Von unseren ReporterInnen – Karlsruhe. Bereits eine Woche nach dem rechtsradikalen „Tag der deutschen Zukunft“ (siehe „Die Polizeigewalt war überzogen“ und „In Karlsruhe läuft was falsch„) trafen sich in Karlsruhe am Samstag, 10. Juni, erneut Rassisten und Neonazis, um ihre Hetze zu verbreiten. Dem Aufruf von „Karlsruhe wehrt sich“ folgten etwa 25 Rechte, während rund 100 Personen gegen den Aufmarsch protestierten. Pathetisch kündigte Ester Seitz an, sich bald von der politischen Bühne in Karlsruhe zurückzuziehen.
Die Polizei scheint den regelmäßigen Demonstrationen der Reichsbürger, Rassisten und Neonazis kaum noch Bedeutung beizumessen. So wurde wieder nur mit Flatterband und einigen Polizisten ein Teil des Platzes abgesperrt.
Die AntifaschistInnen hatten eine Weile den Ort der Rechten in Beschlag genommen, mussten sich aber recht schnell hinter die Absperrung begeben. So bestand der Protest gegen den Aufmarsch der Rechten vor allem darin, mit Sprechchören, Pfeifen und Musik möglichst viel Lärm zu verursachen.
Polizei irritiert über Kunst-Aktion
Nach einiger Zeit kletterte eine Person auf einen zum Teil abgesperrten Brunnen, was die Polizei sichtlich nervös machte. Machtlos mussten die Beamten mit ansehen, wie sich der junge Mann mit Farbe bemalte und minutenlang regungslos mit erhobenen Armen auf dem Brunnen stand. Auf Nachfrage schilderte der Künstler, er wolle damit für Freiheit und gegen Rassismus protestieren. Außerdem wollte er den Anwesenden zeigen, dass auch kleine Aktionen etwas bewegen können.
Kurz danach wurde einem Gegendemonstranten verboten, mit einem Megafon in Richtung der rechten Kundgebung zu rufen. Von dieser Person nahm die Polizei später auch die Personalien auf.
Polizei lässt Seitz direkt vor Verfassungsgericht demonstrieren
Nach rund einer Stunde zog „Karlsruhe wehrt sich“ los in Richtung Bundesverfassungsgericht. Eine antifaschistische Spontandemonstration folgte durch Parallelstraßen. Die GegendemonstrantInnen wurden jedoch immer wieder von Polizeiketten gestoppt und mussten zum Teil enorme Umwege laufen. Dabei war ihr Ziel – eine angemeldete Kundgebung – nur wenige Meter entfernt.
Die Rechten durften unterdes ihre Zwischenkundgebung in der Einfahrt des Gerichts durchführen. Sie bekamen also exakt das erlaubt, was sich Ester Seitz seit Monaten gewünscht hatte. Offenbar hatte sie ihre Demonstrationen bisher schlicht falsch angemeldet.
Vorläufig letze Veranstaltung angekündigt
Als es nach einigen Minuten wieder zurück zum Stephanplatz ging, waren die AntifaschistInnen erneut den Absperrungen der Polizei ausgesetzt. So waren nun plötzlich Straßen unzugänglich, die auf dem Hinweg noch passierbar waren. Dennoch waren die GegendemonstrantInnen rechtzeitig zurück, um die Schlusskundgebung von „Karlsruhe wehrt sich“ gebührend übertönen zu können.
Ester Seitz hat für den 15. Juli die vorläufig letzte Veranstaltung von „Karlsruhe wehrt sich“ angekündigt. Jedoch stellte sie klar: „Sollte dieses Volk doch noch aufwachen, dann bin ich die erste, die hier in Karlsruhe wieder auf dem Platz steht.“ Ob in Zukunft eine andere Gruppierung die rechten Demonstrationen veranstaltet, bleibt abzuwarten.
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