtlingsheim versammelten sich am frühen Abend des 24. August etwa 90 Menschen auf dem Romboldareal, direkt gegenüber vom Tatort. Sie bekannten sich gegen Fremdenfeindlichkeit und für Offenheit und Toleranz in ihrer Gemeinde. Bürgermeister Ian Schölzel, Bernd Hecktor von der Friedensinitiative und Silke Müller-Zimmermann vom Verein „Weissach Klimaschutz konkret“ fanden klare Worte. Bereits am Vormittag gab es eine Aktion mit rund 80 Kindern und Erwachsenen. Die 40 Kinder ließen farbige Luftballons mit ihren Wünschen steigen. Am 24. August 2015 wurde das Gebäude durch einen Brandanschlag völlig zerstört (wir berichteten). Die Brandruine wurde vollständig abgerissen. In Kürze werden die Bauarbeiten für das neue Flüchtlingsheim beginnen. Bereits im November sollen 24 Personen dort einziehen.
Bernd Hecktor von der Friedensinitiative begrüßte die KundgebungsteilnehmerInnen auf dem Romboldareal und thematisierte die Fluchtursachen: „Sie fliehen vor den üblen Seiten der Globalisierung. Sie fliehen, weil auch wir mit unserem Wirtschaftssystem dazu beitragen, dass es für sie in ihrer angestammten Heimat immer enger wird.“ Die vollständige Rede von Hecktor kann hier nachgelesen werden.
Alles andere als Dunkeldeutschland
Bürgermeister Ian Schölzel erinnerte an den Tiefpunkt des vergangenen Jahres. Der Spiegel titelte mit einem Foto des brennenden Weissacher Flüchtlingsheims mit der Überschrift „Dunkles Deutschland“. Weissach sei nicht dunkel, und nicht erst seit heute sei klar, „wir sind alles andere als Dunkeldeutschland. Weissach ist offen, bunt und tolerant.“ Schölzel bedankte sich bei den vielen ehrenamtlichen FlüchtlingshelferInnen. Er erklärte, die bunte Luftballonaktion vom Vormittag sei „symbolisch für das bunte, aufgeschlossene, tolerante und zukunftsgerichtete Weissach.“ Hier geht´s zum kompletten Redebeitrag von Bürgermeister Schölzel.
Silke Müller-Zimmermann interviewte drei Flüchtlinge. Thematisiert wurden die Gründe für ihre Flucht, ihre ersten Erfahrungen in Deutschland und über ihre Vorstellungen bezüglich ihrer Zukunft.
Im Anschluss konnten sich die KundgebungsteilnehmerInnen an einem Kunstprojekt beteiligen. Auf einer Tür und auf zwei Fensterläden konnten sie mit bunten Farben ihre Finger- und Handabdrücke anbringen. Bernd Hecktor hatte die Gebäudeteile aus der Ruine des abgebrannten Flüchtlingsheims gesichert. Er erklärte, „einem Fingerabdruck merkt man nicht an, ob er von einem Christen, Muslim oder Buddhisten kommt, da sind alle Menschen gleich.“ Weitere Anmerkungen von Hecktor zur Kunstaktion gibt es hier.
Für die musikalische Umrahmung sorgte das Acoustic-Trio.
Siehe auch unsere bisherigen Beiträge in Zusammenhang mit dem Weissacher Brandanschlag:
Entsetzen über abgebranntes Asylheim
Weissacher stehen hinter Flüchtlingen
Gegen Rassisten nur die klare Kante
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