Von unseren ReporterInnen – Stuttgart. Die Stuttgarter Samstagsmütter Plattform hielt am 27. August von 15.45 bis 18 Uhr eine Kundgebung am Stuttgarter Schlossplatz ab. Sie fragte nach dem Verbleib von Hursit Külter und anderen Angehörigen, die verschwunden und vermutlich vom türkischen Staat getötet worden sind.
Es wurde ein großes Transparent der Samstagsmütter in der Türkei von Galatasay gezeigt. Am Kundgebungsort gab es außerdem Fotos von Hursit Külter und der Opfer des Anschlags von Gaziantep. Die Bilder waren mit Kerzen und Nelken geschmückt.
Mehrmals verlasen die Teilnehmerinnen der Kundgebung die Geschichte der Samstagsmütter in der Türkei und verteilten Handzettel. Die PassantInnen zeigten starkes Interesse an der Aktion. Viele blieben vor den Fotos stehen. Die Politik Recep Tayyip Erdogans und seines Kriegs gegen die Kurden stieß auf starke Kritik.
Die Erklärung der Stuttgarter Samstagssmütter Plattform im Wortlaut:
Vor 21 Jahren, am 28. Mai 1995, versammelte sich eine Gruppe, größtenteils Frauen aller Altersgruppen auf dem Galatasaray Platz im zentralen Taksim Viertel von Istanbul. Sie setzten sich und hielten Bilder hoch, größtenteils von Männern, auch aller Altersgruppen. Auf jedem Bild stand der Name des Mannes und ein Wort, das bald auch im Ausland bekannt werden würde: Kayip, „verschwunden“. Die Samstagsmütter, wie sie sich auf Grund ihrer allwöchentlichen, samstäglichen Versammlungen nannten, haben ihre Mahnwachen vor 21 Jahren gestartet. Sie wurden belästigt, angegriffen, verletzt, verprügelt, verhaftet. Und dennoch stehen sie jeden Samstag auf öffentlichen Plätzen und fordern Gerechtigkeit für ihre Angehörigen, die verschwunden gelassen wurden.
Der lange Marsch für Gerechtigkeit der Samstagsmütter hat seitdem nicht aufgehört. Die Angehörigen, die jeden Samstag auf dem Galatasaray Platz zusammenkommen, werden das diese Woche auch tun während tausende Familien weiterhin auf eine Antwort des türkischen Staates warten – seit 21 Jahren.
Weltweit helfen Menschen den Familien, Angehörige und FreundInnen der Verschwunden mit Demonstrationen und Kundgebungen: Auch wir versuchen in Solidarität mit den Samstagsmüttern weiterhin mit Mahn Wähen nach Gerechtigkeit und die Aufklärung der politischen Morde in Nordkurdistan und der Türkei fordern. Und natürlich um weitere Fälle des Verwindens zu verhindern.
Die Samstagsmütter haben ihr Vorbild in den Großmüttern des Plaza de Mayo, die bis heute Gerechtigkeit und Aufklärung für ihre Angehörigen fordern, die von der Argentinischen Junta zwischen 1976 und 1983 verschwunden gelassen wurden. Genau wie ihr Vorbild wurden auch die Samstagsmütter häufig zum Ziel staatlicher Angriffe und Repression und wurden durch Sicherheitskräfte verhaftet. Nachdem sie im Zuge zunehmender staatlicher Gewalt und brutalster Polizeieinsätze gezwungen waren, ihren Protest am 13. März 1999 auszusetzen, begannen die Angehörigen der Verschwundenen am 31. März 2009 erneut mit ihren Mahnwachen.
Die Familien, die jeden Samstag zusammenkommen, fordern weiterhin die Veröffentlichung der Untersuchungen zum Verschwinden der Akten der Entführten aus den staatlichen Archiven, die Anklage der Verantwortlichen und das die Türkei die Internationale Konvention der Vereinten Nationen zum Schutz aller Menschen vor erzwungenem verschwinden lassen (ICCPED) unterschreibt.
Ocak erklärte weiter, dass die AKP Regierung die seit 14 Jahren die Türkei regiert, das Land während der Kobane Proteste der letzten Wochen zurück in die 90er versetzt hat, indem türkisch-Hizbullah Kräfte, die verantwortlich für viele Exekutionen und Verschwundene sind, wieder offen auf der Straße Angriffe starten konnten. „Deshalb müssen wir genau jetzt die Samstagsmütter unterstützen, damit es nicht zu mehr Toten kommt und Menschen nicht erneut verschwunden gelassen werden“.
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