Stuttgart. Seit über zwei Wochen ist das kurdische Dorf Xerabé Bava von der Außenwelt abgeriegelt. Truppen der türkischen Regierung lassen niemanden ins Dorf – auch keine HDP-Abgeordneten oder Vertreter von Menschenrechtsorganisationen. Dagegen protestierten etwa 200 Menschen am Montag, 20. Februar, auf dem Stuttgarter Marktplatz. Sie fürchten ein neues Massaker.
Zu der Kundgebung vor dem Rathaus hatte das Demokratische Kurdische Gesellschaftszentrum Stuttgart Nav-Dem aufgerufen. Auch Aleviten, linke türkische Organisationen und die Initiative Kurdistan-Solidarität nahmen an der Kundgebung teil. Sie riefen Parolen wie “Erdogan ist ein Faschist, die Türkei ist faschistisch“, „Alle Besetzer raus aus Kurdistan!“ und „Es lebe die Internationale Solidarität“.
Am 1. Februar hatte die AKP-Regierung eine Ausgangssperre für neun Dörfer verhängt, die an die Kreisstadt Nisebîn (Nusaybin, Provinz Mêrdîn/Mardin) angebunden sind. Am nächsten Tag wurden die Ausgangssperren für acht Dörfer aufgehoben. In Xerabê Bava hielt sie jedoch an.
Es gibt eine Mahnwache 15 Kilometer von dem Dorf Xerabé Bava entfernt. Auch deren Vertreter dürfen das von Telefon- und Internetleitungen abgeschnittene Dorf nicht betreten. Die Sorgen um die Bewohner wachsen. So gab es in ganz Europa Protestkundgebungen.
In Stuttgart gab es Redebeiträge in deutscher und türkischer Sprache. Es wurden Flyer von Nav-Dem und der HDP an PassantInnen verteilt. Politiker, Initiativen und Menschenrechtsorganisationen werben um Solidarität, um ein größeres Massaker in Xerabé Bava zu verhindern.
Bei der Kundgebung wurde von einer Frau berichtet, die ins Krankenhaus gebracht werden musste. Drei Menschen wurden bereits ermordet. Alle Männer des Dorfes seien von so genannten Anti-Terror-Einheiten festgenommen und gefoltert worden. Frauen seien nackt kontrolliert worden. Soldaten hätten die Häuser der Dorfbewohner besetzt. Manchmal müssten Familien im selben Raum mit Soldaten übernachten. Es gibt auch Berichte über zerstörte oder in Brand gesteckte Häuser, Angriffe mit Tränengas und die Weigerung, Verletzte ins Krankenhaus bringen zu lassen.
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