Von Alfred Denzinger und Ferry Ungar – Fellbach. Der rechte Wanderzirkus-Chef Michael Stecher versuchte erneut, die BürgerInnen in Fellbach für seine rassistische Propaganda zu begeistern. Am Freitagabend, 24. März, veranstaltete er auf dem Marktplatz unter dem Deckmantel „Gelebte Obdachlosenhilfe“ eine weitere Hetzkundgebung – und scheiterte abermals.
Mit seinem Pseudoverein „Fellbach wehrt sich“ suchte Michael Stecher schon mehrfach die Stadt Fellbach heim. Seine bisherigen Hetzveranstaltungen konnte er nur unter massivem Polizeischutz abhalten (siehe hierzu „Entsetzen über roten Teppich für Neonazis“ und „Rassisten entlarven sich selbst„).
Verschieden Bezeichnungen – dieselben Gesichter
Am Freitag gab es drei Gruppen auf dem Marktplatz: 26 Stecher-Anhänger, knapp zwanzig antifaschistische BeobachterInnen und eine große Zahl Polizeibeamte. Wobei die letztgenannte Gruppe am stärksten vertreten war – sogar mit einer Reiterstaffel. Im Einsatz waren Beamte des Polizeipräsidiums Aalen, unterstützt von Polizisten des Fellbacher Reviers, und Polizeireiter von der Einsatzabteilung Göppingen.
Die AktivistInnen von „Zusammen gegen rechts – Rems-Murr“ beobachteten das Geschehen und spannten nach einem eindeutig rassistischen Redebeitrag auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein Transparent mit der Aufschrift „Gegen rechte Hetze“ auf.
Stecher sprach von einem starken Zustrom von Flüchtlingen und rief zum Schutz von deutschen Obdachlosen auf. Ein weiterer Redner forderte: „Unser Land zuerst.“
Die rechte Anhängerschaft von Stechers neuem Verein „Fellbach hilft“ bestand zum großen Teil aus bereits bekannten Gesichtern, die auch schon bei „Fellbach wehrt sich“ in Erscheinung getreten waren. Dieser Wanderzirkus tritt auch bei anderen rechtsradikalen, rassistischen, neonazistischen und hetzerischen Kleinveranstaltungen auf. So zum Beispiel auch in Öhringen und Karlsruhe.
„Fellbach wehrt sich“
Öhringen
Karlsruhe
Trott-war Chefredakteur distanziert sich: Nicht „Büttel einer rechtsgerichteten Organisation“
Stecher konnte neben einem angeblichem Unternehmer den Chefredakteur der Straßenzeitung Trott-war Helmut H. Schmid als Redner gewinnen. Trott-war wurde im Jahr 1994 von sozial engagierten JournalistInnen und Privatleuten gegründet. Im Mittelpunkt von Trott-war steht die Arbeit für und mit sozial Benachteiligten.
In seiner Rede erklärte Schmid, er solidarisiere sich mit den Inhalten der Veranstaltung. Er wies aber umgehend darauf hin, dass er sich entschieden von rechten Inhalten distanzieren würde, sollten solche geäußert werden. Dies gelte insbesondere auch dann, wenn Obdachlose gegen Asylbewerber ausgespielt werden sollten. Die Straßenzeitung Trott-war stehe für ein Miteinander und er wolle sich nicht zum „Büttel einer rechtsgerichteten Organisation“ machen lassen.
Als am „offenen Mikrofon“ ein Nachredner die Maske des „Obdachlosenhelfers“ fallen ließ, erkannte Schmid, wem er da auf den Leim gegangen war. Er distanzierte sich umgehend von der rechtsradikalen Veranstaltung (siehe nachstehendes Video). Der rechte Redner erklärte, dass hierzulande angeblich Kinderehen befürwortet würden, Weihnachten abgeschafft werden und „unsere ganze Kultur kaputt gemacht werden“ solle. Am Schluss seiner Ausführungen forderte er: „Das deutsche Volk gehört an erste Stelle“.
Stadtverwaltung distanziert sich – DGB wird noch deutlicher
Die Stadt Fellbach verbot zunächst, bei der Veranstaltung Würste mit Senf und Freibier-Gutscheine an die rechten Kundgebungsteilnehmer auszugeben. Das Verwaltungsgericht Stuttgart hob dieses Verbot jedoch auf. Die Stadtverwaltung distanzierte sich öffentlich ausdrücklich von der Veranstaltung und erklärte, es gebe keine Verbindung zur Stadt Fellbach und deren Verwaltung.
Im Aufruf von „Fellbach hilft“ wurde bereits gegen Geflüchtete gehetzt: „Während neu nach Deutschland kommende Zuwanderer meist ebenfalls den Obdachlos-Status erhalten und sofort eine überdachte Bleibe bekommen, gibt es für hiesige Obdachlose große bürokratische Hürden.“
- Redner …
- … auf Stechers Kundgebung
Der Fellbacher DGB-Ortsvorsitzende Dieter Keller erklärte, bereits im Aufruf zur Aktion von „Fellbach hilft“ werde deutlich, dass es sich um den Versuch der als rechtsradikal bekannten Gruppierung „Fellbach wehrt sich“ handle, „ihre rechten Positionen in bürgerlichem Gewand zu präsentieren.“
Während der Veranstaltung kontrollierte ein Mitarbeiter vom „Verbraucherschutz und Tierärztlichem Dienst“ die Utensilien von Stechers „Würstchenküche“. Er musste seinen Kochtopf zunächst abbauen. Später durfte er mit Handschuhen seine Würstchen unter sein „Volk“ bringen – mit Bautz´ner Senf.
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- Kontrolle durch Mitarbeiter …
- … vom „Verbraucherschutz und Tierärztlichem Dienst“
- Würstchen mit Bautz´ner Senf
Kommentar von Ferry Ungar:
Der ewige Verlierer
Seine bisherigen Versammlungen waren in Fellbach nie von Erfolg gekrönt. Weder seine rassistische Hetze noch seine peinliche Kandidatur zur OB-Wahl. Sein Scheitern scheint Programm zu sein. Jeder merkt´s, nur einer offensichtlich nicht. Eine absolut peinliche Figur.
Wenn er nur ein „Spinner“ wäre, dann könnte man ihn einfach rechts liegen lassen. Michael Stecher versucht allerdings mit verschiedenen Ansätzen rechte Propaganda unter die Leute zu bringen. Mal mit eindeutig rechtsradikalen Symbolen und Inhalten – oder wie heute unter dem Deckmantel der Obdachlosenhilfe und ohne Deutschlandfahnen.
In Zeiten eines allgemeinen Rechtsrucks in unserem Land ist es die Pflicht eines jeden freiheitsliebenden Menschen, rechte Propaganda im Auge zu behalten, und – falls notwendig – dagegen aufzustehen. Denn auch für rechtsradikale Traumtänzer gilt: Es gibt kein Recht auf rassistische Propaganda.
In diesem Sinne:
Man sieht sich… auf der Straße!
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