Von unseren ReporterInnen – Pforzheim. Die AfD lud am 4. November in den kleinen Saal des Kongresszentrums CCP, um Waldemar Birkle als Bundestagskandidaten für den Wahlkreis Pforzheim/Enzkreis zu nominieren. Ebenso wurde die Bundesvorsitzende Frauke Petry als Rednerin angekündigt. Vor Ort gab es antifaschistischen Protest. Am eindrucksvollsten waren an dem Abend die Zugangskontrollen.
Zu der Veranstaltung der AfD in Pforzheim waren nur handverlesene Journalisten zugelassen. Diese Erfahrung machte ein Mitglied unserer Redaktion. Nachdem der Journalist an der Security vorbeigekommen war, wurde ihm nach Prüfung seines Presseausweises mitgeteilt, dass er gerne als Besucher willkommen sei, aber ohne Kamera.
Taschenkontrollen am Eingang
Ab 18.30 Uhr kamen die ersten BesucherInnen. Sie mussten zunächst an etwa 20 Polizeibeamten vorbei. Nach dem Einlass wurden alle BesucherInnen von Kopf bis Fuß abgetastet. Sie mussten überdies alles in den Taschen und Rucksäcken offen legen. Was das Personal als potenziell gefährlich einstufte – etwa Flaschen oder Regenschirme – musste am Eingang unter der Obhut der Security zurückgelassen werden.
Die Besucher brauchten vor allem ab 19.30 Uhr viel Geduld. Die Schlange wuchs zeitweise auf nahezu 80 Meter an. Eingelassen wurden immer nur Fünfergruppen. Es waren insgesamt etwa 300 bis 350 Besucher zu der Veranstaltung gekommen.
Polizei und Security sperren Besucher aus
Die Absprachen zwischen Polizei und Sicherheitspersonal sahen offenbar vor, Personen mit „auffälliger Kleidung“ nicht zur Veranstaltung zuzulassen. So wurden drei Jugendliche von der Polizei aufgehalten und mussten unter Einbeziehung der Security außerhalb des Saals bleiben.
Kurz nach 19 Uhr tauchte Andreas Fabrizius alleine auf. Er machte jedoch keine Anstalten, zur Versammlung zu gehen. Auf Nachfrage erklärte er, dass er auf Freunde warte. Auf Nachfrage nach seinem Prozess erfuhren wir von ihm, dass er am Vortag der Verhandlung schriftlich mitgeteilt bekommen habe, dass der Termin verschoben sei – jedoch ohne Begründung und auch ohne dass ein neuer Termin genannt worden wäre.
Im Publikum auch Silvio C.
Auf die Frage nach seiner Bürgerwehr erklärte er, er wohne jetzt im Stadtteil Niefern-Vorort, und „das Haidach“ interessiere ihn nicht mehr. Im weiteren Verlauf des Abends kamen keine Freunde hinzu, und Fabrizius ging erst kurz, bevor die Türen geschlossen wurden, allein zu der Veranstaltung.
Kurz nach 19.30 tauchte auch Silvio C., Mitglied des „Freundeskreis ein Herz für Deutschland Pforzheim“ auf. Bekannt wurde er durch die Fackel-Mahnwachen an jedem 23. Februar, dem Jahrestag des Bombardements der Stadt im Zweiten Weltkrieg. Silvio C. machte schon am 19. Juni 2016 auf sich aufmerksam, als er massiv Journalisten bei ihrer Arbeit behinderte (siehe „Bürgerwehrgründer wegen Volksverhetzung verurteilt„.
Mit dem Transparent „Stuttgart bleibt bunt“
Bewegung kam in die Veranstaltung, als etwa zehn Personen mit einem Transparent „Stuttgart bleibt bunt“ den Saal betreten wollten. Die Polizei reagierte sofort mit einem Sperrgürtel vor dem Zugang. Daraufhin riefen die AntifaschistInnen laut Parolen wie „Allerta, Allerta Antifascista“ oder „Say it loud and say it clear, refugees are welcome here“. Ab diesem Zeitpunkt hatten es AfD-Anhänger schwer, unbehelligt in den Saal zu kommen. Dies war nur begleitet von Rufen wie „es gibt kein Recht auf Nazipropaganda“ möglich.
Gegen 20.30 Uhr drang frenetischer Beifall durch die geschlossenen Vorhänge des kleinen Saales. Auch die letzten Demonstranten machten sich nun auf den Heimweg, und die Polizei zog die Hälfte ihrer Kräfte in ihre Mannschaftswagen zurück.
- Andreas Fabrizius
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