Von unserer Redaktion – Göppingen. Erneuter Auftritt von Neonazis in Göppingen: Eine vermummte Gruppe von bis zu acht Personen lief am Donnerstagabend, 29. September, aus nördlicher Richtung zum Marktplatz, wo ein städtisches Weinfest im vollem Gang war. Augenzeugen berichten, dass die Personengruppe ausländerfeindliche Parolen skandierte und ein weißes Transparent mit der Aufschrift “Multikulti tötet – Überfremdung stoppen“ vor sich hertrug. In Göppingen und den näheren Gemeinden treten immer wieder Neonazis mit Parolen und Schmierereien in Erscheinung.
Nach kurzer Zeit sei die Polizei am Donnerstagabend vor Ort gewesen berichtete ein anderer Augenzeuge. Zwei Personen aus der Gruppe wurden kurzzeitig festgenommen, um deren Personalien festzustellen. Der Rest der Gruppe flüchtete vor dem Zugriff der Beamten. Später am Abend soll der Personenkreis noch immer in Göppingen und Uhingen gesichtet worden sein. Die Ermittlungen dauern an, gab die Polizei-Pressestelle in Ulm am Freitagmorgen bekannt.
Betont politisch hatte sich Göppingen erst jüngst in dieser Woche bei der Eröffnung der interkulturellen Wochen präsentiert. Neben Polit-Prominenz war die Landtagspräsidentin Muhterem Aras (Grüne) zu einem Grußwort geladen.
Polizei spricht nur von „politischen Parolen“
Kritikwürdig scheint die Stellungnahme der Polizeipressestelle in Ulm zu den Vorgängen in Göppingen. Aus deren Formulierung ist weder zu entnehmen, welche politische Gruppierung Parolen skandierte, noch dass sie sich gegen Ausländer richtete – und ebenso wenig, dass es eine kurze Demonstration gab. Eine Pressestelle der Polizei sollte klar den Personenkreis und seine politische Ausrichtung benennen.
Göppingen ist die Stadt in Baden-Württemberg, die in den letzten Jahren immer wieder große Demonstrationen von Anhängern der verbotenen Autonomen Nationalisten Göppingen „ANGP“ über sich ergehen lassen musste ((siehe „Aus für Autonome Nationalisten Göppingen„). In einer solchen Stadt müsste eine Pressemitteilung der Polizei deutlich machen, welcher Personenkreis das Weinfest und die interkulturellen Festlichkeiten kaperte, statt es totzuschweigen (siehe die Mitteilung unten im Wortlaut).
Ausländerfeindliche Parolen auch in Uhingen
Erst Anfang diese Woche wurde in Uhingen an einer Flüchtlingsunterkunft die Mauer mit Schmierereien „Asylflut Stoppen“ in roter Schrift verschandelt. Mehrere Plakate und Aufkleber der Kleinstpartei „Der III. Weg“ gestalteten den öffentlichen Raum in Uhingen. Zeitgleich haben unbekannte die Innenstadt von Göppingen mit rechten Parolen und ausländerfeindlichen Sprüchen beschmiert.
Die Pressemitteilung der Polizei im Wortlaut:
„Göppingen – Vermummte auf Weinfest
Eine Gruppe vermummter Personen kam am Donnerstag kurz nach 19 Uhr auf das Weinfest in Göppingen. Sie verbreiteten politische Parolen. Die Polizei konnte zwei Personen der Gruppe festhalten und kontrollieren. Die Ermittlungen dauern an.“
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