Kommentar von Rick de la Fuerte – Pforzheim. Andreas Fabrizius hat sich gleich in der ersten Januarwoche erneut als geltungsbedürftiger Aspirant für das Amt des Oberbürgermeisters der „Goldstadt“ Pforzheim ins Gespräch gebracht. Die Pforzheimer Zeitung berichtete vor einigen Tagen über das Begehren des Parteilosen, der keine Verwaltungserfahrung, aber nach eigenen Angaben Kenntnisse im Arbeitsrecht hat. In der Onlineausgabe der Pforzheimer Zeitung auf Facebook kommentierten mehr als einhundert Menschen, was sie von dieser Idee halten. Kaum ein Leser ist davon begeistert, dass Andreas Fabrizius der neue OB sein könnte.
Der aus Kasachstan stammende, freiwillig nach Deutschland umgesiedelte Andreas Fabrizius wurde der Öffentlichkeit erstmals durch eine Kundgebung im Januar 2016 bekannt. Damals beklagte er in Pforzheim eine nebulöse „Verschweigung der Gewalt“. Im Kern ging es bei dem Protest um die Flüchtlingspolitik, die natürlich auch Pforzheim betrifft. Es wurde nahegelegt, dass Flüchtlinge eine Gefahr für die Stadt darstellten. Und dies motiviert durch eine bewusste Falschmeldung russischer Medien über „Lisa aus Berlin“: Die angebliche Vergewaltigung des Mädchens war frei erfunden.
Bürgerwehr soll ziellos umhergeirrt sein
Deutlicher wurde der wo mögliche OB-Kandidat dann im Februar 2016 bei einer Veranstaltung der Stadt im Kongresszentrum. Das Thema: „Sicherheits- und Kriminalitätslage“. Andreas Fabrizius nutzte die Chance, ans Mikrofon treten zu können. Er beschwerte sich zuerst, dass er als Vorbestrafter nicht auf der Bühne Seite an Seite mit Bürgermeister, Vertretern der Stadt und Polizeibehörde sitzen durfte. Dann kritisierte er die Sicherheitslage für Frauen und Kindern im Stadtteil Haidach. Dort lebte zum damaligen Zeitpunkt ein gutes Dutzend Flüchtlinge in einer kirchlichen Immobilie.
Zu keinem Zeitpunkt gab es Probleme mit diesen Neubürgern. Fabrizius rief dennoch dazu auf, eine Bürgerwehr zu gründen, um für Recht und Ordnung auf dem Haidach zu sorgen. Diesem Ansinnen erteilten Stadt und Polizei sofort eine Absage. Dennoch lief die Bürgerwehr für einige Zeit ziellos umher, wie Augenzeugen berichteten. Unterstützt wurde Fabrizius von einigen stadtbekannten Rechtsradikalen und Menschen aus der russlanddeutschen Community.
Mehrere Anzeigen gegen den OB-Kandidat
Für das Frühjahr 2016 kündigte Fabrizius eine Großdemo in Pforzheim an und gründete hierfür eine Gruppe in einem sozialen Netzwerk, die binnen kürzester Zeit zum Sammelbecken hunderter Rechtsradikaler bundesweit wurde. Doch dann sagte er die Demo quasi unbegründet ab.
Danach sah sich der eventuelle OB-Kandidat mehreren Anzeigen ausgesetzt. Er soll gegen Schwule und Lesben gehetzt haben. Einen Strafbefehl lehnte er ab. Die Verhandlung vor Gericht war längst terminiert. Sie wurde jedoch ohne Nennung von Gründen verschoben.
Trotz Kritik an der AfD bei Veranstaltung
Möglicherweise hängt es damit zusammen, dass gegen seinen Rechtsanwalt Mandic (AfD) aus Freiburg ebenfalls ein Ermittlungsverfahren läuft. Dubravko Mandic ist Mitglied der rechtslastigen Patriotischen Plattform innerhalb der AfD. Der Anwalt vertritt auch die Interessen eines Parteikollegen in Pforzheim. Der Kreissprecher der AfD Alfred Bamberger hatte sich im August 2016 öffentlich über Brandanschläge auf Flüchtlingsheime geäußert und soll sie als zivilen Ungehorsam abgetan haben.
Mehrfach hat Andreas Fabrizius gegenüber BN-Vertretern kundgetan, er fühle sich „von der AfD verraten und verkauft“. Mittlerweile ist er aus dem Stadtteil Haidach umgezogen in eine Vorstadtgemeinde Pforzheims.
Fabrizius glaubt selbst nicht an seine Wahl
Es wird es für den OB-Bewerber schwer werden zu erklären, weshalb er trotz anderslautender Bekundungen Anfang November 2016 eine AfD-Veranstaltung im Kongresszentrum Pforzheim besucht hat. Er kam kurz bevor die Türen geschlossen wurden. Welche Kindergärten er wohl im Fall seiner Wahl und unter Verzicht auf sein Gehalt unterstützen möchte? Und welche Form der Hilfe er den Älteren in der Pforzheimer Kommune zukommen lassen möchte? Beides hat er angekündigt.
Andreas Fabrizius, so die Pforzheimer Zeitung, rechne selbst nicht damit, als OB gewählt zu werden. Mit dieser Selbsteinschätzung dürfte er erstmals richtig liegen.
Siehe auch
Pforzheim braucht keine Bürgerwehr
Bürgerwehrgründer wegen Volksverhetzung verurteilt
Wegen Volksverhetzung vor Gericht
Security bei Kandidatenaufstellung
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