Von Pejo Berber – Berlin. Am Samstag, 12. November, gab es eine eindrucksvolle Protestaktion der südkoreanischen Community in Berlin gegen die Ministerpräsidentin Südkoreas und das sie umgebende korrupte neoliberale Netzwerk.
Neoliberaler Kapitalismus und Globalisierung hinterlassen in Südkorea inzwischen tiefe Spuren. Das Land ist noch nicht soweit wie die Türkei. Aber es eilt ähnlichen Verhältnissen in großen Schritten entgegen. Sozialer Kahlschlag, Entdemokratisierung, Militarisierung und Gewalt nach innen haben eine neue Qualität erreicht. Gewerkschaftsführer und Friedensaktivisten werden inhaftiert. Ein demonstrierender Bauer kam durch einen Wasserwerfer ums Leben.
Hunderttausende gehen gegen die Verhältnisse auf die Straße
Unter den reichen Eliten und in ihrem Umfeld breitet sich währenddessen immer mehr Korruption aus. Unfälle wie das Fährunglück mit 304 Todesopfern vor zwei Jahren blieben ununtersucht. Keiner der Verantwortlichen wurde zur Rechenschaft gezogen. An der Seite der USA wird an einer abenteuerlichen Militärpolitik mit gefährlichem Konfliktpotenzial festgehalten.
Südkorea unterhält einen der größten Militärapparate der Welt. Das Maß scheint jetzt endgültig voll. Schon vor zwei Wochen demonstrierten in der Hauptstadt Seoul 300 000 Menschen. Am 12. November sollen es parallel zu der Aktion in Berlin schon zwischen 500 000 und einer Million gewesen sein. Die Proteste sind beispielhaft durchorganisiert. Rückgrat sind die werktätigen Schichten eines hoch industrialisierten Landes.
Protest in Berlin – kreativ und rebellisch
Etwa 400, vor allem junge Koreanerinnen und Koreaner, aber auch viele Sympathisierende zogen vom Pariser Platz vor das Brandenburger Tor. Die Aktion war bestens organisiert und steckte geradezu an durch ihren kreativen, authentischen Geist sowie ihren frechen und rebellischen Charakter. Die Präsidentin Park und ihr Name sind verhasstes Symbol für die aktuellen südkoreanischen Verhältnisse . „Park out“ oder „AusParken bitte“, „No more Park“ oder „Park verpiss dich“ hieß es fantasievoll, vielsprachig und frech.
Mit Musik, Liedern, Tänzen, kurzen Reden (jeweils in Deutsch, Englisch und Koreanisch) und kleinen Theatersketchen richtete sich der Protest gegen eine Regierung, die familiär wie politisch in den Fußstapfen der langjährigen Militärdiktatur steht.
Die Demokratie muss wiederhergestellt werden
Parolen des Protests waren etwa „Die Präsidentin Park zerstört die Demokratie! Wir fordern Parks Rücktritt!“, „Park ist eine Puppe! Keine Vergebung – Amtsenthebung!“, „Die Saenui Partei verhindert die Wahrheitsfindung über das Sewol-Fährunglück: Wir fordern die Auflösung der Saenuri-Partei!“, „Gegen die Verdrehung der Geschichte! Verstaatlichte Schulbücher abschaffen!“, „Ein Bauer und demokratischer Bürger wurde getötet. Bestrafung aller Verantwortlichen!“, „Warum Abwehrraketen THAAD auf der Halbinsel Loreas stationieren? Frieden schaffen – ohne Waffen!“
Im deutschsprachigen Aufruf hieß es zusammenfassend: „Wir fordern die Wiederherstellung der Demokratie in Südkorea. Lasst uns Solidarität mit den Bürgerinnen und Bürgern auf den Straßen Südkoreas zeigen! Lasst uns für die Demokratie in Südkorea einstehen und gegen Korruption, Betrug und Menschenrechtsverletzung auf die Straße gehen!“
Der Protest ist international
Der Arbeitskreis Internationalismus der IG Metall Berlin solidarisierte sich in eine kurzen Rede. Wie sich die Verhältnisse gleichen in der globalen Welt eines neoliberalen Raubtierkapitalismus, hieß es da. Zunehmend folgten auf zugespitzte soziale Ungerechtigkeit und Ausplünderung von Mensch und Erde strukturelle Gewalt, Spaltung der Gesellschaften und schließlich physische und militärische Gewalt.
Vielerorts flammten Proteste auf. Aktuell in Korea, aber auch in den USA oder Türkei und Kurdistan, vorgestern Griechenland, gestern Spanien, Nordirland, Polen oder Brasilien. Es wird endlich Zeit, dass wir gemeinsam marschieren, weltweit und auch hier in Berlin. Deutsche, Koreaner, Brasilianer, Griechen, Kurden und alle anderen und alle Minderheiten zusammen!“
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