Von Christian Ratz – Mannheim. Etwa 100 bis 150 Menschen versammelten sich am frühen Sonntagmorgen, 5. Februar, friedlich am Mannheimer Hauptbahnhof, um sich am Sternmarsch nach Straßburg zu beteiligen. Sehr starke Polizeikräfte observierten und sicherten das Geschehen. Kurdische Organisationen fordern, dass der frühere PKK-Vorsitzende Abdullah Öcalan aus der Isolationshaft in der Türkei entlassen wird. Sie verlangen überdies Solidarität mit dem kurdischen Volk in der Türkei und Syrien im Kampf gegen politische und humanitäre Repressalien.
„Freiheit für Abdullah Öcalan“ stand gedruckt auf weißen Leibchen, die sich die meisten TeilnemerInnen an diesem frühen und kalten Sonntagmorgen auf dem Vorplatz des Mannheimer Hauptbahnhofs übergestreift hatten. Bevor der Marsch in Richtung Straßburg begann, wurden Reden in kurdischer und deutscher Sprache gehalten.
Der kurdische Freiheitskampf habe ein neues Level erreicht. Als positive Beispiele wurden genannt: mehr Demokratie im Zusammenleben unterschiedlicher ethnischer und religiöser Gruppen, Umweltschutz und die Stärkung der Rechte von Frauen. Deutlich negativer wurde die Situation von KurdInnen in der Türkei (Bakur) und Syrien (Rojava) sowie weiteren Ländern des Nahen Ostens beurteilt. Konfrontiert mit den gegenwärtigen Herausforderungen für die kurdischen Völker könnte dies als konkrete Bedrohung empfunden werden.
AktivistInnen fordern Friedensgespräche
Als staatenübergreifenden Komplott wurde die Entführung und Festsetzung des ehemaligen PKK-Vorsitzenden Abdullah Öcalan am 15. Februar 1999 bezeichnet. Gefordert wurde, dass er sofort freigelassen und nachhaltige Friedensgespräche aufgenommen werden. Auch gehe es nicht nur um Freiheit für Öcalan und Frieden für die kurdischen Völker, sondern auch für alle anderen politischen Gefangenen. Die Wertegemeinschaft wurde aufgerufen, sich solidarisch zu zeigen und den friedlichen Kampf für Demokratie und Menschenrechte zu unterstützen.
Uns liegt ein 18-seitiges Dossier des „Committee for Freedom of Öcalan“ vom Februar 2017 vor. Es beschreibt die Lage Öcalans während der 18-jährigen Haft, den von der AKP-Regierung unter Führung des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan verhinderten Friedensprozess und Friedensinitiativen, die bisher ohne Erfolg blieben, aber auch die Debatte zur Wiedereinführung der Todesstrafe in der Türkei und 2016 beobachtete Rechtsverletzungen in der Haftanstalt Imrali, wo Öcalan inhaftiert ist.
Von starken Polizeikräften begleitet
Ungewöhnlich starke Polizeikräfte observierten und begleiteten die Veranstaltung. Beamte von BeSi- und BeFi-Einheiten filmten und fotografierten die Teilnehmer ohne für den Ausstehenden ersichtlichen Grund und in Teilen in sehr provozierender Art und Weise.
Von Mannheim aus zogen die AktivistenInnen los, um noch am selben Tag Hockenheim zu erreichen. Diese erste Etappe wurde durchgehend von verschiedenen Polizeieinheiten aus Baden-Württemberg begleitet, zu Fuß, zu Pferd und in Dutzenden von Fahrzeugen. Am Montag, 6. Februar, erreichte die Gruppe Bruchsal.
Sternmarsch nach Straßburg
Hier gab es nach Angaben der Pforzheimer Zeitung in den späteren Abendstunden eine Konfrontation zwischen zwei Lagern, wobei eine Person durch einen Messerstich verwundet worden sein soll. Nach Polizeiangaben waren 70 türkisch- bzw. kurdischstämmige Personen aufeinandergetroffen. Es seien 150 Beamte im Einsatz gewesen.
Ziel der in Mannheim gestarteten AktivistInnen ist es, am 11. Februar in Straßburg vor den Türen der Europäischen Kommission anzukommen, sich mit erwarteten 15 000 weiteren AktivistenInnen aus ganz Europa zu vereinigen und die gemeinsame Botschaft laut und deutlich vorzutragen.
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