Ludwigsburg. Erneut traf sich der völkisch-rassistische „Erfurter Flügel“ der AfD am Samstag, 7. Januar, im Hotel Krauthof in Ludwigsburg. Die Initiative „Mut gegen Rechts“ rief zum Protest – 100 Menschen aus Ludwigsburg und Umgebung demonstrierten gegen rechte Hetze.
Minus fünf Grad Celsius, und das Bündnis hatte nur drei Tage Zeit zum Mobilisieren: Kurz vor Beginn der Aktion sah es noch so aus, als blieben die Ludwigsburger lieber zu Hause. Doch nach und nach trudelten die AfD-GegnerInnen ein. Insgesamt zählten die VeranstalterInnen 105. Aufgerufen hatten außer dem „Mut gegen Rechts“ die Rot-Schwarze Initiative, die Jusos, die Linksjugend Solid, Ludwigsburger Stadträte von ÖkoLinX, SPD, Grünen und Freien Wählern sowie ein Regionalrat der Linkspartei.
Krauthof steht in öffentlicher Kritik

Ludwigsburger StadträtInnen (v.l.n.r.): Oliver Kube (ÖkoLinX), Annegret Deetz (SPD), Claudia Dziubas (ÖkoLinX) und Elfriede Steinwand-Hebenstreit (Grüne) – Foto: privat
Bereits am 6. November hatte der „Erfurter Flügel“ um Björn Höcke im Hotel Krauthof getagt (wir berichteten). Damals demonstrierten 150 BürgerInnen und AntifaschistInnen. „Im Jahr 2016 waren die AfD fünf Mal und die Reichsbürger sieben Mal im Krauthof“, fasste Stadtrat Oliver Kube in seiner Rede zusammen. Die für den 20. November 2016 angekündigte Reichsbürger-Versammlung sei „als Reaktion auf die Gegenmobilisierung“ abgesagt worden (siehe „Reichsbürger blieben dann doch unter sich„). „Das zeigt, dass der Protest was bringt, aber das ist natürlich nicht genug. In Ludwigsburg ist kein Platz für rechte Hetze!“, so Kube.
Der Stadtrat berichtete, dass der Krauthof wegen seiner Offenheit gegenüber rechten und rechtsradikalen Gruppen schon einige Stammkunden verloren habe, darunter auch Unternehmen und Gewerkschaften. Im Vorfeld der Höcke-Veranstaltung im November hatte Peter Kraut, Inhaber des Krauthofs, sich öffentlich dazu bekannt, dass die AfD bei ihm willkommen sei „wie jeder andere auch“. Seither schwieg er zu dem Thema, wohl auch wegen der – für ihn – negativen Berichterstattung in den lokalen Medien.
AfD-Anhänger provoziert
Von den Rechten war nur wenig zu sehen. Ein AfD-Anhänger diskutierte – zunächst unerkannt – mit einigen GegendemonstrantInnen. Bevor er Richtung Krauthof abzog, verabschiedete er sich mit den Worten: „Ich hoffe ihr werdet alle bald ins Lager gesteckt“, was wütende Reaktionen hervorrief. Demo-Atmosphäre kam an diesem Nachmittag nur selten auf. Nur wenige Antifa-AktivistInnen waren gekommen, und die meisten der Ludwigsburger BürgerInnen setzten auf „stillen Protest“ sowie auf Gespräche mit AnwohnerInnen und bisherigen Krauthof-Gästen statt auf laute Parolen.
Unter den GegendemonstrantInnen befand sich ein Geschäftsführer des am Neckar gelegenen „Brückenhaus“. Die Kulturkneipe liegt nur anderthalb Kilometer vom Krauthof entfernt. Es dürfte ein Novum für Ludwigsburg sein, dass ein Gastronom gegen einen anderen auf die Straße geht. Das Brückenhaus unterstützt auch die Kampagne „Kein Ort für rechte Hetze“ des Antifaschistischen Aktionsbündnis Stuttgart und Region AABS.
Polizeiaufgebot eher gering
Das Polizeiaufgebot war vergleichsweise gering an diesem Nachmittag. Zu Beginn der Kundgebung gab es eine kurze verbale Auseinandersetzung zwischen Oliver Kube und dem Einsatzleiter, weil die Ordnerbinden noch nicht da waren. „Die werden gleich gebracht“, erklärte Kube. „Sie brauchen Ordner, sonst löse ich die Versammlung auf!“, herrschte ihn der Beamte an. Kube zuckte mit den Schultern. „Hier, ich bin Ordner“, mischte sich ein Aktivist ein. „Sie brauchen eine Ordnerbinde“, entgegnete der Polizist. „Ja, wie gesagt, die kommen gleich“, wiederholte Kube genervt.
Insgesamt zeigten sich die OrganisatorInnen zufrieden: Es hätte zwar etwas lauter sein dürfen, doch es sei ein Erfolg für Ludwigsburg, in so kurzer Zeit über 100 Menschen zu mobilisieren.
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