Neckarwestheim. Bürgerinitiativen kritisieren die Stilllegungsgenehmigung für das Kernkraftwerk Neckarwestheim I (GKN I). Sie werfen dem baden-württembergischen Umweltministerium vor, ganz auf Linie des Betreibers EnBW entschieden zu haben. Einwände der Bürger seien nicht berücksichtigt worden.
Die EnBW hat am 3. Februar vom Umweltministerium Baden-Württemberg die Stilllegungs- und erste Abbaugenehmigung für das Kernkraftwerk Neckarwestheim I (GKN I) erhalten.
Die Bürgerinitiativen der AG AtomErbe Neckarwestheim halten diese Genehmigung für eine grobe Fehlentscheidung. „Wir sehen darin eine atomindustrie-freundliche Fortführung der bisherigen Praxis der baden-württembergischen Atomaufsicht, Prüfungen und Kontrollen ganz im Sinne der EnBW durchzuführen“, sagt Herbert Würth vom Aktionsbündnis Castor-Widerstand Neckarwestheim.
„Statt dem zentralen Minimierungsgebot der Strahlenschutzverordnung zu folgen, gelten nun auch beim Abbau des Kernkraftwerks Neckarwestheim I großzügige Grenzwertfestsetzungen, die die EnBW praktisch nach Belieben ausschöpfen darf, obwohl es bei Radioaktivität keine ungefährliche Dosis gibt,“ kritisiert Dr. Jörg Schmid von der Aktion Strom ohne Atom Stuttgart und ergänzt: „Ebenso wird der EnBW erlaubt, trotz weiter im Nasslager befindlicher abgebrannter Brennelemente den Abriss sofort zu beginnen – dieses vermeidbare Risiko wird der Bevölkerung „einfach so“ zugemutet. Auch wird der parallele Weiterbetrieb des Kernkraftwerks Neckarwestheim II (GKN II) in seinen Auswirkungen nicht ernsthaft geprüft.“
Trotz der fachlichen Gegenargumente und der jüngsten Proteste der Bevölkerung werde am Freigabe- und am bisherigen Herausgabeverfahren von gering radioaktiv belastetem Material festgehalten. „Das führt zu einer gewollten Freisetzung großer Mengen Radioaktivität in unsere direkte Umwelt, bis zur Verteilung in Gegenstände des alltäglichen Gebrauchs und Verwendung als Recycling-Beton“, wirft Stefan Mende-Lechler von der BI AntiAtom Ludwigsburg dem Minister Verantwortungslosigkeit vor. „Im Rahmen des Atomrechts wäre auch eine dauerhafte Sicherung des brisanten Materials am Standort möglich, entweder Totalabriss mit Bau eines Bauschutt-Bunkers oder Stehenlassen der Gebäude nach weitgehender Entkernung.“
Die Bürgerinitiativen sehen sich von der Atomaufsicht und Umweltminister Franz Untersteller getäuscht. Hatten diese doch „eine gründliche Prüfung“ vor der Genehmigung versprochen. Herausgekommen sei eine Gefälligkeit für die EnBW.
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