Von Alfred Denzinger – Stuttgart. Über 120 Menschen haben am Donnerstag, 18. Mai, im Stuttgarter Stadtteil Bad Cannstatt gegen den Auftakt der AfD zum Bundestagswahlkampf protestiert. Als die Kundgebung beendet war, kündigte ein Sprecher an: „Heute nehmen wir uns Cannstatt.“ Diese Lautsprecherdurchsage löste unter den Polizeibeamten sichtbare Nervosität aus. Die AktivistInnen verteilten sich in vier „Guerilla-Truppen“ und nahmen sich Cannstatt – aber nicht so, wie wohl von der Polizei befürchtet.
In der Innenstadt wurden nach Veranstalterangaben tausende Flugblätter verteilt. Mit Aufklebern, Sprühkreide, Plakaten und Transparenten wurden unübersehbare Zeichen gegen Rechts im Stadtbild gesetzt. Jeder „Guerilla-Trupp“ wurde von Polizisten begleitet. So waren wenigstens eine Handvoll Polizeibeamte nicht gänzlich „arbeitslos“.
Auf der Kundgebung wurde in mehreren Reden betont, dass es „keine Legitimität für menschenverachtende Hetze gibt. Weder im Wahlkampf, noch sonst irgendwo.“ Zum Abschluss erklärte ein Redner: „Das Bild im Kurpark spricht schon heute für sich. Hinter einem immensen Polizeiaufgebot verschanzt sich der AfD-Landesverband. Damit wird einmal mehr deutlich, dass rechte Veranstaltungen in unserer Stadt keine Normalität sind. Setzen wir alles dran, dass es so bleibt! Der Widerstand geht weiter – Stuttgart bleibt antirassistisch!“
Blieb das von der AfD gewünschte Szenario aus?
Die AfD-Veranstaltung im Kursaal wurde mit einem massiven Polizeiaufgebot, Hamburger Gittern und Polizeihunden geschützt. Der Platz vor dem Kursaal wirkte etwas gespenstig, da außer den Polizeibeamten nur vereinzelte neugierige AfD-GegnerInnen zu sehen waren.
Selbst Provokationen des AfD-Stadtrats Eberhard Brett brachten die KundgebungsteilnehmerInnen nicht dazu, die offensichtlich gewünschten Reaktionen zu liefern. Brett klagte erst vor kurzem darüber, er sei auf dem Weg zu einer Parteiveranstaltung von linken Aktivisten „zusammengeschlagen“ worden (wir berichteten). Jetzt wollte er es offenbar erneut wissen: Brett drängte sich gezielt zwischen die GegendemonstrantInnen.
- Brett und sein …
- … Begleiter inmitten …
- … der Kundgebung …
- … gegen die AfD
Die Polizei hinderte den Rechtsanwalt, der Anfang der Woche vom Stuttgarter Amtsgericht wegen vorsätzlichen Betrugs verurteilt worden war, nicht an der offenbar beabsichtigten Provokation. Die Szene ereignete sich am Wilhelmsplatz auf Höhe der Bahnhofstraße 1 – und damit weitab vom Cannstatter Kursaal, dem Veranstaltungsort der AfD. Brett kann also nicht behaupten, irgend jemand hätte ihn am Zutritt hindern wollen.
Als Reaktion auf die Provokationen Bretts und seines Begleiters gab es nach Angaben des Veranstalters der Kundgebung gegen die AfD eine Anzeige wegen Störung einer Versammlung.
Kommentar: Mit dem Rucksack gegen Pressefotograf
Dem Begleiter von Eberhard Brett missfiel es offenbar sehr, dass sein Agieren fotografisch dokumentiert wurde. Er wurde mehrfach von Polizeibeamten daran gehindert, auf mich als Pressefotografen los zu gehen. Einmal wäre es ihm beinahe gelungen. Er schlug mit seinem Rucksack nach mir. Ob das nicht den Anfangsverdacht einer versuchten schweren Körperverletzung erfüllt? Oder gar noch Schlimmeres?
Nun ja, ich bin ja kein neuerdings per Gesetz als besonders schutzwürdig eingestufter Polizist, sondern nur ein unbequemer Journalist. Und der Brett-Begleiter ist ja kein Antifaschist, sondern … (siehe hierzu „Kopfschütteln über Haft für „Herumfuchteln“ bei Protest gegen AfD„).
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