Karlsruhe. Auch der zweite Teil der von „Karlsruhe wehrt sich“ ausgerufenen „Karlsruher Offensive“ war mitunter lustig anzusehen: Es zeigte sich eine handvoll Rassisten und Neonazis, die täglich fünf Stunden vor dem Ordnungsamt demonstrierten und versuchten, ihre Hetze als tolerant und demokratisch zu verkaufen. Am Protest gegen die Aktion der Rechten beteiligten sich konstant zwischen 30 und 40 Personen. Das war der „Karlsruher Offensive“ offenbar ein Dorn im Auge: Am letzten Tag eskalierte die Situation.
Tag 4: Einfallslos
Drei Tage hatten sich die Rechten bereits vor dem Ordnungsamt postiert (siehe auch „Der rechte Mopp schrubbt gegen Links„. Dann ging ihnen bereits zur Halbzeit die Luft aus. Ohne wirklichen Plan setzte sich der harte Kern der „Karlsruher Offensive“ mit Liegestühlen, Getränken und Musik auf den Gehsteig. Später gingen die Beteiligten dazu über, Brettspiele zu spielen. So sieht „Freiheitskampf“ bei „Karlsruhe wehrt sich“ aus. Fraglich, ob es dafür überhaupt notwendig ist, eine Kundgebung anzumelden.
Tag 5: Kasperltheater
Immerhin mit Konzept, vielmehr einem Skript, startete die rechte Truppe am 5. Tag. Ein Schauprozess wurde veranstaltet. In ihm nahm Ester Seitz die Rolle der Staatsanwältin ein. Sie beschränkte sich jedoch hauptsächlich darauf, Paragraph 3 des Grundgesetzes vorzutragen, der die Gleichheit aller vor dem Gesetz garantiert. Dass die Neonazis rund um „Karlsruhe wehrt sich“ zugleich jedoch eine Entrechtung von Muslimen und Geflohenen fordern, zeigt den Widerspruch und die Sinnlosigkeit ihrer Vorstellungen.
Tag 6: Diskussion
Bereits am Vormittag starteten die rechten Hetzer am Samstag, dem vorletzten Tag, ihre Kundgebung. Eine offene Podiumsdiskussion sollte Passanten und auch sonst allen anderen die Möglichkeit geben, ihre Meinung kundzutun. Vielleicht hatte Ester Seitz schlicht keinen weiteren Redner mehr in petto und eröffnete deshalb auch Außenstehenden ihr Mikro.
Ein Herr aus der Reihe der Gegendemonstranten bemühte sich sogar und versuchte, eine Diskussion zu führen. Das wird jedoch vermutlich bei den Rechten kaum einen Eindruck hinterlassen haben. Die übrigen Gegendemonstranten hatten es sich wie gewohnt einige Meter entfernt gemütlich gemacht. Sogar ein kleines Buffet war aufgebaut, um die AntifaschistInnen zu stärken.
Tag 7: Hetze und die Folgen
Ein großes Ende sollte es werden am Sonntag, 2. April. So hatten es sich die Organisatoren der „Karlsruher Offensive“ wohl vorgestellt. Und immerhin erschienen auch tatsächlich doppelt so viele Rechte wie die Tage zuvor. Etwa 20 Personen wohnten den Reden von Ester Seitz und einiger ihrer Anhänger bei. Jedoch war offenbar die Motivation nicht groß genug gewesen, neue Reden zu schreiben. So erzählten einige Redner wortgleich dieselben Dinge wie die Tage zuvor.
Einer von ihnen war Alois Röbosch alias „Alois von Schlesien“, der schon einige Male zuvor auf rechten Kundgebungen anzutreffen war. Er sprach von „Hochachtung vor manchen Linken“, womit er einiges Stirnrunzeln bei seinen Zuhörern auslöste. Nach einer weiteren unbekannten Dame, die Nachrichtenmeldungen vorlas und damit die Stimmung der Neonazis deutlich befeuerte, hielt auch Ester Seitz ihre letzte Rede.
Mit Fahnen auf Gegendemonstranten eingeschlagen
Auch sie putschte ihre Anhänger regelrecht auf. Als sich dann während der Rede einige AntifaschistInnen mit Transparenten näherten, begannen die Neonazis blind vor Wut mit ihren Fahnen auf die GegendemonstrantInnen einzuschlagen und zu stechen. Dies ging mit einer derartigen Aggression und Brutalität vonstatten, dass die Fahnen teilweise zerbrachen. Die Polizei hatte deutlich Mühe, die Rechten von den AntifaschistInnen zu trennen, und nahm Personalien vieler Beteiligter auf. Einige erhielten Platzverweise.
Die Anwesenheit der Presse schien den Rechten ein Dorn im Auge zu sein. Direkt zu Beginn wurde ein Fotograf der Beobachter News bei der Polizei gemeldet. Begründung: Er habe Fotos gemacht. Auch Alois Röbosch machte unzählige Fotos von GegendemonstrantInnen und PassantInnen – darunter auch mehrere Aufnahmen eines Reporters der Beobachter News. Er unterließ dies auch nicht nach Aufforderung des Betroffenen.
Gegen 18.30 Uhr wurde die Karlsruher Offensive dann für beendet erklärt. Die nächste Demonstration von „Karlsruhe wehrt sich“ steht jedoch bereits am 8. April auf dem Stephanplatz in Karlsruhe an. Update 7. April: Die angekündigte Demonstration am 8. April wurde inzwischen abgesagt.
Unser Kommentar: Schwammige Aktionen, verdrehte Fakten
Was als Offensive angekündigt wurde, war nicht mehr als ein müder Versuch, mit einer Zermürbungstaktik die Gegenseite zum Aufgeben zu bewegen. Das Gegenteil war jedoch der Fall. Die GegendemonstrantInnen hatten eine riesige Freude daran, Ester Seitz und ihre Gefährten zu beobachten. Viele lustige und kreative Sprüche entstanden und wurden auf Schilder und Transparente gebracht.
Die Rassisten auf der anderen Seite können die Woche jedoch definitiv nicht als Erfolg verbuchen, auch wenn sie das bereits versuchen. Teilnehmerzahlen zwischen 5 und 15, immer gleiche Reden, schwammige „Protestaktionen“ und eine zunehmend hysterisch wirkende Ester Seitz geben ein anderes Signal.
In den Reden ging es entweder darum, sich selbst die Opferrolle zuzuschreiben, oder Muslime, Ausländer, Andersdenkende und den Staat in Form von Polizei und Ordnungsamt zu diffamieren. Ständig widersprachen sich die Redner selbst und verdrehen Wahrheiten und Fakten.
Für alle wäre es die beste Lösung, wenn „Karlsruhe wehrt sich“ wie auch „Pegida Karlsruhe“ endlich Schluss machte mit den Demonstrationen. Aber es sind bereits bis Juni regelmäßige Veranstaltungen angekündigt. Die Beobachter News werden das braune Treiben auch weiterhin genau dokumentieren.
Folge uns!