Von Franziska Stier – Basel. In der Schweiz endete am 10. Dezember die Aktion „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“. Jedes Jahr startet die Kampagne am 25. November, dem internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, und endet am 10. Dezember, dem Tag der Menschenrechte.
Getragen wird die Kampagne vom CFD (Christlicher Friedensdienst).
In diesem Jahr ging es um „Rollensichten“ und der Frage, wie Geschlechterstereotype Alltagssexismus, physische und psychische Gewalt befeuern.
Auch in Basel organisierten Frauengruppen in diesem Zeitraum Aktionen, um auf das Thema aufmerksam zu machen. Das Frauenhaus animierte zum 35-jährigen Bestehen Bäckereien, eigens bedruckte Brötchentüten mit der Aufschrift „Häusliche Gewalt kommt uns nicht in die Tüte“ und entsprechenden Notrufnummern zu nutzen.
Licht ins Dunkel
Die Basler Frauenvereinigung für Frieden und Fortschritt organisierte einen Vortrag zu Rollenbildern in Mexiko. Zudem gab es Filmvorführungen und Diskussionen über die Istanbul-Konvention und die Frage, wie weit die Schweiz beim Verhindern häuslicher Gewalt bisher gekommen ist.
Zwei weitere Gruppen trugen das Thema auf die Straße. Die Frauengruppe der SYKP organisierte zum Auftakt eine kleine Demonstration unter dem Titel „Bring Licht ins Dunkel“. Mit Taschenlampen, Kerzen und einigen Transparenten liefen die TeilnehmerInnen durch die frisch weihnachtlich geschmückte Innenstadt. Dabei zog vor allem ihr Theaterstück zu Gewalt an Frauen viel Aufmerksamkeit der PassantInnen auf sich – und einmal den Zorn einer Kiosk-Besitzerin.
Alltagssexismus und körperliche Gewalt
Präsenter erschien dann der Aufruf des feministischen Kollektivs „schamlos“. Es organisierte für den 3. Dezember eine Mischung aus Demonstration und Kunstaktion, die inhaltlich von der Online-Aktion #SchweizerAufschrei inspiriert wurde. In einer Kolonne liefen rund 150 zumeist dunkel gekleidete Personen. Dabei trugen viele Schilder um den Hals. Zu lesen waren hier nicht nur Statistiken, sondern auch Erlebnisberichte, die unter dem Hashtag #SchweizerAufschrei verfasst wurden.
Am Ende der Demonstration folgte ein Die-In, das von der feministisch engagierten Rapperin KimBo aufgelöst wurde. „Wir dürfen uns nicht vereinzeln lassen, sondern müssen gemeinsam für eine Welt streiten in der Sexismus keinen Platz hat“, erklärte Kimbo in ihrem Redebeitrag. Den Abschluss bildete ein kleines Konzert, das auch PassantInnen zum Feiern einlud.
Meist ist ein Verwandter der Täter
Aktuell sterben pro Monat in der Schweiz zwei Frauen an den Folgen sexualisierter Gewalt. Da erscheint es wenig verwunderlich, dass die Opferberatungsstelle beider Basel vor allem Frauen berät und in mehr als der Hälfte aller Fälle ein Verwandter Täter ist. Aber auch Alltagssexismus wie SMS mit anzüglichem und vulgärem Inhalt hinterlassen ein „Scheißgefühl“. Denn hier geht es nicht einfach nur um Sprache. Es geht um eine Haltung, die Männer (nicht als Gesamtheit, aber zu oft, um von Einzelnen zu reden) gegenüber Frauen offen an den Tag legen.
Besonders die Online-Kommentare zu den Medienberichten der Aktion, aber auch einige persönliche Reaktionen, die die Initiatorinnen des Aufrufs aus dem privaten Umfeld erhielten, spiegeln diese Haltung wider. Ein anderer Teil der persönlichen Reaktionen zeigt eine enorme Verunsicherung der Männer gegenüber wehrhaften Aktionen der Frauen.
Die 16 Tage und die vielen Fragen und Reaktionen lassen eins resümieren: Ja, liebe Männer. Wir, die Feministinnen, nehmen euch etwas weg. Nämlich die Herrschaft über alle Körper, die euch nicht gehören.
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