Künzelsau. Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten VVN-BdA ruft am 16. März, dem „Tag der Legionäre“ in Lettland, zu einer Mahnwache und Protestkundgebung in Künzelsau auf. Sie will damit gegen die Glorifizierung der Verbrechen der Waffen-SS protestieren. Die Mahnwache ist von 15 Uhr bis 16.30 Uhr vor dem lettischen Honorarkonsulat in der Oberamteistraße 20.
Jedes Jahr am 16. März marschieren in der lettischen Hauptstadt Veteranen der lettischen Waffen-SS auf. Sie ziehen unter Pomp zu einem Gottesdienst, einem „Ehrenmarsch“ und einer fahnengesäumten Kundgebung am „Freiheitsdenkmal“ zu Ehren der lettischen Einheiten der Waffen-SS durch Riga.
Diese Einheit war der VVN zufolge an den Mordaktionen an der jüdischen Bevölkerung und der aus dem deutschen Reich ins Ghetto Riga verschleppten jüdischen Menschen beteiligt. Insgesamt wurden etwa 70 000 Menschen aus der jüdischen Bevölkerung in Lettland ermordet.
Heute gehöre Lettland mit Estland, Litauen, der Ukraine und Bulgarien zu den osteuropäischen Staaten, in denen Einheiten der Waffen-SS und andere mit den Nazis kollaborierende antisemitische Todesschwadronen als nationale Idole gefeiert werden, kritisiert die VVN. Dies geschehe mit staatlicher Duldung und teilweise offener Unterstützung durch Behörden. Auch Neonazis aus ganz Europa, aus Deutschland insbesondere Mitglieder der sogenannten „freien Kameradschaften“ nähmen alljährlich an diesem gespenstischen Aufzug in Lettland teil.
„Der Rigaer „Ehrenmarsch“ ist eine unerhörte Provokation für die Angehörigen der Opfer der lettischen Polizei und SS-Verbände und für die jüdische, russischsprachige und andere Minderheiten im Land“, so die VVN. Es stehe nicht nur im Gegensatz zu den Grundwerten der Europäischen Union, deren sonstige Vorzüge der lettische Staat gerne entgegennehme, sondern sei auch eine Provokation gegenüber der Russischen Föderation und damit eine Gefahr für den Frieden in Europa.
In den letzten Jahren protestierten lettische und internationale AntifaschistIinnen gegen diesen Aufmarsch, unter ihnen auch Dr. Efraim Zuroff, Leiter des Simon-Wiesenthal-Zentrums in Jerusalem. Die Proteste wurden auch von Mitgliedern der VVN-BdA unterstützt. Gleichzeitig sind diese Proteste nach Angaben der VVN zunehmenden Repressalien seitens der lettischen Behörden ausgesetzt. So seien fünf Mitglieder der VVN-BdA im vergangenen Jahr mehrere Stunden auf dem Flughafen von Riga festgehalten worden. Danach habe man sie in einem Gefangenentransportwagen fortgeschafft und nach Litauen abgeschoben. Sie erhielten überdies ein Aufenthaltsverbot.
Deshalb rufen die VVN-BdA und die Internationale Föderation der Widerstandskämpfer (FIR) in diesem Jahr zu Protesten vor lettischen Botschaften und Konsulaten in Europa gegen die Verherrlichung von NS-Kollaborateuren und Massenmördern auf. Diese Proteste finden am 15. und 16. März in Rom, Brüssel, Budapest und Athen, in Deutschland in Berlin, Bremen, Hamburg, Frankfurt, Düsseldorf und eben auch in Künzelsau statt.
Die Forderungen der VVN-BdA:
Schluss mit der Ehrung von NS-Kollaborateuren und Mördern!
Anerkennen der baltischen Beteiligung am nazistischen Völkermord!
Schluss mit staatlichen Repressionen gegen lettische Antifaschistinnen!
Folge uns!