Von unseren ReporterInnen – Stuttgart. Um gegen Repressionen gegen kurdische AktivistInnen in Deutschland und Kurdistan zu protestieren, riefen für Samstag, 25. September, Jugendliche in der Stuttgarter Innenstadt zur Demonstration auf. Insgesamt folgten über 500 TeilnehmerIinnen dem Aufruf.
Die selbstverwalteten Kantone in Syrien sehen sich mit dem Einmarsch des NATO-Partners Türkei in den Norden Syriens und mit den Bombardements durch das russische Militär wieder verstärkt Angriffen ausgesetzt – zusätzlich zum Kampf gegen Gruppen des Islamischen Staats.
Die DemonstrantInnen in Stuttgart verurteilten den Einmarsch des türkischen Militärs in Syrien. Sie machten darauf aufmerksam, dass auch in Deutschland demokratische Bewegungen verstärkt angegriffen würden. Ein Sprecher der Roten Hilfe Stuttgart kritisierte, „dass Menschen, die sich für eine befreite und emanzipatorische Bewegung engagieren von Repressionen betroffen sind“.
Deutschland und die EU machen sich mitschuldig
Auf der Demonstration mit mehr als 500 TeilnehmerInnen wurden von der Polizei Verbote gegen bestimmte Fahnen und Parolen durchgesetzt. In Vergangenheit waren ähnliche Demonstrationen in Stuttgart deswegen von der Polizei gestoppt worden. Gegen Ende der Demonstration wurde ein Teilnehmer auf seinem Weg nach Hause von der Polizei festgenommen. Ihm wurde vorgeworfen, einen Beamten beleidigt zu haben. Über weite Strecken der Demonstration filmten Polizeibeamte einzelne TeilnehmerInnen, ohne dass auch nur im Ansatz eine Gefahrensituation erkennbar gewesen wäre.
Eine Sprecherin des Verband der Studierenden aus Kurdistan (YXK) kritisierte den EU-Türkei-Deal. Mit ihm gingen die EU und vor allem Deutschland „einen menschenverachtenden Deal mit der Nähe zum diktatorischen Regime der Türkei ein“, statt die Fluchtursachen langfristig zu bekämpfen. Sven „Gonzo“ Fichtner von der Linksjugend [’solid] Stuttgart klagte: „Die Bundesregierung macht sich hier zum Helfer eines Verrückten“. Er warf führenden PolitikerInnen aus Deutschland vor, sich verantwortlich für Terrorismus und eine humanitäre Katastrophe in Kurdistan zu machen. Sein Redebeitrag kann hier nachgelesen werden.
Wut der vielen Opfer wegen
Geprägt war die Demonstration von lebhaften Reden, aber auch vom Hass gegen die Verantwortlichen der Morde, Massaker und Zerstörungen des Krieges im letzten Jahr gegen die selbstverwalteten Städte im Süd-Osten der Türkei. „Wie werden wir sie rächen?“, fragte eine der Moderatorinnen der Demonstration mit Blick auf die gefallenen KämpferInnen in Kurdistan die Demonstrationsteilnehmer. Aus einigen Blöcken der Demonstration wurde fast den gesamten Weg über „Intikam“ skandiert – das türkische Wort für Rache.
Die Demonstration verlief vom Hauptbahnhof über den Kronprinz- und Schlossplatz und endete auf dem Wilhemsplatz im Bohnenviertel. Die erste Reihe der Demonstration war den gesamten Verlauf über von Frauen besetzt. Viele der Jugendlichen schlossen die Demonstration mit einem gemeinsamen Tanz ab.
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