Von Sven Kollet – Bremen. Eine salafistische Demonstration mit Pierre Vogel rief nach Polizeiangaben nicht nur 150 Salafisten, sondern auch 200 Linke und maximal 40 Rechte am 3. September auf die Straße. Die Erwartungen lagen bei bis zu 500 Salafisten, 200 Linke und 100 Rechte Gegendemonstranten. Es wurde ein nicht alltägliches Schauspiel geliefert, welches als Realsatire bezeichnet werden kann.
Es ist 14 Uhr als der Lautsprecherwagen des linksgerichteten Bündnisses auf den Vorplatz des Bahnhofes Bremen fährt. Aufgerufen hatten unter dem Motto „Kein Gott, Kein Staat, Kein Kalifat“ unter anderem die Antifaschistische Gruppe Bremen, die Linksjugend [’solid] sowie der Asta der Hochschule Bremen. Es muss noch einiges aufgebaut werden, doch dann geht es mit Musik und Redebeiträgen los. Klar wird geäußert, dass Pierre Vogel zwar gegen den IS sei, jedoch keinesfalls besser wäre, sondern den Islam einfach in ein anderes Extrem deuten würde, welches ebenfalls nicht zu tolerieren sei.
Doch sind die Linken nicht nur gegen die Salafisten auf die Straße gegangen. Sie protestieren gleichzeitig gegen „das nationalistische Arschloch“ Oliver Meier, welcher auf der anderen Seite des Bahnhofes hinter den Salafisten eine Kundgebung unter dem Namen „GESICHT zeigen“ im Zweitraum von 14 bis 16 Uhr angemeldet hatte.
Dem Aufruf des „Parteilosen“ welcher eine Laufbahn von den Grünen über SPD bis hin zu den „Bürgern in Wut“ zu verzeichnen hat, folgten rund 40 augenscheinlich rechtsgerichtete Demonstranten. Mit überklebten Tattoos, Thor Steiner Klamotten und einem hetzerischen Plakatwagen war die kleine Ansammlung klar als rechtsradikal auszumachen. Ihr erbärmliches Auftreten bot jedoch auch einige lustige Stunden.
„Gelber Engel“ gegen braune Zündkerzen
Hinter dem Plakatwagen versuchte Oliver Meier mit seinen Helfern einen Generator zum Laufen zu bekommen. Als dies nicht funktionierte, wurde der ADAC gerufen. Dieser traf dann auch gegen 15.55 Uhr vor Ort ein. Allerdings weigerte sich der „Gelbe Engel“ die Zündkerze des Generators der Rechten auszutauschen. Nun wurde rasch eine Rohrzange gekauft, um sich selbst einmal an dem Generator zu probieren. Das Zerlegen funktionierte zwar, doch bekamen sie den Generation nicht zum Laufen.
Mit den Salafisten konnte wohl geklärt werden, dass die Kundgebung der Rechten trotz Zeitablauf weiter stattfinden kann. Aber Oliver Meier wollte den Ersatzgenerator der Salafisten nicht. So gute Freunde seien sie dann doch nicht, so Meier. Es konnte offenbar ein anderer Generator beschafft werden, welcher wohl auch kurz lief. Lang genug, um die daran angeschlossene Technik mit zu viel Strom zu versorgen, dass diese kaputt ging. Da auf das Fragen von Meier auch keiner einen Freund hatte, welcher DJ gewesen wäre und Technik hätte leihen können, griff Oliver Maier zur Gitarre, um wenigsten dass von ihm vorbereitete Lied durch ein Megaphone zu singen. Hierfür hatte er extra stapelweise Textausdrucke gefertigt. Trotz mehrfacher Aufforderung, wollte jedoch niemand zu ihm kommen um mit ihm das Lied zu singen. Lediglich eine Frau folgte schließlich seinem hilflosem Fragen und hielt ihm wenigstens das Megaphone. Von „Gesicht zeigen“ war hier extrem wenig zu sehen.
Links, rechts und Salafistengedöns
Doch das Singen war nicht von langer Dauer. Die mittlerweile rund 80 linksgerichteten Demonstranten, die von ihrer nun beendeten Veranstaltung den Weg auf die andere Seite des Bahnhofes gefunden hatten, fingen an zu skandieren. Als er dennoch ganz alleine zu singen anfing, unterbrach die Polizei ihn mit einer Lautsprecherdurchsage. Sie forderten die Linken auf, ein Stück weiter weg zu gehen. Ganze drei Mal erfolgte das immer gleich Spiel. Oliver Meier fing an zu singen, die Polizei unterbrach ihn. Beim vierten Versuch klappte es dann endlich. Nur hatte Pierre Vogel nun bereits mit seiner Rede begonnen. Zu hören war also ein Mix aus Sprechchören der Linken, dem Singen Meiers und dem Redebeitrag von Pierre Vogel. Dieser hatte lediglich 150 Personen von den erwarteten 500 Personen auf die Straße bringen können.
Metalldetektoren, Abtasten, Gepäckkontrollen und Sprengstoffspürhunde
Durch seine Äußerungen zum Islamischen Staat (IS) wurde Vogel nun auf die „Abschussliste“ des IS gesetzt. Um der Gefahr durch den IS gerecht zu werden, setzte die Polizei Sprengstoffspürhunde ein. Sie kontrollierte jede einzelne Person, die in den Käfig aus „Hamburger Gittern“ zu den Salafisten wollte mit Metalldetektoren, Abtasten und Gepäckkontrollen. Da das Soundsystem der Salafisten ebenfalls Mängel hatte, war die Rede von Pierre Vogel nur ziemlich abgehackt hörbar. Mehrfach ertönte jedoch „allahu akkbar“ – Gott ist groß, was die Menge daraufhin bereitwillig skandierte.
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