Von Angela Berger – Neckarwestheim. Der leere Schubverband für die Castortransporte, der am Montag in Obrigheim ankam (siehe Atommüll-Transport startet im Morgengrauen), wurde in der Nacht zu Mittwoch, 28. Juni, beladen. Am Morgen legte er gegen 6.10 Uhr in Obrigheim ab – und musste bald darauf schon wieder stoppen. Dennoch kam er nach 13 Stunden um 19 Uhr in Neckarwestheim an.
Ein Großaufgebot der Polizei begleitete die strahlende Fracht. Zunächst fuhr der Schubverband aber in die falsche Richtung. Der Kraftwerkbetreiber EnBW gab an, das Wendemanöver im zehn Kilometer neckarabwärts gelegenen Guttenheim sei geplant gewesen und völlig ungefährlich.
Etwa um 6.30 Uhr war auch die Mahnwache der Atomtransport-GegnerInnen an der Theresienwiese in Heilbronn besetzt. Am Bahnhof Heilbronn trafen sich Protestierende. Um 9.30 Uhr begannen sie ihre Demonstration. Etwa 60 DemonstrantInnen zogen auf einer veränderten Demoroute über die Theresienwiese und entlang des Neckars über die Erwin-Fuchs-Brücke und dann wieder zurück zur Otto-Konz-Brücke in Richtung der Mahnwache.
Jubel brandete auf, als gemeldet wurde, dass sich nördlich von Heilbronn drei Aktivisten von Robin Wood von der Brücke der L 1100 auf Höhe Bad Wimpfen abgeseilt hatten. Bis dahin war die Demonstration ohne Zwischenfälle verlaufen. Nun setzten sich auf der Otto-Konz-Brücke spontan einige der DemonstrantInnen auf die Fahrbahn und breiteten ihre Transparente aus.
Um 11.40 Uhr erfolgte der erste Aufruf der Polizei, die Fahrbahn zu räumen. Vierzig Minuten später wurden die ersten Aktivisten von der Brücke entfernt. Sie wurden abgeführt und erkennungsdienstlich behandelt. Etwa zur selben Zeit wurden die Robin-Wood-Kletterer von der Brücke bei Bad Wimpfen abgeseilt. Um 13.30 Uhr startete erneut eine Aktion von Robin Wood, diesmal am Wehr in Horkheim südlich von Heilbronn – siehe die Fotos von Robin Wood.
Veröffentlichung von drei Fotos (gekennzeichnet) mit freundlicher Genehmigung von Robin Wood.
Castortransporte wohl doch nicht sicher
Trotz aller Sicherheitsmaßnahmen der Polizei und obwohl die Transportschiffe in der Nacht beladen wurden, konnte es einer kleinen Gruppe von Aktivisten gelingen, sich von den Brücken abzuseilen. Bei der ersten Aktion sogar so erfolgreich, dass der Transport der Castoren auf dem Neckar etwa eine Stunde aufgehalten wurde.
Dazu sagte der Sprecher der Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt“ Jochen Stay in einer Presseerklärung: „Die Behörden haben der Bevölkerung vorgegaukelt, sie hätten in Sachen Sicherung des Castor-Transports auf dem Neckar alles im Griff. Jetzt wissen wir es leider besser: Der Polizei gelingt es noch nicht einmal zu verhindern, dass Anti-Atom-Aktivisten in der Stahlkonstruktion einer Brücke übernachten und sich tagsüber abseilen können – wie heute in Bad Wimpfen geschehen.“
Mutmaßlich Transporte bis Oktober
Der Atommülltransport erreichte dennoch gegen 19 Uhr Neckarwestheim – nach 13 Stunden. Für alle Beteiligten ein langer Tag. Es dürfen jeweils nur drei Castoren beladen werden und weitere erst, wenn diese abtransportiert sind. So wird es nach Angaben des Bündnisses Neckar Castorfrei etwa bis in den Oktober dauern, bis alle Transporte beendet sind.
Bei einer Beladezeit von zirka fünf bis sieben Tagen, dem Trocknen, Castorschließen und außen strahlenfrei Bekommen, könne man mit einem Transport alle drei bis fünf Wochen rechnen. Ob dann die „Edda“ schneller vorankommt, wird sich noch zeigen.
Bündnis Neckar Castorfrei: Neutronenstrahlung massiv gestiegen
Das Bündnis Neckar Castorfrei berichtete in seiner Presseerklärung, bei einer eigenen Messung einen „massiven Anstieg der Neutronenstrahlung festgestellt“ zu haben. Fraglich bleibt, ob man die Bevölkerung und auch die Einsatzkräfte dieser Strahlung aussetzen sollte, nur damit die EnBW kostengünstig den Atommüll von A nach B verfrachten darf, an dem er auch nur eine gewisse Zeit bleiben kann.
Die grüne Wiese, von der Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller für Obrigheim sprach, wird wohl noch eine Weile auf sich warten lassen. Und für Neckarwestheim scheint sie in weite Ferne gerückt.
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