Von Christian Ratz – Mannheim. Rund 50 ZuschauerInnen, unter ihnen auch einige syrische Geflüchtete, folgten am Sonntag, 5. März, der Einladung des Odeon-Kinos und des Vereins Mannheim sagt Ja! zur Vorpremiere der preisgekrönten Filmdokumentation „Die letzten Männer von Aleppo“. Fast zwei Jahre begleiteten Kameraleute ehrenamtliche Helfer des syrischen Zivilschutzes, auch als „Weißhelme“ bekannt, bei ihrer Arbeit in der vom Krieg besonders betroffenen Stadt. Die Dokumentation des syrischen Regisseurs Feras Fayyad startete am Donnerstag, 16. März, bundesweit in ausgewählten Kinos.
Dr. Tobias Vahlpahl, Vorstandsmitglied Mannheim sagt Ja!, begrüßte die BesucherInnen und führte mit einer kurzen Ansprache ins Thema ein. Im vom Krieg zerstörten Aleppo ist es der Syrische Zivilschutz, im Deutschen „Weißhelme“ genannt, der immer wieder all seine Kräfte aufbietet, um der Bevölkerung zu helfen.
Zu den Gründungsmitgliedern der Organisation gehören Khaled, Mahmoud und Subhi. Sie sind immer zur Stelle, wenn Bomben einschlagen oder Anschläge verübt wurden. Unter Einsatz des eigenen Lebens retten sie Menschen, bergen aber viel zu oft nur noch Tote an den Unglücksstellen.
Viele Protagonisten leben nicht mehr
Für die Dokumentation „Die letzten Männer von Aleppo“ haben die Filmemacher die Arbeit der freiwilligen Helfer nahezu zwei Jahre lang begleitet, sie bei ihrem Einsatz gegen die täglichen Bedrohungen in den zerstörten Straßen, aber auch beim Kampf gegen die eigenen Ängste und für ein Stück Menschlichkeit und Hoffnung im Krisengebiet gefilmt.
Viele der in der Dokumentation auftretenden Protagonisten haben mittlerweile im medizinischen Hilfseinsatz vor dem Fall von Aleppo ihr Leben verloren. Einigen anderen gelang die Flucht aus der Stadt in andere Landesteile, oder sie leben heute als Geflüchtete in der Türkei.
Der Regisseur ist selbst geflüchtet
In der knapp zweistündigen Dokumentation wird realistisch und dramatisch über das Leid der Menschen in der umkämpften Stadt berichtet. Auch erhalten die ZuschauerInnen Einblicke in das Gefühlsleben der porträtierten Weißhelme, die oft tagelang im Einsatz und von ihren Familien und Angehörigen getrennt sind.
Der Regisseur Feras Fayyad ist selbst geflüchtet und lebt derzeit in Dänemark. Erdmann Lange, Geschäftsführer der Altlantis und Odeon Programmkinos in Mannheim, leitete und übersetzte die Podiumsdiskussion mit ihm. So äußerte sich Fayyad uns gegenüber über seinen Film:
Vorwürfe gegen Weißhelme zurückgewiesen
In der Diskussion wiesen syrische Geflüchtete den oft geäußerten Vorwurf zurück, die Weißhelme hätten mit dem IS (Islamischem Staat) zusammengearbeitet. Der Regisseur berichtete, dass seine Dokumentation ihre Weltpremiere im Wettbewerb des renommierten Sundance Film Festivals hatte. Sie gewann im Januar 2017 in der Kategorie “World Cinema Documentary” den Hauptpreis.
Man will jetzt den Film in Deutschland und weiteren europäischen Ländern einem größeren Publikum bekannt machen. Sollte der Erfolg halten, was er verspricht, wollen sich die Produzenten für die Oscarpreisverleihung 2018 bewerben. Dafür müsste der Dokumentarfilm aber noch erfolgreich in us-amerikanischen Kinos laufen.
„Einer der charismatischsten Gäste“
Erdmann Lange schrieb einen Tag nach der Vorpremiere in einem sozialen Netzwerk über den Abend: Ich hatte ja schon so einige Filmschaffende zu Gast in den Atlantis Odeon Kinos über die letzten Jahre. Der Regisseur Feras Fayyad, vom Assad-Regime inhaftiert und gefoltert, heute in Dänemark lebend und unlängst auf dem Sundance Festival ausgezeichnet, gestern im Odeon mit seinem Dokumentarfilm ‚Die letzten Männer von Aleppo‘ vor Ort, war sicher einer der eindrucksvollsten und – auf sehr ruhige Art – charismatischsten Gäste überhaupt. Seinen Film werden wir ab dem 16. März nochmals ins Programm nehmen. Danke an www.masagtja.de für die Kooperation zu dieser Veranstaltung!“
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