Von unseren ReporterInnen – Stuttgart. In Stuttgart verlief der Weltfrauentag oder auch Frauenkampftag am Mittwoch, 8. März, trotz durchgehenden Regens mit einer Demonstration durch die Innenstadt engagiert und ausgelassen. Ein Straßentheater schloss die Veranstaltung am Abend auf dem Schlossplatz ab. Dort hatten schon seit Mittag verschiedene Organisationen und Gruppen eine Kundgebung abgehalten.
Trotz der widrigen Wetterbedingungen kamen 120 Menschen am Weltfrauentag in Stuttgart zusammen, um für die Befreiung von Frauen und anderen Geschlechtern zu demonstrieren. Nach einer Kundgebung auf dem Schlossplatz begann eine Demonstration über die Kronprinzstraße und den Schillerplatz auf die Planie.
Eine Sprecherin des Frauenkollektivs Stuttgart warnte vor tradierten Rollenbildern rechter Bewegungen wie der „Heim-und-Herd Kampagne“ der AfD und NPD in Deutschland oder der Verschärfung der Abtreibungsgesetze in Polen. „Spätestens seit der Silvesternacht in Köln 2015 wird zudem versucht, den vorherrschenden Sexismus in unserer Gesellschaft national zu verklären“, so die Sprecherin.
Nachdem zu Beginn kurdische Frauenverbände auf dem Schloßplatz getanzt und gesungen hatten, sang und spielte eine Musikerin der MLPD zum Abschluss Lieder in deutscher und spanischer Sprache. Das Frauenkollektiv Stuttgart zeigte ein Straßentheater, bei dem fünf Frauen fünf typische Rollenbilder sichtbar machten und die mit ihnen verbundenen Zwänge zurückwiesen. Während der Kundgebung auf dem Schlossplatz hatten AktivistInnen im Oberen Schlossgarten eine Foto-Collage installiert.
Die Rede von >ZK Zusammen kämpfen Stuttgart< zum Frauentag im Wortlaut:
Heraus zum 8. März – Das Rad der Geschichte vorwärts drehen!
Heute am 8.März gehen weltweit Frauen auf die Strasse um ihre Stimme für Gleichberechtigung und eine Perspektive der Befreiung zu erheben.
Zurück geht der Tag auf den 8. März 1857, als in New York Textilarbeiterinnen in den Ausstand traten um für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen zu streiken.
Zunächst auf den 19. März gelegt, demonstrierten 1911 Millionen Frauen am ersten internationalen Frauenkampftag, in Deutschland, Dänemark, Österreich, Schweden, der Schweiz und den USA für
eine Einführung des Frauenwahlrechts, für Arbeitsschutzgesetze, für die Einführung des 8-Stunden-Tags, für Mutter- und Kinderschutz, für gleichen Lohn für gleiche Arbeit, für die Senkung der Lebensmittelpreise, für die Legalisierung des Schwangerschaftsabbruchs und gegen den Krieg.
Seitdem steht dieser Tag symbolisch für die Forderungen und Kämpfe der Frauen weltweit.
Die Forderungen hatten sich im Nachkriegsdeutschland verändert. Es ging nun zusätzlich zu den ökonomischen Forderungen auch um eine Politisierung des Privaten, um Sexualität und Homosexualität, um Rollen- und Familienbilder, um eine neue Pädagogik und schließlich auch um die Diskriminierung von Migrantinnen.
Und auch heute im 21. Jahrhundert hat der Tag nichts an seiner Aktualität verloren:
Its all about okonomy …….
Nach wie vor verdienen Frauen im Schnitt 23 % weniger als Männer.
65 % der Frauen sind im Niedriglohnsektor angestellt
66 % in geringfügig Beschäftigen Arbeitsverhältnissen
nur 40 % der Frauen arbeiten in Vollzeitjobs
Rund 72 % der unterbezahlten Pflegeberufe werden von Frauen ausgeführt
10 % der Frauen sind von Altersarmut betroffen
60 % der Rentnerinnen müssen mit einer Rente von unter 700 Euro auskommen
Hinzu kommt das die niedrigen Löhne für Frauen es der Wirtschaft ermöglichen Frauen und Männer am Arbeitsplatz als flexible und billige Arbeitskräfte gegeneinander auszuspielen.
…… and old pictures and traditions:
rund 57 Prozent der Frauen zwischen 40 und 60 Jahren kümmern sich neben der Kindererziehung noch um pflegebedürftige Familienmitglieder
2/3 der Arbeit wie Erziehung und Haushalt leisten Frauen unentgeltlich und dass obwohl die Wertschöpfung der unbezahlten Arbeiten mit 987 Milliarden Euro rund 39 Prozent des BIP ausmacht
50 Shades of Violence – Sexismus ist keine Frage der Nationalität!:
42 Prozent der in Deutschland lebenden Frauen haben psychische Gewalt erlebt, z.B. Einschüchterung, Verleumdungen, Drohungen, Psychoterror.
Mehr als die Hälfte der von körperlicher Gewalt betroffenen Frauen hat körperliche Verletzungen aus Übergriffen davongetragen, von diesen hat ein Drittel deshalb medizinische Hilfe in Anspruch genommen.
Je nach Gewaltform haben 56% bis 80% der Betroffenen psychische Folgebeschwerden davongetragen (Schlafstörungen, Depressionen, erhöhte Ängste etc.). Besonders hoch war der Anteil bei psychischer und bei sexueller Gewalt.
Gewalt markiert im Leben der Frauen oft einen Bruch mit den gewohnten Beziehungs- und Lebensbezügen, auch wenn der Täter nicht der Partner ist (z.B. Trennung, Wohnungswechsel, Kündigung des Arbeitsplatzes).
Rechte Bewegungen und Parteien in ganz Europa versuchen diese Zustände aufrechtzuerhalten indem sie einerseits tradierte Rollenbilder propagieren und die gesetzlichen und sozialen Errungenschaften der Frauenbewegungen zunichte machen wollen. Genannt sei die Heim und Herd Kampagnen der AFD und NPD hierzulande oder in Polen die Verschärfung der Abtreibungsgesetze.
Spätestens seit der Silvesternacht in Köln 2015 wird zudem versucht den vorherrschenden Sexismus in unserer Gesellschaft national zu verklären. Dies wurde schließlich dazu genutzt um eine menschenverachtende Asylgesetzpolitik voranzutreiben und den Sicherheits- und Überwachungsstaat weiter auszubauen. Weiter dient der Kampf für die Rechte der Frauen nach wie vor als Deckmantel zur Rechtfertigung von internationalen Kriegseinsätzen wie am deutlichsten in Afghanistan.
Wir sagen Schluss damit!
Wir lassen es nicht zu dass auf unserem Rücken und auf Kosten unserer notwendiges Kampfes gegen den Sexismus menschenverachtende Politik betrieben wird!
Keine Verschärfung der Asylgesetze!
Keine Kriegseinsätze!
Wir fordern ein Ende der ökonomischen Ausbeutung und der sexuellen Unterdrückung!
Frauen und Männer gemeinsam im Kampf gegen Sexismus, Rassismus und Kapitalismus!
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