Von unserer Redaktion – Stuttgart. Ein Jahr lang hat die Einheizfront nicht mehr gespielt – aber jetzt im Stuttgarter Stadtteilzentrum Gasparitsch, und zwar für uns. Beim Solikonzert für die Beobachter News riss die Ton-Steine-Scherben-Coverband am Samstag, 25. Februar, ihr Publikum mit. Bevor sie auf die Kellerbühne kam, machte Eternal Struggle mit Metal, Punk und Hardcore Stimmung.
„Allein, machen sie dich ein“ – dieser Ton-Steine-Scherben-Song stand gewissermaßen als Motto über dem langen Abend. Die Beobachter News hatten zum Soli-Konzert geladen, weil ihr Chefredakteur eine Geldstrafe aufgebrummt bekam und die Redaktion ihre ReporterInnen technisch besser ausrüsten will, um ihre Dokumentationsarbeit zu intensivieren.
Geldstrafe wegen angeblicher Beleidigung
Alfred Denzinger soll einen Polizisten als „Drecksack“ beleidigt haben, als er im August 2015 in Weilheim/Teck den Protest gegen einen Neonazi-Aufmarsch dokumentierte. Das sagten drei Beamte und ein Vertreter des städtischen Ordnungsamts gleichlautend aus. Keine Chance, sich juristisch gegen den Strafbefehl zu wehren (wir berichteten).
Rund hundert Menschen kamen zum Soli-Konzert. Die ersten sammelten sich schon vor 20 Uhr vor und im Zentrum Gasparitsch, dessen Hauptraum an diesem Abend als Backstage-Bereich den Bands vorbehalten war. Sitzgelegenheiten und Brötchen – zum Teil mit veganem Aufstrich – gab es gleich neben der Kasse, Getränke unten im Keller.
Ein Gruß an die „liebe Zivilpolizei“
Dort eröffnete Andreas Scheffel den Abend, begrüßte neben den Gästen auch die „liebe Zivilpolizei“ und dankte den Bands. Eternal Struggle eröffnete das Programm mit „Rise up“. Der Funke sprang sofort über, die Band gewann mit starken Drums, Gitarrensoli und der Stimmgewalt ihres Sängers die Sympathie des überwiegend jungen Publikums. Neben den fünf Musikern Basti (Gitarre), David (ebenfalls Gitarre), Passy (Bass), Dennis (Drums) und Alex (Gesang) trug der Simi am Mischpult dazu bei, dass der Sound den ganzen Abend über gut rüberkam.
Der neue Song „Hogan knows best“ folgte, dann kam „Almost there“ – „gib nicht auf, egal wie groß die Scheiße ist“, erläuterte Alex den Titel. Es folgte das rasante „Mister Flangers“ für „Simpson-Fans“ – ehe Sänger Alex Denzinger nochmal erklärte, weshalb Bands und Fans zusammengekommen waren: um Solidarität mit den Beobachter News und speziell seinem Vater Alfred Denzinger zu zeigen. Vor allem aber gehe es darum, „gegen diese braune Nazischeiße, die immer stärker wird in der ganzen Welt“, die Stimme zu erheben.
Eternal Struggle spielt auch für Leute über dreißig
Das nächste Lied hatte dann auch den Refrain „Nieder mit der Nazipest„. Dann folgte „Wondercoke“ und „Dying youth“ – für alle, die über dreißig sind, sich aber noch an ihre Jugend erinnern können. Bei Eternal Struggle ist es Alex, der den Altersschnitt nach oben zieht. „Im Grunde sind wir tief im Herzen auch Punks“, versicherte er, als er die nächste Band ansagte. Eternal Struggle verabschiedete sich mit „Fuck off“.
In der Umbau-Pause erklärte eine Journalistin, wie die Beobachter News bei ihrer Arbeit vorgehen. Die ReporterInnen des Online-Magazins dokumentieren schwerpunktmäßig Demonstrationen und sehen dabei vor allem den Vertretern der Staatsgewalt auf die Finger. Das scheint manchen Polizisten ein Dorn im Auge zu sein. Immer wieder gibt es Übergriffe oder den Versuch, die Redaktion wegen angeblichen Verstößen gegen das „Recht am eigenen Bild“ von Beamten zu belangen. Letzteres jedoch bislang ohne Erfolg.
Angeblich „Straftäter linksmotiviert“
In Weilheim gaben Polizei und Ordnungsamt Alfred Denzinger keine Auskunft, wo genau der Neonazi-Aufmarsch angemeldet war. Später versuchten immer wieder einzelne Polizisten, das Team der Beobachter News bei der journalistischen Arbeit zu behindern. Was Denzinger damals noch nicht wusste, aber inzwischen aus den Ermittlungsakten erfuhr: Die Polizei führt ihn in ihren internen Informationssystemen seit Jahren als „Straftäter linksmotiviert“.
Dabei gab es nie eine Straftat, nie eine Anklage, nie ein Urteil. Doch auch in diesem Fall gibt es keine Chance, sich zu wehren. Dabei hat dieser Eintrag bereits mindestens in einem Fall verhindert, dass Denzinger seiner journalistischen Arbeit nachgehen konnte: Er wurde bei einem Wahlkampfauftritt Angela Merkels in Schwäbisch Gmünd als Fotograf nicht zugelassen – und das auch noch von einem privaten Sicherheitsdienst, der aber mit der Polizei kooperierte.
„Die rote Front und die schwarze Front“
Wie Eternal Struggle war auch der Einheizfront, ursprünglich aus Mannheim, der Spaß an ihrem Auftritt anzumerken. Michael, Dave Daveson, Lukas und Manuel hatten 2016 weitgehend pausiert und kehrten energiegeladen auf die Bühne zurück. „Der Kampf geht weiter“, spielten sie – und das Publikum im mittlerweile proppenvollen Keller ging mit. Viele tanzten, und viele sangen mit, wenn die Einheizfront Refrains wie „die rote Front und die schwarze Front sind wir!“ anstimmte.
„Macht kaputt, was Euch kaputt macht“, „Mensch Maier“, „Schritt für Schritt ins Paradies“ oder „Wenn die Nacht am tiefsten ist“: Mit einem harten, klaren Rhythmus und tollen Gitarren-Arrangements bot die Band die beliebtesten Songs von Ton-Steine-Scherben. Was noch toller ist: Auf den nächsten Auftritt der Musiker muss niemand bis ins nächste Jahr warten: Sie spielen am 1. April bei Rock gegen Rechts in der Schorndorfer Manufaktur.
Weitere Eindrücke vom Abend
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