Stuttgart/Ulm. Bei schönstem Wetter zogen am Samstag, 6. Mai, 350 BefürworterInnen der Legalisierung von Cannabis durch Stuttgarts Straßen. Ihre Botschaft: „Cannabis muss legal sein“. Begleitet von Polizeibeamten zogen die DemonstrantInnen bei heißen Beats und in guter Stimmung vom Börsenplatz über den Marienplatz zum Eckensee im oberen Schlossgarten. Dort nahmen die Beamten mehrere Personen, die der Musik lauschten, zu einer erkennungsdienstlichen Behandlung mit. Gegen sie wurde ein Verfahren wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetzt eingeleitet. In Ulm waren 400 Legalisierungs-BefürworterInnen auf der Straße.
Der Cannabis Social Club Stuttgart hatte den vierten Global Marijuana March in Stuttgart organisiert, um für ein Ende des „unsinnigen und schädlichen“ Hanfverbots zu demonstrieren. Das Motto lautete dieses Jahr “Legalisierung macht Sinn!”.
Der Marsch begann mit einer kurzen Verzögerung. Die Polizeieinsatzführung stiftete dem Veranstaltungsleiter ersatzweise für die vergessenen Ordnerbinden „Polizeiabsperrband“ als Kennzeichnung für die Ordner. Das wurde von den TeilnehmerInnen mit großem Beifall honoriert.
Die Demonstration zog die Theodor-Heuss-Straße entlang. In Höhe des Rotebühlplatzes wurde der Marsch vom Versammlungsleiter kurzzeitig angehalten. Über Mikrofon forderte er die TeilnehmerInnen auf, keine Verbotenen Substanzen zu konsumieren, da Beamten die DemonstrationsteilnehmerInnen filmten.
Während des Marsches skandierten die Demonstrierenden „Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns das Ganja klaut.“ Ihre Botschaft richteten die DemonstrantInnen auch an Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne). Auf Schildern prangte „Auf geht’s Kretsche, Free MEM“, „Wir sind nicht kriminell“ und „Legalize it“.
Am Marienplatz machten die DemonstrantInnen kehrt. Es ging vorbei am Schlossplatz, wo gleichzeitig das „Festival of Animated Film 2017“ abgehalten wurde. Viele BesucherInnen applaudierten staunend den DemonstrantInnen. Informationsstände am Eckensee empfingen die Demo-TeilnehmerInnen und luden zu Gespräch und Diskussion.
Als die Polizei mehrere Personen kontrollierte, die sich am Rand des Eckensees aufgehalten hatten und der Musik lauschten, solidarisierten sich die Demo-TeilnehmerInnen und liefen zu den Festgenommen, um sie nicht allein zu lassen. Der baden-württembergische Landesverband der Piraten nahm den Global Marijana March durch Stuttgart zum Anlass, die deutsche Drogenpolitik als gescheitert zu kritisieren (siehe unten).
In Ulm war auch der Rechtsruck Thema
In Ulm nahmen rund 400 Personen am Global Hanfmarsch teil. Die RednerInnen bei der Auftaktkundgebung am Berblinger Brunnen in der Hirschstraße waren unter anderem Seija Knorr von den Jusos Neu-Ulm, Eva-Maria Glathe von den Linken und Falk-Peter Hirschel von den Piraten. Alle sprachen sich für die Legalisierung von Cannabis aus.
Auch der Rechtsruck in Deutschland war ein Thema. Wählen sei wichtig, darüber waren sich alle einig. „Wählen ist wie Zähneputzen. Lässt man es sein, wird es braun“, so ein Redner. Bemängelt wurde auch, dass es nach sechs Jahren von den Grünen geführter Landesregierung in Baden-Württemberg immer noch nicht gelungen sei, Cannabis zu legalisieren, und KonsumentInnen somit kriminalisiert würden.
Die TeilnehmerInnen zogen anschließend in einem einstündigen Marsch mit vielen bunten Bannern und Plakaten durch Ulm, um die PassantInnen auf das Thema aufmerksam zu machen und sie zu sensibilisieren.
Die Pressemitteilung der Piraten im Wortlaut:
„Global Marijuana March: Deutschlands Drogenpolitik ist gescheitert
Zum vierten Mal zieht heute der „Global Marijuana March“ durch Stuttgart, um für ein Ende des Hanfverbots zu demonstrieren. Die Piratenpartei Baden-Württemberg war vor Ort, unterstützte die vom CSC Stuttgart organisierte Demonstration und fordert die Landes- und Bundesregierung ebenfalls dazu auf die Gesetze weitgehender zu lockern.
Deutschland hat mit der Legalisierung von Cannabis auf Rezept einen ersten Schritt in die richtige Richtung gemacht, welcher längst überfällig war« kommentiert Philip Köngeter, Landesvorsitzender der Piratenpartei Baden-Württemberg. »Die Bundesregierung muss nun aber weitreichender Handeln und erkennen, dass Ihre bisherige Drogenpolitik gescheitert ist. Deutschland sollte eine Kehrtwende durchführen und sich beispielsweise die US-Staaten Colorado und Washington zum Vorbild nehmen. Produktion, Vertrieb und Handel wurden dort legalisiert und reguliert, ähnlich wie das auch im Parteiprogramm der Piraten gefordert wird. Die Landesregierung könnte hier eine Vorreiterrolle einnehmen und Baden-Württemberg als Modellregion anbieten. Als erster Schritt könnten Modellprojekte wie Cannabis Social Clubs umgesetzt werden.“
Weitere Bilder des Tages:
Folge uns!