Von Alfred Denzinger – Stuttgart. Rund 300 Menschen folgten trotz Dauerregens am Abend des 9. November dem Aufruf des „Bündnisses zum Gedenken an die Pogromnacht in Bad Cannstatt“. Sie versammelten sich am Platz der Cannstatter Synagoge in der König‐Karl‐Straße und gedachten der Opfer der Pogromnacht vor 78 Jahren. Musikalisch umrahmt wurde das Programm von Künstler und Künstlerinnen des „Freien Chor Stuttgart“ mit jüdischen und antifaschistischen Liedern. Es gab Redebeiträge von Heinz Hummler für die VVN-BdA und von einem Vertreter des Antifaschistischen Aktionsbündnisses Stuttgart und Region AABS. Am Ende der Kundgebung wurden ein Kranz und 100 rote Nelken niedergelegt.
Am 9. November 1938 wurden die Synagogen von Truppen der SA und der SS in Brand gesetzt, organisiert vom Parteiapparat der NSDAP und abgesichert von Polizei und Feuerwehr. Jüdische Geschäfte wurden zerstört und geplündert, Zehntausende verhaftet, dutzende jüdische Menschen wurden ermordet. Die Pogromnacht stellte eine Zäsur dar, die faschistische Diktatur ging nun zum offenen Terror gegen Juden und Jüdinnen über.
Nicht nur gedenken, sondern auch handeln
Die Gedenkrede wurde von Heinz Hummler von der VVN-BdA (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten) gehalten. Der 84-jährige Heinz Hummler erlebte als Kind und Jugendlicher den Faschismus. Sein Vater Anton Hummler wurde im September 1944 als Widerstandskämpfer in Berlin hingerichtet. Sein Vergehen bestand unter anderem darin, einem jüdischen Zahnarzt zur Flucht verhelfen zu wollen (siehe hier). Am Ende seiner beeindruckenden Rede wies Hummler darauf hin, dass der heutige Gedenktag nicht nur zum Gedenken, sondern auch zum Handeln verpflichte. Der vollständige Redebeitrag kann hier nachgelesen werden.
Heinz Hummler ist bis heute aktiv bei der Aufklärung über die Verbrechen der alten Faschisten und ihrer Hintermänner. Er engagiert sich gegen das Erstarken von neuen Nazis und Rassisten. Unter anderem arbeitet er mit in der Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber.
Entschlossen gegen jede Form von Rechtspopulismus, Rassismus und Faschismus
Das Antifaschistische Aktionsbündnis Stuttgart und Region AABS betonte, so schmerzlich die Erinnerung an die Verbrechen früherer Generationen auch sei, so wichtig sei das Gedenken daran. An Tagen wie dem 9. November führe man sich vor Augen, was passieren könne, wenn man Faschisten gewähren ließe. Man könne hier neuen Mut und Kraft tanken, um sich entschlossen jeder Form von Rechtspopulismus, Rassismus und Faschismus entgegen zu stellen. Der Redebeitrag des AABS kann hier nachgelesen werden.
Unterstützt wurde die Kundgebung von folgenden Organisationen:
Antifaschistische Aktion (Aufbau) Stuttgart
Antifaschistisches Aktionsbündnis Stuttgart & Region (AABS)
Arbeit Zukunft Stuttgart
Cannstatter gegen Stuttgart 21
DIDF Stuttgart (Föderation demokratischer Arbeitervereine)
DIE LINKE OV Bad Cannstatt
DIE LINKE Stuttgart
DKP (Deutsche Kommunistische Partei) Stuttgart
Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba Regionalgruppe Stuttgart
Friedenstreff Stuttgart Nord
GRÜNE JUGEND Stuttgart
Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber e.V.
Linksjugend [`solid] Stuttgart
NO PEGIDA Stuttgart
Piratenpartei Deutschland, Kreisverband Stuttgart
Revolutionäre Aktion Stuttgart
SDAJ (Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend) Baden-Württemberg
SÖS (Stuttgart Ökologisch Sozial)
ver.di Bezirk Stuttgart
Verein Zukunftswerkstatt e.V. Zuffenhausen
VÖS (Vaihingen Ökologisch Sozial)
VVN-BdA: Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten
Waldheim Gaisburg
Waldheim Stuttgart e.V. / Clara Zetkin Haus
Zukunftsforum Stuttgarter Gewerkschaften
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